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Zwei Bahnmitarbeiter gestorben Zwei Bahnmitarbeiter bei Wittenberg gestorben: Ein Unglück mit vielen Fragen

Von Alexander Baumbach 12.12.2016, 06:00
Bei Bülzig wurden am 10. Dezember 2016  zwei Techniker der Deutschen Bahn von einem ICE erfasst.
Bei Bülzig wurden am 10. Dezember 2016  zwei Techniker der Deutschen Bahn von einem ICE erfasst. Thomas Klitzsch

Wittenberg - Wie konnte es am Sonnabendabend zu dem schweren Unglück in der Nähe von Bülzig (Landkreis Wittenberg) kommen, bei dem zwei Techniker der Deutschen Bahn, 56 und 61 Jahre alt, ihr Leben verloren? Auch einen Tag danach ist dies völlig offen. Ein ungeheuerlicher Verdacht schwebt im Raum: Könnten die beiden Männer noch leben, wenn die Bahnstrecke nach einer Störungsmeldung gesperrt worden wäre? Diese Szenario ist denkbar. Doch was ist eigentlich passiert?

Zugunglück in der Nähe von Bülzig: Rettungskräften bietet sich ein grausamer Anblick

Pünktlich um 14.19 Uhr setzt sich der ICE 1006 am Sonnabend in München in Bewegung. Sein Fahrtziel: Berlin-Gesundbrunnen. Der Zug erreicht auf der Strecke, an der die beiden Techniker aktiv sind, eine Geschwindigkeit von bis zu 220 Kilometern pro Stunde. Die Männer kontrollieren eine Rotlichtanlage. Am Bahnkilometer 88,4 werden sie um 19.58 Uhr von dem ICE erfasst. Der Lokführer hat nur wenige Augenblicke zuvor „Person im Gleis“ gemeldet. Den Rettungskräften, die wenig später am Unglücksort eintreffen, bietet sich ein grausamer Anblick.

Die etwa 320 Reisenden sitzen zunächst in dem Zug fest. Von ihnen wird keiner verletzt. Wie es dem Lokführer geht, bleibt auch am Tag nach dem Unglück unklar. Augenzeugen berichten, er habe einen Schock erlitten. Von der Bahn gibt es keine Auskunft. Die Bundespolizei verhört den Mann bis in die späten Nachtstunden.

Um 23.06 Uhr wird der Unfallzug zum nächstliegenden Haltepunkt Bülzig gebracht. „Die Reisenden konnten mit einem Ersatzzug um 0.15 Uhr nach Berlin weiterreisen“, sagt am Sonntag eine Bahnsprecherin der MZ.

In der Nacht suchen Polizei und Feuerwehr nach Trümmer- und Leichenteilen. Alles wird fotografisch dokumentiert. Am Sonntag trifft ein Team von der Eisenbahn-Unfalluntersuchungsstelle ein. Es untersucht den Unfallort und die Steuerzentrale für die Strecke.

Bahnsprecherin zum Unglück bei Wittenberg: „Wir ermitteln jetzt und arbeiten eng mit den Behörden zusammen“

Die Frage, ob es Sicherungsposten während der Bauarbeiten gab, wollte die Deutsche Bahn am Sonntag nicht beantworten. „Wir ermitteln das jetzt und arbeiten da eng mit den Behörden zusammen, können dazu aber im Moment nichts sagen“, erklärt eine Bahnsprecherin auf Anfrage der MZ. Theoretisch gibt es die Möglichkeit, dass Techniker der Bahn bei Arbeiten in der Nähe von befahrenen Strecken sich selbst sichern können. Ob das hier der Fall war, will die Bahn-Sprecherin nicht sagen.

Vermutungen aus Feuerwehrkreisen: War Strecke zum Unfallzeitpunkt gesperrt?

Eine zweite, wesentlich schwerwiegendere Theorie bleibt ebenfalls unkommentiert: Vermutungen aus Feuerwehrkreisen zufolge soll die Strecke zum Unfallzeitpunkt gesperrt gewesen sein. Demzufolge hätte der ICE gar nicht fahren dürfen. Die Bahn-Mitarbeiterin sagt: „Zum Unfallzeitpunkt gab es keine Baumaßnahmen in dem Bereich. Es handelte sich um eine Störung auf der Strecke.“ Die Frage, wann diese gemeldet wurde und ob wegen dieser Störung die Strecke hätte gesperrt werden müssen, beantwortet sie nicht.

Immer wieder betont die Bahn-Sprecherin im Gespräch mit der Mitteldeutschen Zeitung: „Wir unterstützen die Behörden bei den Ermittlungen. Wir sind sehr betroffen über den Arbeitsunfall und unsere Gedanken sind bei den Angehörigen.“

Der Zug gehört der ehemaligen Gattung „Metropolitan“ an. Die Züge verkehren seit 2004 als reguläre ICE und IC-Züge. Anders als klassische ICE haben diese Züge eine Lok und Waggons.

(mz)