1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Landkreis Wittenberg
  6. >
  7. Wörlitzer Park: Wörlitzer Park: Baustellenführung an Pantheon und Monument

Wörlitzer Park Wörlitzer Park: Baustellenführung an Pantheon und Monument

Von Ilka Hillger 11.10.2018, 12:38
Im Pantheon auf der Krone des Walls im Wörlitzer Park erklärt Annette Scholtka die Versammlung der Musen.
Im Pantheon auf der Krone des Walls im Wörlitzer Park erklärt Annette Scholtka die Versammlung der Musen. Thomas Klitzsch

Wörlitz - Auf dem Weg zur Baustellenführung durch Pantheon und Monument kommt man Dienstagnachmittag am Wörlitzer Pegel der Elbe vorbei. Der Fluss fließt gut sechs Kilometer entfernt durch die Auen. Die Trockenheit hat ihn zu einem harmlosen Flüsschen werden lassen. Im Juni 2013 jedoch stand die Elbe vor dem Wall, der Park und Stadt schützen soll.

Der Pegel stieg und stieg. Er erreichte am Morgen des 8. Juni das historische Höchstmaß von knapp 3,30 Meter vom August 2002 und kletterte bis zum Mittag darüber hinaus auf 3,36 Meter. Der traurige Rekord war gebrochen. Fünf Jahre später ist er noch immer nicht auf der schwarz-gelben Messlatte markiert.

Wasser drückte durch Wall

Ein paar Hundert Meter weiter hat man derweil sehr viel aufwendigere Arbeiten fast abgeschlossen, die ebenso eine Folge des Hochwassers 2013 waren. Zwar mag man damals aufgeatmet haben, dass im Park die Deiche hielten, aber der lange Wasserdruck auf die Schutzbauten und das steigende Grundwasser hinterließen trotzdem Millionenschäden.

Besonders tragisch und drastisch waren diese am Pantheon und dem Monument, den markanten Bauten auf der Wallkrone. Erst 2007 waren diese Kleinode nach der Flut 2002 komplett restauriert worden. Zwar blieben die Bauten elf Jahre später in den Etagen oberhalb des Walls trocken, aber in den unteren Geschossen hinterließ Wasser, das durch den Deich drückte, verheerende Spuren.

Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff (1736-1800) errichtete das Pantheon 1795 in Wörlitz nach dem Vorbild in Rom. Im Obergeschoss waren früher große Teile der Antikensammlung des Fürsten untergebracht. Ein Jahr zuvor wurde das Monument, ein Pavillon aus unbehauenen Natursteinen, als Erinnerung an die Ahnen des Fürsten erbaut.

Die beiden Gebäude auf den Deichkronen gehören zu den letzten Bauten im Wörlitzer Park. Für Besucher waren sie nur bei Führungen zugänglich. Die Restaurierung nach dem Hochwasser 2002, ermöglicht durch Fluthilfeprogramme von Land und Bund, kostete 2,5 Millionen Euro. Die Arbeiten waren im April 2007 beendet.

Auch für die Beseitigung der Hochwasserschäden des Jahres 2013 stellten Land und Bund wieder Gelder zur Verfügung. Für das Pantheon waren es 800 000 Euro, für das Monument 1,1 Millionen Euro.

„Hier wuchsen die Pilze aus den Wänden“, sagt Annette Scholtka. Die Leiterin der Baudenkmalpflege der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz hat am Dienstag zu einer Baustellenführung eingeladen, auf der sie mehr als 30 Zuhörern von den Schäden des Hochwassers 2013 und von deren Beseitigung in den vergangenen Monaten berichtet.

Nasse Wände für einen guten Wuchs fanden Pilze und Schimmel im Untergeschoss des Pantheons. Laut Scholtka ist das Hochwasser durch die Wände gelaufen und vorn zur Tür hinausgeschossen. Der Schimmel blühte in den folgenden Monaten.

Man nahm den Putz ab und alle Bodenfliesen heraus. Derzeit stehen die Restaurierungsarbeiten kurz vor ihrer Vollendung. Jede einzelne Terrakotta-Fliese liegt wieder an ihrem früheren Platz, nachdem eine komplette Bodensperre gegen Nässe eingebaut wurde. Diskret hat man eine Belüftungsanlage installiert, die künftig Feuchtigkeit aus der Grotte sehr schnell abführen kann.

Der neue Putz, so Scholtka, könne fortan Salze einlagern. „So wird er hoffentlich erst nach 50 Jahren unansehnlich“, sagt sie. Zum Jahresende rechnet Annette Scholtka mit dem Abschluss der Arbeiten, zu denen auch die Instandsetzung der Wege rund ums Pantheon gehören.

Einige Schritte weiter, am Monument, erhalten die Besucher der Sonderführung weniger Einblick, aber doch etwas Durchblick dank der Glastür. Dahinter ist noch eine Baustelle zu sehen. Auch hier blühte der Schimmel und zog den Stuckmarmor in Mitleidenschaft. Scholtka beschreibt dessen Aussehen nach dem Hochwasser 2013 als dramatisch.

Kompliziert und zeitaufwendig ist die Rekonstruktion, eine Technik, die nur noch wenige Handwerker beherrschen und bei der Marmor imitiert wird. Herstellung und Restaurierung von Stuckmarmor sind heutzutage sehr viel teurer als die Verwendung von echtem Marmor.

Belüftung installiert

Um diese nun zweite Rekonstruktion künftig besser zu schützen - vor kommendem Hochwasser ist die Region schließlich nicht gefeit - hat man auch im Monument eine Lüftungsanlage eingebaut, die sich geschickt in umlaufenden Gängen installieren ließ, die bereits Architekt Erdmannsdorf fürs gute Klima in der fürstlichen Ahnenhalle plante.

Damals funktionierte sie nicht sonderlich gut. 200 Jahre später sollte dies mit modernster Technik kein Problem mehr sein, damit künftig alles trocken bleibt. (mz)

Durch das Hochwasser des Jahres 2013 blühte der Schimmel im Hauptraum des Monuments. Kompliziert ist die Rekonstruktion des Stuckmarmors.
Durch das Hochwasser des Jahres 2013 blühte der Schimmel im Hauptraum des Monuments. Kompliziert ist die Rekonstruktion des Stuckmarmors.
Klitzsch
Aus Pompeji ließ Fürst Franz die antike Säule kommen.
Aus Pompeji ließ Fürst Franz die antike Säule kommen.
 Klitzsch