Vorlesetag auf Schloss Pretzsch Vorlesetag auf Schloss Pretzsch: Im Dienst des Lesens

Pretzsch - Mit welchen drei Fragezeichen beschäftigt sich der Bürgermeister von Bad Schmiedeberg? Was hat der Gong des Porzellanhändlers mit Pretzsch zu tun? Diese und andere Fragen beantwortet der Vorlesetag im Pretzscher Schloss am Freitag.
Dass Eltern sich mit ihren Kindern zusammenhocken und eintauchen in die wunderbare Welt der Bücher, das findet nicht mehr so oft statt wie es wünschenswert wäre. Aber natürlich kann Vorlesen auch in späteren Jahren noch ausgesprochen vergnüglich sein.
Das Vorlesen zu fördern, setzt sich neben anderen die Stiftung Lesen zum Ziel, es gibt dafür seit mehr als einem Jahrzehnt den bundesweiten Vorlesetag, der stets am dritten Freitag im November stattfindet - in Schulen zum Beispiel, in Bibliotheken oder Kindertagesstätten: und in erstaunlich ausführlicher Form diesmal auch auf Schloss Pretzsch.
Dort werden am kommenden Freitag nicht nur Lesungen für jüngere und ältere Kinder beziehungsweise Jugendliche angeboten, abends gibt es auch eine Lesung für das interessierte erwachsene Publikum.
Dabei ist neben anderen die Pretzscher Autorin Sybille Zugowski, bekannt nicht zuletzt durch ihre Drehbücher, die sie für die Aufführungen zum Eberhardinenfest geschrieben hat. Sie wartet ab 16 Uhr mit der von ihr erfundenen Figur Elly Wunschente in „Elly und der Wunschwuschel“ auf - für jüngerer Zuhörer: „Ich schreibe gerne Geschichten und lese sie auch gerne vor“, begründet sie ihre erste Teilnahme am Vorlesetag.
„Bücher“, fügt die Pretzscherin hinzu, „haben einen besonderen Charme.“ Sie seien nachhaltiger und fassbarer als die Inhalte aus dem Computer. Ein weiteres Werk von Sybille Zugowski befindet sich gerade im Druck. Es trägt den Titel „Zehn kleine Schmetterlinge“ und beinhaltet zehn Kurzgeschichten für Jugendliche und Erwachsene.
Nicht nur die Autorin schlägt am Freitag in Pretzsch die Bücher auf, auch Martin Röthel, Bürgermeister von Bad Schmiedeberg beteiligt sich am Leseprogramm. Er trägt ab 15.30 Uhr Texte vor und wendet sich an die schon etwas größeren Kinder - mit Büchern, die im Trend liegen, wie „Die drei Fragezeichen“ oder „Fünf Freunde“.
Am Morgen ist der Bürgermeister auch schon im Einsatz im Dienste des Lesens: vor dritten Klassen in der Grundschule Trebitz: „Ich mache das gerne, denn es ist wichtig, Kinder für das klassische Medium Buch zu begeistern.“
Übrigens besteht der Nachmittag in der Bibliothek im Torhaus des Pretzscher Schlosses nicht nur aus Büchern, zur Auflockerung sollen musikalische Bewegungsspiele stattfinden. Die öffentlichen Lesungen, für die kein Eintritt erhoben wird, laufen parallel - für die jüngere und die etwas ältere Zuhörerschaft. Sie können laut Ankündigung komplett oder nur abschnittsweise besucht werden.
Am Abend schließlich ist das erwachsene Publikum an der Reihe und wird eingeladen ins Schlosscafé (ab 18 Uhr). Janine Schöne, die sich um die Öffentlichkeitsarbeit kümmert, wartet dort mit „Muhme Mehle“ von Ruth Werner auf. Die Geschichte handelt von einer jungen Frau und Mutter, die in geheimer Mission gegen die Nazis agiert und während dieser Zeit ihr ehemaliges Kindermädchen, eben die Muhme Mehle, an ihrer Seite hat.
Sie sorgt für die Kinder ihres ehemaligen Zöglings, kann selbst aber nicht auf eine warmherzige Erziehung zurückblicken. Sie nämlich wurde im Preußischen Militärwaisenhaus, das sich einst im Schloss Pretzsch befand, aufgezogen und zu „Treue und Redlichkeit“ angehalten. Die Erzählung wurde 1976 in dem Band „Der Gong des Porzellanhändlers“ veröffentlicht und 1980 mit Käthe Reichel und Jutta Wachowiak verfilmt. Sie trägt autobiographische Züge. (mz)