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Wörlitz Wörlitz: Trauer um "Stein"-Chef Ewald Pirl

Von Andreas Behling 24.10.2017, 09:47
Wörlitz trauert um Hotelchef Ewald Pirl.
Wörlitz trauert um Hotelchef Ewald Pirl. Behling

Wörlitz - Viele Hände zu schütteln hatte dieser Mann im Lauf seines Lebens etliche Gelegenheiten. Die beiden Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) und Gerhard Schröder (SPD), Fußballtrainer Felix Magath und Schauspieler Mario Adorf waren darunter, als sie Wörlitz und das Ringhotel „Zum Stein“ besuchten.

Doch nicht nur die Prominenten aus Politik, Sport und Kultur kamen in den Genuss von Gastlichkeit und Gastfreundschaft, für die Ewald Pirl seit jeher stand.

Sein Hotel, das er seit 1977 führte, war sein Zuhause. In dem waren alle Gäste als Familienmitglieder auf Zeit willkommen. Viele werden sich mit einem Schmunzeln erinnern, wie es speziell zur Weihnachtszeit für den agilen Senior zu einer gern übernommenen Amtspflicht gehörte, die Ankommenden zu begrüßen, ihnen aus den Mänteln zu helfen, sie zu ihrem liebevoll dekorierten Festtagstisch zu begleiten und einen kleinen Plausch mit ihnen zu pflegen.

Da konnte es um ihn durchaus geschäftig wuseln, er schien wie der Fels in der Brandung.

Er, der seinen Beruf von der Pike auf lernte, der das Dienen lebte und liebte, erwarb sich über Jahrzehnte eine Wertschätzung von Seltenheit. Sein Ruf fußte auf einer durch nichts und niemanden zu erschütternden Integrität. Ja: Ewald Pirl war eine Instanz. In seinem Metier - und darüber hinaus. Eine Instanz wie es das von ihm geführte Haus war - und bleiben wird.

Pirl einen Hotelier und Gastronom von altem Schrot und Korn zu nennen, ist nicht despektierlich. Diese Charakterisierung soll ihn vielmehr als Vorbild zeichnen. Ein weit über gemütliche Hotelhallen hinaus leuchtendes Beispiel für Verlässlichkeit und Anständigkeit.

Ewald Pirl war ein stets integerer und hellwacher Mann sowie Familien- und Firmenpatriarch. Er war ein Mensch, der in der Region feste Wurzeln schlug und einen sicheren Ankerplatz fand. Zugleich war er selbst ein Anker für andere.

Er bildete einen Fixpunkt, an dem man sich unbedingt orientieren durfte, und eine Stütze, an der man sich aufrichten konnte. Neuem hat er sich nie verschlossen. Immer war er ehrlich in der Meinung. In Auseinandersetzungen verließ er nie die Grenzen der Fairness und Korrektheit.

Zu keiner Zeit führte der gebürtige Wörlitzer sich nur dem Wohle des eigenen Hotels verpflichtet. Er war ein Beweger und ein Macher mit dem Herzen am rechten Fleck. Dieses großzügige Herz hat aufgehört zu schlagen. Am 20. Oktober verstarb Ewald Pirl, wie seine Familie mitteilte, nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 80 Jahren. (mz)