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Legida in Leipzig im Überblick Legida in Leipzig im Überblick: Friedliche Demonstrationen und wilde Zerstörungswut in Leipzig

Von Ralf Böhme 11.01.2016, 18:25
Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD - M) und weitere Gegner des islamkritischen Legida-Bündnisses demonstrieren am 11. Januar 2016 in Leipzig
Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD - M) und weitere Gegner des islamkritischen Legida-Bündnisses demonstrieren am 11. Januar 2016 in Leipzig dpa Lizenz

Leipzig - Auseinandersetzungen im Umfeld des Legida-Aufmarsches am Abend in Leipzig rechtfertigten im Nachhinein den massiven Polizeieinsatz in der Messestadt. Sowohl im Stadtzentrum als auch im Stadtteil Connewitz mussten Ordnungskräfte einschreiten. In beiden Fällen war es zu handfesten Auseinandersetzungen zwischen rechten und linken Gruppen gekommen. Nach Angaben der Polizei wurden mehrere Autos angezündet, Pyrotechnik abgefeuert und Dutzende Schaufensterscheiben eingeschlagen. Die Polizei nahm mehrere Personen fest. Bereits im Vorfeld hatten im Internet verschiedene Aufrufe zur Gewalt kursiert, darunter auch Morddrohungen gegen Vertreter der demokratischen Öffentlichkeit in Sachsen. Absender waren rechte Gruppierungen wie die Kameradschaft Halle, aber auch linksautonome Kräfte.

Gepanzerte Fahrzeuge und Wasserwerfer

Die Polizei hatte sich mit einem Großaufgebot im Stadtzentrum und ausgewählten Bereichen auf eine Zuspitzung vorbereitet. Beobachter vor Ort gingen von einer Gesamteinsatzstärke von 2.500 bis 3.000 Polizisten aus. Sie kamen nicht nur aus Sachsen, sondern auch aus Bayern, Thüringen, Berlin und weiteren Bundesländern. Gepanzerte Fahrzeuge und Wasserwerfer standen zur Verfügung. Leipzigs Polizeipräsident Bernd Merbitz sprach gegenüber der MZ von verhärteten Fronten. Die Polizei müsste sich auf diese Situation einstellen und greife entschieden ein, um Schlimmeres zu verhüten. Man werde nicht zurückweichen und Randalieren die Straße überlassen.

Tausende Menschen bilden Lichterkette

Wie Lichterkette geht, das zeigten die Teilnehmer der großen Gegendemonstration rund um den Innenstadtring. Mindestens 5.000 Menschen, darunter auffallend viele junge Leute, nahmen daran teil. Unter dem Motto „Leipzig bleibt helle“ schirmten sie das um diese Zeit verwaiste Stadtzentrum gegen Attacken ab. Zuvor und zeitgleich liefen acht Veranstaltungen, die sich gegen die flüchtlingsfeindlichen Forderungen und Machenschaften von Legida richteten. Viele Teilnehmer fanden sich in einem Zug wieder, der an der Nikolaikirche begann. Dort hatte Landesoberkirchenrat Peter Meis in einem Gebet mit Blick auf die Flüchtlinge das Wort geprägt: „Willkommen zu Hause“.

Gleichzeitig ermunterte der Theologe dazu, es nicht beim Willkommen zu belassen, sondern alltäglich respektvoll und tolerant miteinander zu leben. In der Thomaskirche, dem Ziel der Lichterkette, versammelten sich mehr und mehr Menschen. Pfarrerin Britta Tadikke ließ die Teilnehmer, unter ihnen Leipzig Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) sowie etliche Landespolitiker, bis in den Altarraum vor. Der bündnisgrüne Landespolitiker Jürgen Kasek, der mehrfach verbalen Angriffen von rechts ausgesetzt war, warb für eine vorurteilsfreie Sicht auf die Probleme mit Flüchtlingen und erteilte den engstirnigen und engherzigen Ansichten von Legida eine klare Abfuhr. Schauspieler Alexander Range vom Leipziger Opernhaus brachte es auf den Punkt: „In Leipzig steht wieder viel auf dem Spiel. Demookraten dürfen jetzt nicht müde werden, um die Feinde der Demokratie zu stoppen – immer und überall.“ (mz)