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Unister-Chef Thomas Wagner tot Thomas Wagner: DNA-Abgleich bestätigt den Tod des Unister-Chefs

28.07.2016, 12:20

Leipzig - Genau zwei Wochen nach dem Flugzeugabsturz in Slowenien ist der Tod der beiden Unister-Chefs amtlich. Ein DNA-Abgleich habe ergeben, dass es sich bei den Leichen um die beiden Gesellschafter des Leipziger Internetunternehmens, Thomas Wagner und Oliver Schilling, sowie einen Finanzvermittler mit dem Vornamen Heinz Horst handele, berichtete am Donnerstag die Lokalzeitung „Primorske Novice“.

Laut der slowenischen Polizei hat die Untersuchung gezeigt, dass es sich bei den Toten um einen 38-, 39- und 65-Jährigen handelt. Der 73-jährige Pilot war schon länger identifiziert. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin sagte der MZ: „Wir müssen leider bestätigen, dass bei dem Flugzeugabsturz in Slowenien vier Deutsche getötet wurden.“

Die zuständige Staatsanwaltschaft in Leipzig noch die Generalstaatsanwaltschaft Dresden konnten die Meldung nicht bestätigen. Allerdings hatte es dort schon in den vergangenen Tagen „keine begründbaren Zweifel“ daran gegeben, dass es sich bei den Toten tatsächlich um die Leipziger Unternehmer und den 65-Jährigen Finanzvermittler handelt. Auch der 73 Jahre alte Pilot des einmotorigen Kleinflugzeugs starb bei dem Absturz.

Die Deutschen hatten sich auf dem Rückflug von Venedig nach Leipzig befunden, als die Maschine in ein Waldgebiet stürzte und ausbrannte. Zuvor hatte der Pilot Probleme mit Vereisung gemeldet.

In der Lagunenstadt soll Wagner einen Tag zuvor Medienberichten zufolge bei der Abwicklung eines ominösen Kreditgeschäfts um mehr als eine Million Euro betrogen worden sein. Dabei soll es sich um einen sogenannten „Rip Deal“ gehandelt haben.

Unister-Chef Thomas Wagner soll vor dem Absturz betrogen worden sein

So soll Wagner für einen Kredit in Höhe von zehn Millionen Euro 1,5 Millionen Euro in Bar als Versicherung übergeben, im Gegenzug aber nur einen Koffer mit größtenteils falschen Schweizer Franken erhalten haben. 10 000 Franken waren später nach Behördenangaben am Absturzort gefunden worden. Wagner hatte daraufhin Anzeige bei der italienischen Polizei erstattet. „Die Ermittlungen laufen noch“, sagte ein Sprecher am Donnerstag. Über den bisher bekannten Stand hinaus gebe es aber keine neuen Erkenntnisse.

Die Generalstaatsanwaltschaft in Dresden ermittelt aktuell noch gegen den Unister-Chef Wagner, unter anderem wegen Versicherungsbetrugs. Pressesprecher Wolfgang Klein erklärte der MZ: „Sollte sich der Tod von Thomas Wagner bestätigen, werden wir beim Landgericht Leipzig die Einstellung des Verfahrens gegen Herrn Wagner beantragen.“ Oliver Schilling sei nicht Teil der Ermittlungen.

Ein besonderes Interesse der Staatsanwaltschaft besteht an dem offenkundig einzig Überlebenden aus der Gruppe, die mit Wagner nach Venedig gereist war - Medienberichten zufolge ein früherer Leipziger Bankdirektor, der wegen Flugangst das Auto genommen haben soll. „Er war ja möglicherweise beteiligt“, sagte Klein. Ob es bereits Kontakt gab, wollte er nicht sagen.

Vier Tage nach dem Flugzeugabsturz hatte zunächst die Unister Holding Insolvenz anmelden müssen. Der Antrag soll Schulden in Höhe von fast 40 Millionen Euro ausgewiesen haben. Inzwischen sind sechs Töchter aus der Gruppe, die über 40 Internetportale wie fluege.de oder ab-in-den-urlaub.de betreibt, im vorläufigen Verfahren. Fast 90 Prozent der gut 1000 Unister-Mitarbeiter sind betroffen.

Für Insolvenzverwalter Lucas Flöther hat die amtliche Bestätigung des Todes von Firmengründer Wagner keine besondere Bedeutung. „Das Insolvenzgericht war ja bereits von der Führungslosigkeit der Holding ausgegangen“, sagte sein Sprecher. (mz/ts/dpa)