Leipzig Leipzig: Vom Schulhort in den Tod
Leipzig/dpa. - Daniel V. bestritt nach Angaben eines Gerichtssprechers allerdings,dass er von Anfang die Absicht gehabt habe, Michelle zu töten. Erhatte das Kind in seine Wohnung gelockt, um es sexuell zumissbrauchen. Dort erwürgte er das Mädchen. Die Staatsanwaltschaftwirft ihm Mord, Vergewaltigung, sexuellen Missbrauch und gefährlicheKörperverletzung vor.
Die Achtjährige muss vor ihrem Tod ein wahres Martyrium erlittenhaben. Rechtsmediziner Carsten Hädrich schilderte im LandgerichtLeipzig die zahlreichen groben Verletzungen, die er bei der Obduktionfestgestellt hat: Der Brustkorb des Kindes war eingedrückt, eineRippe gebrochen, Zähne ausgeschlagen. Außerdem hatte MichelleVerletzungen im Genitalbereich. Hädrich breitete die Fotos des totenKindes mit einem Videobeamer vor den Zuschauern aus. Alles in allemdecke sich sein Befund mit dem Geständnis des Daniel V. sagteHädrich. «Es gab keine großen Widersprüche zwischen seinen Aussagenund dem rechtsmedizinischen Befund.»
Der stämmige Teenager, der nach Ansicht seines Anwalts erheblicheReifemängel hat, bat gleich zu Beginn des Prozesses im LandgerichtLeipzig die Angehörigen um Verzeihung. «Als erstes möchte ich michentschuldigen bei der Familie von Michelle, weil ich ihnen so einengroßen Schmerz zugefügt habe», sagte der 19-Jährige. Die Eltern desMädchens waren nicht zur Verhandlung gekommen, sie lassen sich alsNebenkläger von einer Anwältin vertreten. Einen Brief, den ihnen derAngeklagte schon vor Monaten geschrieben hat, schickten sieungeöffnet zurück. Die Familie ist aus Leipzig weggezogen.
Laut Staatsanwalt Klaus-Dieter Müller hatte der 19-Jährige die Tatvon langer Hand geplant. Er kannte Michelle aus der Nachbarschaft undlauerte ihr vor fast genau einem Jahr, am 18. August 2008, auf demWeg vom Hort nach Hause auf. «Das Kind kannte den Angeklagten undfolgte ihm arglos in die Wohnung», sagte Müller. Michelle sei erstmisstrauisch geworden, als der 19-Jährige mit Klebeband hantierte.Sie wollte fliehen. Er packte das Kind am Hals und würgte es. Dannflößte er Michelle Alkohol ein - die Obduktion ergab später 0,83Promille - und verging sich an ihr. Um das alles zu vertuschen,tötete er das Mädchen. Die Leiche warf er in einen Ententeich.
Erst knapp sieben Monate später wurde der junge Mann im Märzdiesen Jahres gefasst. Er hatte sich mit seiner Mutter bei derPolizei gestellt, nachdem ein Termin zur Abgabe einer freiwilligenDNA-Probe unmittelbar bevorstand. Nach Angaben eines Experten vomLandeskriminalamt Sachsen fanden die Ermittler aber auch nach solanger Zeit noch Spuren des Verbrechens in der Wohnung von Daniel V.Blutspritzer etwa wurden mit einem aufwendigen chemischen Verfahrenwieder sichtbar gemacht.
Anwalt Malte Heise geht davon aus, dass sein Mandant nachJugendstrafrecht verurteilt wird. «Er ist ein zurückgebliebenerTeenager», sagte Heise. Dann könnte Mord mit maximal zehn Jahrenbestraft werden.
