Volleyball: Volleyball: 2. Bundesliga wird ein Thema

WITTENBERG/MZ. - Langsam, aber sicher wird Ulf Jonas die ganze Angelegenheit umheimlich. Fünf Spieltage vor dem Ende der Serie 2010 / 11 sind die Volleyballer des MTV Wittenberg weiterhin Spitzenreiter der Regionalliga Nordost. Dem Thema Aufstieg in die 2. Bundesliga kann sich der 42-jährige Coach jetzt nicht mehr entziehen. Nach dem 3:1-Erfolg (31:29, 26:24, 21:25, 25:22) beim VC Olympia Berlin II startete sogar Regionalspielwart Uwe Nädler eine konkrete Anfrage in diese Richtung. Jonas registrierte stolz, dass Nädler dem MTV "gutes Zweitliga-Niveau" bescheinigte.

Trotz des Lobes von offizieller Seite bleibt die Tatsache, dass diese Erfolgsstory dem Coach viele Rätsel aufgibt. Er will nicht vom oft zitierten Bayern-Dusel sprechen, doch die Eigendynamik, die der Aufschwung angenommen hat, überrascht ihn. Selbst durchschnittliche Leistungen reichen plötzlich, um als Sieger vom Parkett zu gehen. Spiele und Sätze werden gedreht, der Teamgeist hat eine neue Qualität erhalten. Auf der Reservebank geht jetzt ordentlich die Post ab. Früher wurde das Geschehen registriert, inzwischen bringen sich die anderen Spieler als zweiter Fanblock ein und reichen ihren Teamkollegen in der Pause Getränke.

Der Erfolg hat die Mannschaft mobilisiert. "Ich kenne alle Ausreden", meinte der Coach schmunzelnd, "um sich vor dem Training zu drücken. Die Zeiten sind vorbei. Jetzt kommen alle zwölf Spieler." Jeder drängt in die erste Garnitur. Jonas kann diesen Glücksumstand kaum fassen. "Wir haben uns Platz eins hart erkämpft. Ein bisschen Glück gehört dazu. Doch ich will die Leistung der Jungs nicht schmälern." Die größte Hürde muss im Verein übersprungen werden. Bislang ist laut Trainer unklar, ob sich der MTV den Aufstieg überhaupt leisten kann. Die Volleyballer wollen noch zwei Spieltage abwarten und dann das klärende Gespräch suchen.

Mit der Reserve des VC Olympia Berlin hatten die Wittenberger noch eine offene Rechnung zu begleichen. In der Hinrunde ging der MTV in der Stadthalle 0:3 unter und sprach daher vor dem Anpfiff kämpferisch von Wiedergutmachung. Beide Teams boten den etwa 70 Zuschauern, gespielt wurde im Stadtteil Hohenschönhausen, eine klasse Partie. Angriff, Block und Annahme zeigten spektakuläre Aktionen. Die Junioren aus dem Olympiastützpunkt unterstrichen, dass sie die Nationalmannschaft von morgen bilden sollen. Die Gäste hatten aber 9:6 beziehungsweise 17:13 die Nase vorn. In der Schlussphase (25:24) nahmen die Hausherren Tuchfühlung auf. Angreifer Ruben Schott oder der Mittelblock mit Florian Hecht und Jannik Kühlborn machten dem Spitzenreiter das Leben richtig schwer. Im Endeffekt gab die Routine des MTV den Ausschlag in Sachen Satzgewinn.

Nach dem Wechsel blieb alles beim Alten. Die Junioren-Nationalspieler aus der Bundeshauptstadt ließen sich nie abschütteln (8:8, 13:13) und setzten selbst Glanzpunkte am Fließband. Tabellenführer Wittenberg leistete sich ebenfalls kaum Schwächen. Mario Mollenhauer und Libero Steffen Fleischer zeigten in der Annahme, was gehobenes Regionalliga-Niveau ist. Jonas sprach nach dem Abpfiff von 95 Prozent Trefferquote. "Das war phänomenal. Fast jeder Ball ist bei Zuspieler Thomas Aleithe gelandet." Nach dem Gewinn des zweiten Durchgangs hofften die Gäste auf ein schnelles Ende. Doch in den Aktionen war selten genügend Dampf, um den Gegner vom Parkett zu fegen (6:10, 15:18). Die Berliner standen mit beiden Beinen auf der Siegerstraße und ließen sich von dieser nicht verdrängen.

In der Pause blieb der MTV-Coach locker. Er erklärte seinen Schützlingen, dass "nichts passiert" sei. Die kurze Ansprache zeigte Wirkung. Trotz zwischenzeitlichem 13:16-Rückstand blieben die Lutherstädter am Drücker. Sebastian Eisemann, Peter Hoffmann und Arwed Eilitz kauften auf der Mittelblock-Position den Berliner Angreifern mehr und mehr den Schneid ab. Der letzte Punkt in dieser Partie passte eher in die Rurik "Kurioses". Beim Stand von 24:22 diskutierte VC-Spieler Nico Zager so lange mit dem Unparteiischen, bis dieser ihm Gelb zeigte - Punkt, Satz und Sieg für den MTV!