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Größter ostdeutscher Konzern Größter ostdeutscher Konzern: Leipziger Gas-Unternehmen VNG verdoppelt Gewinn

Von Steffen Höhne 13.04.2019, 10:19

Leipzig - Fallende Ölpreise haben in den vergangenen Jahren auch die deutsche Gaswirtschaft gehörig unter Druck gesetzt. In den vergangenen zwei Jahren hat sich der Markt jedoch stabilisiert und bei Ostdeutschlands umsatzstärksten Unternehmen, dem Leipziger Gas-Konzern VNG, sprudeln nun auch wieder die Gewinne.

Das Unternehmen verdoppelte im vergangenen Jahr sogar den Profit von 71 auf 142 Millionen Euro. „Es ist uns gelungen, in allen Geschäftsbereichen gute operative Resultate zu erzielen“, sagte Vorstandschef Ulf Heitmüller am Freitag bei der Vorstellung der Bilanz 2018. Der Umsatz erhöhte sich aufgrund eines Absatzplus und steigender Gaspreise von 8,2 Milliarden Euro auf 11,2 Milliarden Euro. Das Unternehmen beschäftigt insgesamt 1.100 Mitarbeiter.

Geldmaschine Leitungsnetz

Die Geldmaschine Nummer eins dürfte bei der VNG weiter die Gastransporttochter Ontras sein. Das Unternehmen betreibt ein 7.000 Kilometer großes Gasleitungsnetz in den neuen Bundesländern und versorgt darüber Stadtwerke und Regionalversorger. Das bisherige Sorgenkind, die Erdgas-Speicher, liefert inzwischen nach Unternehmensangaben eine schwarze Null ab.

Nach Angaben von Finanzvorstand Bodo Rodestock gab es jedoch auch Sondereffekte. So spülte der Verkauf des norwegischen Gasfördergeschäfts viel Geld in die Unternehmenskasse. Ergebniswirksam davon waren laut Finanzchef knapp 60 Millionen Euro. Das heißt: Ohne das Norwegen-Geschäft und dessen Verkauf hätte der Gewinn um die 80 Millionen Euro gelegen. Doch: Im Jahr 2015 musste das Unternehmen noch ein Minus von mehr als 50 Millionen Euro verkraften.

Heitmüller ist dabei, das Unternehmen neu auszurichten. Die Leitplanken heißen: grün, digital, mit Gas. Die Gas- und Erdölförderung in Norwegen, für die hohe Investitionen notwendig sind, passte da nicht mehr ins Konzept. Laut Medienberichten wurden durch den Verkauf etwa 400 Millionen Euro eingenommen. „Es gibt jetzt die Möglichkeit, in neue Geschäftsfelder zu investieren“, so Heitmüller.

Der Leipziger Konzern baut beispielsweise seine Biogas-Aktivitäten aus. Dazu wurden im vergangenen Jahr fünf Biogasanlagen erworben, zwei davon befinden sich in der Magdeburger Börde. Insgesamt besitzt VNG nun 13 Anlagen und hat dafür etwa 100 Millionen Euro ausgegeben.

„Wir planen in diesem Jahr, weitere Anlagen zu erwerben“, sagte Technikvorstand Hans-Joachim Polk. Biogas sei speicherfähig und über die bestehende Gasinfrastruktur jederzeit gut verfügbar. „Das sind Vorteile gegenüber anderen erneuerbaren Energien“, so Polk. Da die landwirtschaftliche Fläche jedoch begrenzt ist, ist auch der Markt für Biogas begrenzt. Es gibt in Deutschland derzeit etwa 9.000 Anlagen, die vor allen von landwirtschaftlichen Unternehmen betrieben werden. Polk geht nicht davon aus, dass die Zahl der Anlagen noch stark steigen wird.

Langfristig setzt VNG daher auf grünen Wasserstoff. Dieser wird durch Windenergie hergestellt und soll im Gasleitungsnetz transportiert werden. Derzeit arbeitet das Unternehmen laut Heitmüller beispielsweise mit Partnern an einem „Reallabor“ in Mitteldeutschland. Im „Energiepark Bad Lauchstädt“ (Saalekreis) soll grüner Wasserstoff in bereits bestehende Gasspeicher eingelagert werden (die MZ berichtete). „Wir wollen zeigen, dass das System funktioniert“, so Heitmüller. Alltagstauglich ist die Technik allerdings noch nicht. Grüner Wasserstoff ist noch fünfmal teurer als herkömmlicher aus Erdgas hergestellter Wasserstoff.

Erdgas ersetzt Kohle

Das klassische Gasgeschäft wird bei VNG auch in den kommenden Jahren bestimmend sein. Mit der Abschaltung der Atomkraftwerke bis 2022 und dem Auslaufen der Braunkohlekraftwerke bis 2038 dürfte Erdgas im Strommarkt an Bedeutung stark gewinnen. Heitmüller machte klar, dass nur mit einem starken Kerngeschäft die finanziellen Mittel zur Verfügung stehen, um in grüne Technologien zu investieren.

Über die gestiegenen Gewinne in diesem Jahr dürften sich auch der VNG-Mehrheitseigner Energiekonzern EnBW aus Karlsruhe (Baden-Württemberg) und mehrere ostdeutsche Kommunen als Minderheitsaktionäre freuen. Die Leipziger wollen insgesamt 40 Millionen Euro an Dividende ausschütten.

(mz)