1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Leipzig
  6. >
  7. Tierpfleger im Zoo Leipzig: Vom TV-Star zum Bastel-Jörg - Was Gräser heute macht

Nach Rummel und ProtestenVersetzung von Jörg Gräser: Was der Leipziger Zoo-Tierpfleger heute macht

Für den Zoo Leipzig war es ein ebenso unerwartetes wie heftiges Erdbeben. Im Frühjahr sorgte die Versetzung von Zootierpfleger Jörg Gräser für große Proteste und jede Menge Turbulenzen. Inzwischen hat sich der Rummel gelegt. Doch viele Zoo-Fans fragen sich weiterhin: Was macht Jörg Gräser heute eigentlich?

Von Stephan Lohse Aktualisiert: 18.11.2023, 15:01
Seine Basteleien für die Tiere machten Jörg Gräser im Zoo Leipzig bekannt. Nun hat er sein Hobby als "Bastel-Jörg" noch einmal intensiviert. 
Seine Basteleien für die Tiere machten Jörg Gräser im Zoo Leipzig bekannt. Nun hat er sein Hobby als "Bastel-Jörg" noch einmal intensiviert.  Foto: ZB | Waltraud Grubitzsch

Leipzig/DUR – Im Frühjahr 2023 erlebte der Zoo Leipzig in regelrechtes Erdbeben. Die Versetzung von Tierpfleger Jörg Gräser in ein anderes Revier sorgte für Tausende teils wütende Kommentare, es gab eine Petition, unzählige Drohungen und heillose Spekulationen.

Unerwartetes Beben im Zoo Leipzig

Die Personalie ließ kaum einen Zoo-Fan kalt, denn sie betraf einen ganz besonderen Zoo-Mitarbeiter. Die MDR-Sendung „Elefant, Tiger und Co.“ machte nicht nur den Zoo Leipzig und seine Tiere bundesweit bekannt, sie machte auch Tierpfleger wie Jörg Gräser zu TV-Stars.

Der 54-Jährige profitierte dabei zum einen von prestigeträchtigen Schützlingen. Erdmännchen, Hyänen und Löwen gaben immer wieder tolle TV-Bilder. Und als Löwen-Baby Malik 2004 per Hand aufgezogen wurde, war Gräser als Ersatz-Papa mittendrin.

Gräsers Beliebtheit und Versetzung

Zum anderen ist der Tierpfleger Jörg Gräser ein passionierter Bastler. Seine immer wieder mit Liebe gebauten Tierbeschäftigungen machten nicht nur den Raubtieren Afrikas Spaß, sie waren für „Elefant, Tiger und Co.“ Gold wert.

Beliebte Tiere, fantasievolle Tierbeschäftigungen, dazu Gräsers offene Art: Der Tierpfleger wurde selbst zum Star – und war plötzlich nicht mehr da.

Jörg Gräsers Abschied von den Löwen - Plötzlich werden Pannen bekannt

Zumindest für die Öffentlichkeit plötzlich und unerwartet wurde Gräser versetzt: Von den Raubtieren Afrikas in die Südamerika-Anlage. Und da sowohl der Zoo als auch Gräser über die Versetzung schwiegen, schossen schnell die Gerüchte ins Kraut.

So wurde bekannt, dass es bei Gräsers Löwen eine Fütterungspanne gab. Ausgerechnet an einem Tag, an dem Gräser laut Medienberichten eher Feierabend gemacht hatte, wurde bei einer Fütterung ein Schieber nicht geschlossen. Anstatt im rückwertigen Bereich zu fressen, schleppten die damals noch zwei Löwen ihre Beute nach vorn. Löwe Majo fraß für Besucher sichtbar einen Zebra-Kopf. Mindestens ein zart besaiteter Besucher habe sich anschließend beschwert.

Gerüchte und Spekulationen zum Löwen-Aus für Jörg Gräser im Zoo Leipzig

Zudem gab es Berichte um Streit um die Löwen-Haltung. Dabei kam heraus, dass es bei den Löwen eine Fehlgeburt gegeben hatte. Während der Zoo mit solchen Fällen sonst transparent umgeht, wurde dieses Mal geschwiegen. Laut „Leipziger Volkszeitung“ habe sich Gräser dabei gegen Änderungen bei der Löwen-Haltung ausgesprochen.

Als dann auch noch Löwe Majo plötzlich starb, setzte in den Kommentarspalten des Zoos ein regelrechter Shitstorm ein. Tausende forderten die Rückkehr Gräsers in sein altes Revier. Zahlreiche Menschen drohten, nie wieder in den Zoo zu kommen oder auch „Elefant, Tiger und Co.“ zu boykottieren.

Drohungen und Boykottaufrufe: Gräsers Wechsel entzürnt Fans

Der Zoo versuchte erfolglos, die Gemüter mit zwei Statements zu beruhigen, zu den Gründen wurde aber weiter eisern geschwiegen. Auch „Elefant, Tiger und Co.“ schwieg.

Am Ende flaute die Empörung irgendwann ab. Ein öffentlicher Auftritt von Jörg Gräser in Limbach-Oberfrohna wurde viel beachtet. Zumal Gräser dort durch die Blume mitteilte, dass er seine Löwen nicht freiwillig aufgegeben hatte. Einzige offizielle Nachricht aber: Er werde nicht mehr bei „Elefant, Tiger und Co.“ im MDR auftreten.

Die Online-Wende: Der Tierpfleger als Bastel-Jörg

Inzwischen hat sich der Sturm endgültig beruhigt. Jörg Gräser ist weiter Tierpfleger im Zoo Leipzig. Und von der Kamera hat er auch nicht lassen können: Allerdings nicht mehr im MDR, sondern in den sozialen Medien.

Dort hat er sein Bastel-Hobby intensiviert. Als „Bastel-Jörg“ veröffentlicht er wöchentlich Videos, wie er aus Obst und Gemüse Tierfiguren bastelt. Ob Pinguin, Schildkröte oder zu Halloween ein Kürbis-Vampir: Tausende Fans verfolgen, was Gräser in seinem Kleingarten baut.

Jörg Gräser bastelt: Sein Kalender findet reißenden Absatz

13.000 Follower hat er inzwischen bei Instagram, über 5000 bei Youtube. Etwa ein Mal pro Woche veröffentlicht er ein Bastel-Video, plaudert, zeigt seine eigenen Tiere oder einen kleinen Vogel, den er aufgepäppelt hat.

Zuletzt veröffentlichte Gräser auch einen Kalender mit 12 seiner Bastel-Ergebnisse. Einen Teil der Einnahmen wolle er für den Tierschutz spenden. Die erste Charge sei sofort verkauft gewesen, berichtete er stolz.

Seine Fans sind von dem neuen Format begeistert. Nahezu jeder Eintrag bekommt massiv Lob und Zuspruch – und noch immer gibt es viele Fans, die sich seine Rückkehr zum MDR und ins alte Zoo-Revier wünschen. Gräser schweigt dazu.