Leipzig Leipzig: Dicke Luft belastet Umweltzone
Leipzig/dapd. - Wer durch die Stadt geht und einen Blick auf dieWindschutzscheiben der geparkten Wagen wirft, findet kaum noch eineScheibe ohne den kleinen Aufkleber mit dem eingetragenenNummernschild. Kaum ein «Stinker» ist also noch in Leipzigunterwegs, aber dass dadurch schlagartig die Luft in der Stadtbesser geworden ist, lässt sich nicht behaupten. Eher im Gegenteil.
Die Statistik des Landesamtes ist da unbestechlich: Seit dieUmweltzone am 1. März erstmals in einer sächsischen Stadt eingeführtworden war, wurden die Feinstaubgrenzwerte beispielsweise in derAusfallstraße Lützner Straße 25 Mal überschritten, im Zentrum an 18Tagen. Der Vergleichszeitraum 2010 sah da noch wesentlich besseraus, damals registrierten die Messpunkte nur an 10 beziehungsweise12 Tagen dicke Luft.
Zwtl.: «Umweltzone hat ihr Ziel verfehlt»
Die Handwerkskammer, die zu Beginn des Jahres heftig gegen dieUmweltzone ins Feld gezogen war, weil sie horrende Kosten für dieUmstellung veralteter Fuhrparks der Unternehmen befürchtete, siehtsich nachträglich bestätigt. «Die Umweltzone hat ihr Ziel verfehlt»,urteilt Hauptgeschäftsführer Reinhard Schröter. Die Abriegelungeiner ganzen Stadt für Fahrzeuge mit alter Motorentechnik sei eingänzlich ungeeignetes Mittel, um die Feinstaubkonzentration zusenken. Zu viele Faktoren wie Ackerstaub und Ferneintrag aus Wüstenspielten eine Rolle, als dass ein paar Handwerkerautos daran etwasändern könnten, sagt er. Und generell gehörten auch die Grenzwerteselbst auf den Prüfstand.
Zwtl.: Auch Kraftwerke bringen Feinstaub
Das sieht Alexander John vom Umweltstadtverbund Ökolöwe inLeipzig ganz anders. Um seriös über Sinn oder Unsinn der Umweltzonesprechen zu können, sei es noch viel zu früh. Vor allem, weil dasWetter einen so großen Einfluss habe, wolle er sich noch kein Urteilerlauben. So sorge beispielsweise kaltes Wetter für höhereFeinstaubkonzentrationen. Regenwetter hingegen lasse sie absinken,da könnten einige wenige Tage die ganze Statistik beeinflussen.Einen großen Einfluss hätten zudem auch Feinstaubeintragungen ausden Braunkohlekraftwerken im Leipziger Südraum und aus Tschechien.Bei Ruß und Stickoxiden, die weit weniger wetterabhängig sind, habedie Umweltzone hingegen Wirkung gezeigt, sagt John. DieKonzentrationen seien spürbar gesunken.
Eine ähnliche Tendenz sieht auch das Landesamt für Umwelt, nurfestlegen möchte sich dort niemand. Die Stickoxidwerte werde manerst Ende des Jahres veröffentlichen, sagt eine Sprecherin. Und fürein Feinstaubresümee sei es noch viel zu früh. Dazu, so heißt es ausdem Amt, brauche es noch Jahre.