Vorweihnacht am Ochsenkopf Vorweihnacht am Ochsenkopf: Keine Angst im Wald

Rotta - „Tschüss, vielen Dank“ und „Schöne Weihnacht“ schallt es durch die Bastelstube. Wieder ziehen Kinder froh nach Hause, mit einem lustigen Wichtel in der Hand, einer garantiert tropffreien Kerze (aus Pappe) oder auch schön beklebten Döschen. Ines Gabelunke, schaut auf die Uhr.
„Noch fünf Minuten“, sagt sie, dann ist ihr nächster Einsatz als Frau Holle. Kissen und künstlicher Schnee liegen bereit. Doch vorher wird sie von Kindern umarmt, die sich mit ihr fotografieren lassen. Frau Holle macht offenbar weniger Angst als der Rotrock mit der Rute.
Wichtel am Herd
Es ist eine märchenhafte Weihnachtszeit, die das Landgut Ochsenkopf am dritten Advent seinen Besuchern beschert. Heidrun Weise, Vorsitzende des Vereins, Elbaue-Heideregion Kemberg, liest als Märchenoma Geschichten vor. „Oder ich höre auf, wenn die Kinder sie schon kennen, und lasse sie weiter erzählen“, sagt sie drinnen im warmen Hotel.
Draußen wärmen Feuer, Dachdecker Roland Scheer klopft wie auf anderen Märkten zuvor Schieferplatten in Geschenkform zurecht. Viele fleißige Wichtel schenken Glühwein und Punsch aus, servieren Kaiserschmarrn sowie Grünkohl mit Knacker.
Eine Wittenberger Familie nimmt, vor allem für die beiden Töchter, fast alle Angebote mit. Sie finden es schön am Ochsenkopf. „Wir hatten es in der Zeitung gelesen. Ich war noch nie hier“, sagt die Mutter. Schön sei es, der Grünkohl richtig lecker.
Eine Mutter aus Dessau lobt den kleinen Markt. „Hier ist es typisch weihnachtlich, sehr überschaubar, so dass man in Stimmung kommt.“ Sohn Finn sitzt geduldig am Bastelstand. Der Sechsjährige verzichtet dieses Jahr auf den Besuch beim Weihnachtsmann. Der sei ihm doch etwas zu unheimlich gewesen, verrät die Mutter.
Aschenputtel hat zwar schon das Kleid angelegt, aber noch müssen sich die Kinder gedulden. In diesem Jahr schlüpft Kristin Helfer aus Zschornewitz in die Rolle der Prinzessin. „Erstmals. Das richtige Aschenputtel ist ausgefallen“, so die 31-Jährige, die zwei Jahre zugesehen hat und ihren Part kennt.
Kurz nach halb vier Uhr nachmittags reitet sie auf „Prinzchen“, so heißt ihr Pferd, vor und und bringt etwa 15 Kinder zur Wohnung des Weihnachtsmanns im Wald. Fürchten müssen die sich nicht, die Eltern sind mit dabei. Noch zwei Gruppen werden es an diesem Tag.
Dass es auf dem Hof so gemütlich zugeht mit selbst gemachter Konfitüre und Seife, Holzspielzeug und Wildprodukten, ist Gabriele Büntigs Verdienst. Die Chefin des „Ochsenkopfes“ hat das Fest vor vier Jahren initiiert, anlässlich der ersten von ihr entdeckten Erwähnung im Jahr 1864. „Da hatten wir gedacht, wir müssen etwas Besonderes machen“, so ihre Idee, aus der ein romantisches Fest mit Handwerk aus der Region und Leckereien aus der Hotelküche geworden ist.
Wolf im Bett
Manchmal wird es aber doch gruselig in der Bastelstube. Da mag die Mutter noch so sehr beteuern, dass nichts passieren kann, der Junge mag sich dem Bett nicht nähern, in dem die darin liegende Oma so fatal einem Wolf ähnelt. In großem Bogen schleicht der Junge aus dem Raum. (mz)