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Lausitz Lausitz: Die Angst vor dem Wolf

Von Anett Böttger 12.02.2007, 07:28

Rietschen/dpa. - Aufklärung tut Not, denn seit Wochen bekommtdie Leiterin des Kontaktbüros «Wolfsregion Lausitz» verstärktAnfragen von besorgten Bürgern. Fehlinformationen über einevermeintliche Bedrohung durch Isegrim machen die Runde. «Sie werdenbewusst gestreut, um die Bevölkerung gegen den Wolf aufzubringen»,sagt Schellenberg.

Die Präsenz der Raubtiere birgt viel Konfliktstoff. Dabei glichihre Rückkehr nach Deutschland einer Sensation. Lange Zeit galt dieArt als ausgerottet. Seit 2000 haben die Wölfe in der Oberlausitzjährlich Nachwuchs bekommen. Jeweils ein Rudel gibt es mittlerweilein der Muskauer und in der Neustädter Heide. Mancher Jäger sieht dieEntwicklung offenbar mit Argwohn und die Tiere als Konkurrenten.

Die Frage «Wer hat Angst vorm bösen Wolf» wird an diesem Dienstagauch bei einer Veranstaltung des Bundesumweltministeriums in Berlingestellt. Während der Tagung wird unter anderem auch dasWolfsmanagement in Sachsen vorgestellt.

Tatsächlich ging die Zahl der Abschüsse von Hirschen 2006/2007zurück. «Das ist allerdings kein Phänomen des Wolfsgebietes», weißSchellenberg. Der harte Winter vor einem Jahr hat dem Wild in denWäldern zugesetzt. «Inwieweit auch die Wölfe Einfluss auf denRückgang haben, lässt sich nicht eindeutig nachweisen», sagt dieForstwirtin. Dafür seien die Abschusszahlen bei Hirschen bis2005/2006 stets angestiegen.

Wo Reh und Hirsch keine natürlichen Feinde haben, regulieren Jägerden überhöhten Wildbestand. Der Appetit der gesetzlich strenggeschützten Wölfe in der Lausitz wird daher kritisch beobachtet. EineArbeitsgruppe innerhalb des sächsischen Landesjagdverbandes hatinzwischen Protokolle herausgegeben, in denen Mitglieder eintragensollen, wo sie Wolfsspuren oder von Wölfen gerissene Tiere entdeckthaben. Eine eigene Studie ist das Ziel.

Mit der Erfassung solcher Daten hat Sachsens Umweltministeriumeigentlich das Wildbiologische Büro Lupus beauftragt. An die beidenBiologinnen Ilka Reinhardt und Gesa Kluth sollen alle Funde undBeobachtungen gemeldet werden. Wenn Jäger nun eigenmächtig handeln,gehen Fakten für das wissenschaftliche Wolfsmanagement verloren,sorgt sich Jana Schellenberg. «Mit Lupus ist keine Zusammenarbeitmöglich», hält der Vorsitzende des Jagdverbandes Hoyerswerda, StefanBachmann, dagegen. «Wir bekommen keine verlässlichen Daten.»

Sachsens Umweltministerium hat keinen Grund, an der Arbeit vonLupus zu zweifeln. «Das Büro ist von unabhängigen Fachleuten alsbeispielhaft anerkannt», stellt Sprecherin Irina Düvel klar. Der Bundetwa hat Lupus mit einer Pilotstudie betraut, um den Weg derLausitzer Wölfe künftig besser nachvollziehen zu können. SechsJungtiere sollen dazu in diesem Jahr eingefangen werden und einenSender erhalten. Düvel rät, den Wolf als Bereicherung derArtenvielfalt zu betrachten. Stefan Bachmann sieht allerdings einBedrohungspotenzial. «Wenn der Wolf Nahrung in der Nähe von Menschenfindet und keine schlechten Erfahrungen mit ihnen macht, schwindetdie Scheu nach und nach», behauptet der Jäger.

Angriffe auf Nutztiere sind Wasser auf die Mühlen der Kritiker.2006 gab es gleich neun Fälle, in denen Wölfe insgesamt 28 Schafetöteten. Dafür wurde 2005 kein Übergriff registriert. Wenn das Viehungenügend gesichert im Freien steht, haben Raubtiere leichte Beute.«Schafe und Ziegen lassen sich sehr gut hinter Elektrozäunenschützen», weiß Jana Schellenberg. Aufklärung und Information wirdfür die junge Frau jedenfalls zunehmend zur Herausforderung.