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Warnstreik von Verdi und EVG „Streik muss ein bisschen weh tun“ - Leere am Leipziger Hauptbahnhof

Ein Warnstreik im Verkehrssektor hat am Montag weite Teile des Nah- und Fernverkehrs im Freistaat zum Stillstand gebracht. Die Auswirkungen sind vielerorts zu spüren.

Von Carla Benkö Aktualisiert: 27.03.2023, 15:51
Pünktlich um 0:00 des 27. März 2023 begann der angekündigte Streik im Fernverkehr der Deutschen Bahn.
Pünktlich um 0:00 des 27. März 2023 begann der angekündigte Streik im Fernverkehr der Deutschen Bahn. (Foto: IMAGO/Christian Grube)

Leipzig/DPA - Die Anzeigetafeln in der Leipziger Bahnhofshalle bleiben am Montagmorgen leer. Mit Ausnahme einer Hinweismeldung zum Warnstreik der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), die am unteren Rand des Bildschirms in Dauerschleife durchläuft. Die meisten Reisenden scheinen sich auf den Streik eingestellt haben, nur vereinzelt stehen Menschen mit Gepäck verloren in der Bahnhofshalle.

Das sind die Auswirkungen des bundesweiten Warnstreiks der beiden Gewerkschaften Verdi und EVG. Der Streik, der offiziell um Mitternacht begonnen hat, soll 24 Stunden dauern und hat zu erheblichen Ausfällen im Nah- und Fernverkehr geführt.

Um kurz vor neun wird es laut im Leipziger Bahnhof

Einer der Gestrandeten, ein 23-Jähriger Austauschschüler aus der Türkei, sucht gerade nach der Abfahrtsstelle des FlixBusses. Er habe eigentlich zurück in die Heimat fliegen wollen, erzählt er. Seinen Flug habe er jetzt aber verpasst. Seit ein Uhr nachts ist er auf den Beinen. Das nächste Ziel sei jetzt erstmal Berlin. Von da aus hoffe er, eine Flugverbindung in die Heimat zu erwischen.

Um kurz vor neun wird es laut im Leipziger Bahnhof. Der angekündigte Demonstrationszug der streikenden Gewerkschafter zieht mit lautem Tröten und Pfeifen durch die Bahnhofshalle, bevor die Streikenden gegenüber dem Leipziger Hauptbahnhof Stellung beziehen.

Streik muss aber auch ein bisschen weh tun

André Mertin, EVG-Mitglied

Die Frustration vieler Reisender könne er verstehen, sagt André Mertin, EVG-Mitglied und Referent Digitalisierung bei der DB Netz AG: „Streik muss aber auch ein bisschen weh tun“. Yvonne Taube, Busfahrerin bei den Leipziger Verkehrsbetrieben (LVB), erzählt: „Wir haben ja am Freitag schon einen kleinen Demozug gemacht. Da haben mehrere mit Kopfschütteln und Schimpfen mitgeteilt, dass sie das nicht gut finden, dass wir streiken.“

Die Kritik sei bei ihnen aber falsch adressiert. Vorwürfe müssten an die Unternehmen gerichtet werden, so Taube. „Wir würden ja arbeiten gehen, aber für mehr Geld, und das ist gerade ja das Problem.“ Taube weist auf höhere Lebenserhaltungskosten hin.

Mit den Warnstreiks wollen Verdi und EVG den Druck in ihren gegenwärtigen Tarifrunden erhöhen

Die Preise seien überall gestiegen, aber mehr Geld bekomme man nicht. „Da müssten wir früh, mittags, abends, nachts fahren, damit wir ein bisschen mehr Geld verdienen, aber es ist ja nicht Sinn und Zweck der Sache, dass wir dafür unsere Familien vernachlässigen.“ Mit den Warnstreiks wollen Verdi und EVG den Druck in ihren gegenwärtigen Tarifrunden erhöhen.