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Landtag Sachsen-Anhalt Landtag Sachsen-Anhalt: Professorenstuhl statt harter Landtagsbank

Von Hendrik Kranert 23.10.2007, 18:02

Magdeburg/MZ. - Mit dieser Begründung streicht Paqué seine landespolitischen Segel und tritt nach eineinhalb Jahren als Fraktionsvorsitzender der Liberalen im Landtag zurück. Im Frühjahr nimmt Paqué wieder auf seinem Professorenstuhl für Internationale Ökonomie an der Uni Magdeburg Platz.

Überraschende Karriere

Damit endet die politische Karriere des 51-Jährigen genauso überraschend, wie sie begonnen hat. Irgendwann zur Jahrtausendwende holte der Magdeburger FDP-Kreisvorsitzende Ulrich Koehler Paqué von der Uni, um ihn geradewegs zum Spitzenkandidaten im Oberbürgermeisterwahlkampf 2001 zu machen. Paqué holte 16,8 Prozent der Stimmen und damit fast genauso viel wie der CDU-Kandidat. Im gleichen Jahr wurde er Landesvize seiner Partei, der er erst 1999 beigetreten war. Und nach dem überragenden Wahlergebnis der Liberalen von 2002, als diese über 13 Prozent holten, saß Paqué plötzlich als Finanzminister im Kabinett Böhmer. Sein Spindoktor Ulrich Koehler, der immer gern das doppeldeutige Bild zum Besten gab, wie er im Wahlkampf die Leiter gehalten habe, von der aus Paqué Plakate klebte, wurde Staatssekretär.

Viel Freude machte der Job dem Sohn eines Brauereibesitzers aus dem Saarland allerdings nicht: Zum einen wäre er lieber Wirtschaftsminister geworden, zum anderen befand sich das Land in einer schweren finanziellen Krise. "Eine wichtige Scharnierstelle für das Land", nennt Paqué die Zeit heute. Man habe jene Weichenstellungen vorgenommen, die dem Land allerdings erst heute zugute kämen. Aus Sicht Paqués fährt sein Nachfolger Jens Bullerjahn (SPD) heute die Ernte der damaligen Saat ein: "Aber das nehme ich sportlich."

Weniger sportlich freilich konnte Paqué sein Abschneiden als Spitzenkandidat bei der jüngsten Landtagswahl nehmen - die FDP stürzte auf 6,7 Prozent ab. Die auf sieben Mitglieder geschrumpfte Fraktion muckte auf - Paqué sollte angesichts der desaströsen Leistung nicht Fraktionschef werden. Doch wieder einmal sorgte Ulrich Koehler mit geschicktem Ränkespiel dafür, das Paqué diesen Job dennoch bekam. Es sollte allerdings das letzte Mal sein, dass Koehler die Strippen für seinen Parteifreund zog. Denn Paqué enttäuschte auch im Alltagsgeschäft des Landtages. Und: Er ließ jene Dankbarkeit vermissen, die gerade der Magdeburger Kreisverband nach der Landtagswahl von ihm erwartete. Die Quittung kam prompt - die Magdeburger nominierten Paqué im Frühjahr 2007 nicht wieder für den stellvertretenden Parteivorsitz.

Unauffällig im Landtag

Im Landtag blieb Paqué unauffällig. "Er hat sich die Arbeit wohl einfacher vorgestellt", heißt es. Es sei nicht Paqués Sache, bis zu neun Stunden lang in Ausschusssitzungen hart zu arbeiten, um den eigenen Antrag am Ende doch nur für den Papierkorb geschrieben zu haben. Landespolitik wurde Karl-Heinz Paqué eine Nummer zu klein, wenn er sich äußerte, dann zu bundespolitischen Themen. Am Dienstag bekräftigte er, dass er dort seine politische Heimat sehe.

Am Ende wurde die Kritik nicht nur hinter vorgehaltener Hand, sondern auch öffentlich lauter. Just am Montag, als die Jungen Liberalen Paqué attackierten, wurden dessen Rücktrittspläne ruchbar. Ein halbes Jahr will er aber noch Fraktionschef bleiben. Die Fraktion ließ verlauten, die Entscheidung zu respektieren.