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Lebensmittel Lebensmittel: Tafeln lehnen Weitergabe von Pferdefleisch-Produkten ab

21.02.2013, 10:53
Paletten mit Lebensmitteln, die unter Verdacht stehen mit Pferdefleisch verunreinigt zu sein, stehen in Neuss (Nordrhein-Westfalen) in einem Kühlhaus.
Paletten mit Lebensmitteln, die unter Verdacht stehen mit Pferdefleisch verunreinigt zu sein, stehen in Neuss (Nordrhein-Westfalen) in einem Kühlhaus. dpa Lizenz

Berlin/AFP/MZ. - Der Bundesverband der Tafeln in Deutschland reagierte gegenüber der MZ in seiner Stellungnahme mit Unverständnis und Empörung auf den Vorschlag, die von Herstellern und Händlern zurückgerufenen Produkte an karitative Einrichtungen wie die Tafeln weiterzureichen. Der Vorsitzende des Bundesverbandes Gerd Häuser sagte: „Bedürftige Menschen sind keine Verbraucher zweiter Klasse. Sie haben das selbe Recht auf sichere Lebensmittel wie alle anderen Verbraucherinnen und Verbraucher. Wenn die Unbedenklichkeit von Lebensmitteln oder ihre Akzeptanz in Frage steht und Produkte daher vorsorglich aus dem Verkehr gezogen werden, dann nehmen wir sie nicht an“,

Anders als in Frankreich hatten sich mehrere Hilfsorganisationen in Deutschland empört über den Vorschlag gezeigt, die im Pferdefleisch-Skandal aus dem Handel gezogenen Tiefkühlgerichte an Bedürftige zu verteilen. „Der Vorschlag ist respektlos gegenüber Bedürftigen“, sagte der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, der „Bild„-Zeitung vom Freitag. „Qualitative Mindeststandards muss jeder Bedürftige erhalten. Wer so etwas vorschlägt, kann nur Kopfschütteln auslösen.“

Auch Christian Bakemeier, Geschäftsführer der Konferenz für Kirchliche Bahnhofsmission, lehnte den Vorschlag ab: Es sei bedürftigen Menschen nicht zuzumuten, sich von nicht mehr verkäuflichen Lebensmitteln zu ernähren, sagte er der Zeitung. Es sei „zynisch und menschenunwürdig“, die Armutsprobleme in Deutschland auch nur punktuell mit der Verteilung von Pferdefleisch-Lasagne lösen zu wollen.

Gefahren durch Medikamenten-Rückstände

Beim Hilfswerk Misereor wird befürchtet, dass das in den falsch beschrifteten Produkten enthaltene Pferdefleisch mit gefährlichen Medikamenten-Rückständen belastet sein könnte. Damit sei eine Weitergabe an Bedürftige nicht zu verantworten, sagte ein Sprecher der „Bild“-Zeitung.

In Frankreich hatten mehrere Hilfsorganisationen die Bereitschaft erklärt, die aus dem Handel gezogenen Produkte zu verteilen. Voraussetzung sei aber eine Garantie für die Unbedenklichkeit der Lebensmittel. Auch das Rote Kreuz in Frankreich allerdings schloss die Weitergabe der aus dem Verkehr gezogenen Tiefkühl-Gerichte aus und verwies auf die Menschenwürde. „Wenn man nicht genug zu essen hat, bedeutet dies nicht, dass man isst, was andere nicht wollen“, sagte ein Sprecher.