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  7. Rod Stewart in Leipzig in die Quarterback-Arena - Alle Infos zum neuen Album "Swing Fever"

Der Geist einer vergangenen Zeit Mit fast 80 auf Tour: Rod Stewart kommt im Juni nach Leipzig - Wer ist der Künstler?

Der Londoner Rod Stewart hat die Rockgeschichte nicht nur miterlebt, sondern geprägt. Mit fast 80 und vor seiner letzten großen Stadiontour schenkt er sich ein Album mit Swing-Hits. Im Juni kommt der Künstler nach Leipzig in die Quarterback-Arena.

Von Steffen Könau Aktualisiert: 14.03.2024, 09:42
Rod Stewart (r.) mit seinem Bandleader Jools Holland. 
Rod Stewart (r.) mit seinem Bandleader Jools Holland.  Foto: Jonas Mohr

Halle/MZ. - Es geht schmissig los. Rod Stewart spaziert in einem weißen Mantel herein, die Haare wie immer auf halb acht. Die Band packt die Instrumente aus. Mitten in einem Bahnhof baut sie sich auf, der Mann mit dem Knittergesicht greift zum Mikro und es geht ab.

Stewart singt „Almost Like Being in Love“, einen Song, der so alt ist wie der Sänger. Bandleader Jools Holland sitzt am Klavier, die Passanten fangen an zu tanzen, die ganze Halle swingt und schnipst mit den Fingern zum Geständnis des Sängers, dass ihm alle Musik der Welt gerade vorkomme wie eine Glocke, die nur für ihn allein schlage.

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Rod Stewart: Von Manhattan bis nach Halle

Alte Liebe rostet nicht, und Rod Stewarts älteste gilt dem Swing der Tin Pan Alley, benannt nach einer Straße in Manhattan, in der in den 30er Jahren alle großen Musikverlage eingemietet sind. Cole Porter, George Gershwin und der Kölner Alfred Breitenbach, der sich in den USA Fred Fisher nennt, klimpern hier an ihren Klavieren. Bing Crosby, Frank Sinatra und Ella Fitzgerald lassen sich hier ihre Hits schreiben.

Rod Stewart, in den ersten Jahren seiner Weltkarriere eher Rocker, später Popstar und zuletzt unfassbar erfolgreich mit wiederentdeckten Songs aus dem, was er das „Great American Songbook“ nennt.

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Er ist seit seiner Kindheit ein Fan der schottischen Fußball-Nationalelf und besitzt seit einem Besuch in Halle in den 90er Jahren ein Trikot des Halleschen FC. Der Mann mit der Reibeisenstimme glüht auch vor Begeisterung für den Sound der Musik, die vor dem Rock’n’Roll Pop war.

Rod Stewart mit neuem Album im "Swing Fever"

Mit dem Album „Swing Fever“ hat sich der 79-jährige Brite nun den Traum erfüllt, einmal im satten Sound eines großen Orchesters zu baden und mit Vibraphon, Klavier, E-Gitarre und Klarinette zu tanzen.

Stewarts erste Swing-Versuche gingen allerdings schief. Der Mann, der mit „Maggie Mae“, „Sailing“ und „Baby Jane“ zum Superstar geworden war, beschreibt seine ersten Versuche mit Swing-Klassikern als „mehr Frank Sinatra als Louis Prima“. Kurzerhand wanderte alles in die Tonne.

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Rod Stewart wollte eigentlich Profifußballer werden

Instinkt. Eine klare Idee. Eine künstlerische Vorstellung. Rod Stewart, als Sohn einer schottischen Familie kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges in London geboren, hatte sie immer schon. Nur war sie von außen nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen. Eigentlich hatte der talentierte Junge aus dem Arbeiterviertel Highgate Profifußballer werden sollen.

Doch als der Traum platzt, verlegt er sich auf sein anderes großes Talent: Stewart hat eine Stimme, die unter Tausenden zu erkennen ist. Mit 18 steigt er bei seiner ersten Band ein, mit 19 veröffentlicht er seine erste Single. Mit 22 ist er der Mann am Mikrofon bei der Jeff Beck Group, einer Versammlung späterer Superstars wie Ron Wood (Rolling Stones), Cozy Powell (Rainbow) und Nicky Hopkins (The Beatles, The Who).

Zusammenarbeit mit Jools Holland

Als er nun nicht weiterkommt mit seiner Swing-Idee, ruft er Jools Holland an. Der Bandleader, einst Mitgründer von Squeeze, ist in Großbritannien eine Legende. In seiner Sendung „Later with Jools Holland“ empfängt er nicht nur prominente Gäste wie Peter Gabriel, Eric Clapton oder Tom Jones, er spielt auch mit ihnen Musik. Mit Pearl Jam hat er deren Hit „Alive“ intoniert, mit den Manic Street Preachers „A Design for Life“ und mit Herbert Grönemeyer „Marie“.

Nicht nur die Verehrung für die gute alte Musik der klassischen Swing-Ära verbindet die beiden Männer, sondern auch ein gemeinsames Hobby. Beide sind leidenschaftliche Modelleisenbahner. „Unsere fanatische Begeisterung hat uns zusammengeschweißt“, sagt Rod Stewart über seinen neuen musikalischen Partner, den er zuvor nur von gelegentlichen Smalltalks bei Partys kannte.

Rob Stewart und Jools Holland verstehen sich blendend

Die zusammen eingespielten 13 Klassiker atmen nun den Geist einer vergangenen Zeit, aufgenommen mit den Möglichkeiten moderner Studiotechnik. Doch hier ist nichts geglättet und geschmirgelt wie bei aktuellen Produktionen üblich, bei denen Spuren aufgenommen, im Rechner bis zur Perfektion korrigiert und am Ende unter Verwendung von Computerprogrammen kombiniert werden.

Stewart, Holland und dessen Orchester haben alles live eingespielt. „Ich will nicht, dass es super poliert klingt“, habe ihm Stewart ganz am Anfang gesagt, erzählt Holland. Und er habe geantwortet: „Da bist du an den Richtigen geraten.“ Mit 18 Musikern quetscht sich Rod Stewart in Jools Hollands winziges Studio. „Das schafft einfach ein unglaubliches Zusammengehörigkeitsgefühl“, beschreibt er.

Von der ersten Session mit „Lullaby Of Broadway“ an haben die beiden Kollaborateure das Gefühl, auf einer gemeinsamen Welle zu surfen. „Rod kann alles singen“, lobt Holland, „es gibt nur eine Handvoll Leute auf der Welt, die dazu in der Lage sind.“ Stewart gibt das Lob zurück. Für ihn liegen all diese Swing-Songs „an der Grenze zur Rock-’n’-Roll-Ära“, sie seien aber für ihn als Sänger sehr viel herausfordernder gewesen.

Entspannung während der anstrengenden Studioarbeit fanden Rod Stewart und Jools Holland, wenn sie in den Pausen fachsimpelten. Nicht über Musik, sondern über Modelleisenbahnen, ihre andere gemeinsame Leidenschaft. „Jools’ ganzes Studio ist von außen wie ein Bahnhof gestaltet“, staunte Stewart, der selbst jede freie Minute an seiner Anlage werkelt. „Wir haben herrlich einen an der Waffel, oder?“

Rob Stewart kommt im Juni nach Leipzig

Im Juni kommt Rob Stewart während seiner großen Stadiontour nach Leipzig in die Quarterback-Arena. Stewart kündigte bereits mehrfach an, dabei nicht sein neues Album "Swing Fever" zu präsentieren, sondern überwiegend seine großen und bekannten Hits zu performen. Tickets gibt es unter https://www.mawi-concert.de/.