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Winter im Landkreis Wittenberg Winter im Landkreis Wittenberg: Das Bibbern beginnt

Von Marcel Duclaud und Julius Jasper Topp 21.01.2019, 17:00
Die schönen Seiten des Winters: Nico und Kevin Rosenau bereiten in Gräfenhainichen für Sonnabend in der Rosa-Luxemburg-Straße eine Après Ski Party vor (ab 16 Uhr). Dazu läuft die Schneekanone auf Hochtouren, Pistentruck „Yeti“, den die beiden extra erworben haben, schiebt die Bahn.
Die schönen Seiten des Winters: Nico und Kevin Rosenau bereiten in Gräfenhainichen für Sonnabend in der Rosa-Luxemburg-Straße eine Après Ski Party vor (ab 16 Uhr). Dazu läuft die Schneekanone auf Hochtouren, Pistentruck „Yeti“, den die beiden extra erworben haben, schiebt die Bahn. Thomas Klitzsch

Wittenberg - Knackiger Frost und dazu Nebel - am Montag ist es ungemütlich auf den Straßen in der Region, teilweise glatt, wer das Auto braucht, der muss vorsichtig fahren und zuvor ordentlich kratzen, um die Scheiben halbwegs frei zu kriegen. Laut Wettervorhersage soll es auch in den nächsten Tagen noch richtig kalt bleiben, selten über Null Grad. Der Winter bringt sich nun auch im Flachland nachdrücklich ins Bewusstsein.

Die Prognosen sehr genau verfolgen zurzeit die Mitarbeiter beim Wittenberger Kommunalservice, der sich auch um den Winterdienst in der Stadt kümmert. „Die Kollegen sind in Bereitschaft und kommen, wenn es nötig ist, der Wetterbericht wird ja stündlich aktualisiert “, erläutert KSW-Chef Michael Horn. Am Montag geht es um vier Uhr in der Früh auf die Straßen, weil die Reifglätte tückisch sein kann - auf Brücken beispielsweise oder auf freiliegenden Fahrbahnen. Auch die Fußwege in der Altstadt werden vorsichtshalber gestreut, die „Plattenbänder sind anfällig“, weiß Horn.

Für Bauarbeiter, die draußen arbeiten müssen, ist der Frost ebenfalls kein Vergnügen. Teilweise geht es gar nicht weiter, weil der Boden gefroren ist. Das ist beispielsweise in Piesteritz in der Pestalozzistraße der Fall, wo bekanntlich die Übergänge gemacht werden sollen. „Wir haben die Arbeiten dort vorübergehend eingestellt“, bestätigt der Chef des Kommunalservice.

Seit einigen Tagen hat der Raureif die Region fest im Griff. Laut dem Wetterbericht wird das auch noch so bleiben - so ist genug Gelegenheit für den ein oder anderen schönen Schnappschuss. Die Redaktion freut sich über Ihre Zusendungen - in den nächsten Tagen wollen wir einige der gelungensten Leserfotos vom späten Wintereinbruch in der Zeitung veröffentlichen. Für die Zusendung können Sie gerne unseren Whatsapp-Kanal oder unsere Facebook-Seite „MZ Wittenberg“ benutzen. Wir freuen uns auf Ihre Zusendungen.

Tapfer steht Katrin Ritter hinter den Auslagen des Obsthofes Zwicker auf dem Wittenberger Marktplatz - Stunde um Stunde. Bei Minusgraden hat sie sich dick eingemummelt, Thermowäsche, Skisachen. Ab und zu holt sich die Verkäuferin einen heißen Tee. Das Lachen ist ihr nicht vergangen, auch wenn wenig Kundschaft kommt bei der Kälte. Den Wärmestrahler, der hinter ihr steht, hat sie noch gar nicht in Betrieb gesetzt. Erst wenn es noch kälter werden würde, wenn das Obst den Frost nicht mehr verkraftet, dann machen auch Zwickers eine Pause und kommen mal nicht zum Markt.

Die Obdachlosen der Stadt hätten sich nicht vermehrt an die Diakonie gewandt, heißt es von der Chefin des Diakonischen Werks Wittenberg, Barbara Qadduri. 65 bis 68 Menschen lebten regelmäßig in den Wohnungen im Teucheler Weg. Im Nachtasyl - also der vorrübergehenden Unterbringung für Obdachlose - gebe es derzeit zwei Menschen, die dieses Angebot nutzten.

Einer von beiden weigere sich zwar, die von der Stadt angesetzte Gebühr zu bezahlen, aber „bei dieser Kälte kann ich ja niemanden wegschicken“, sagt Barbara Qadduri. Die Obdachlosen, die jetzt noch auf der Straße schlafen, seien ihrer Erfahrung nach nicht dazu zu bewegen, in eine Unterkunft zu gehen. „Wer jetzt noch draußen ist, der will es nicht anders“, sagt die Diakonie-Chefin.

Platz genug hätte die Wohnhilfe aber - man könne mit Leichtigkeit weitere Betten bereitstellen, sollte sich der Bedarf ergeben - sogar eine weitere Wohnung stünde für den Notfall bereit.

Beim größten Vermieter der Stadt - der Wohnungsbaugenossenschaft Wittenberg (WBG) sieht man dem Kälteeinbruch gelassen entgegen: „Für uns zahlt es sich aus, dass wir über Jahre hinweg hochwertige Isolierungen und Bauteile an Fenstern und Türen verbaut haben“, meint Mike Steinig von der technischen Wohnungswirtschaft des Unternehmens. Frostschäden habe es in den letzten Jahren nicht gegeben. Die Heizanlagen seien mit Thermostatventilen ausgerüstet, die auch dann das Einfrieren der Wasserrohre verhinderten, wenn Mieter alles ausstellten.

„Man müsste schon tagelang die Fenster auflassen, um die Wohnung so kalt zu kriegen, dass die Leitungen platzen“, meint Steinig. Einzig vereiste Schlösser an den Fahrradboxen, in denen auch viele ältere Anwohner ihre Rollatoren abstellen, halten die Mitarbeiter der WBG auf Trab. Mit einer Lötlampe sei man da aber schon vor dem Gröbsten gefeit.

Wittenbergs Amtsarzt Michael Hable empfiehlt: warm anziehen und rausgehen. Frische Luft und Bewegung tue gut - auch bei Kälte. Allerdings mahnt er, sich vor Stürzen in Acht zu nehmen. (mz)