Uwe Sturm und sein Hobby Uwe Sturm und sein Hobby: Augenblicke des Lebens

Gossa/Jüdenberg - Wer hätte das gedacht? Uwe Sturm, der so manchen Schatz der DDR-Fußball-Geschichte aufgestöbert, gehoben und in einem eigenen Museum in Gossa bewahrt hat, ist auch ein begnadeter Fotograf. „Ach, dieses Hobby begleitet mich schon immer“, zeigt er sich bescheiden. Doch die große Anzahl faszinierender Motive spricht deutlich eine andere Sprache.
Dabei hat Sturm nie ein Experten-Seminar oder einen Kurs an der Volkshochschule wahrgenommen. Die Beherrschung seiner Kamera hat er sich als Autodidakt allmählich antrainiert. Mit Ergebnissen, die fast an Perfektion grenzen. Weniger wichtig sind für ihn allerdings die technischen Finessen des Geräts. „Als allererstes muss der Blick fürs Bild da sein“, meint Uwe Sturm. Erlernen könne man den eigentlich nicht.
Eventuell sei er in dieser Hinsicht vom Schicksal bevorteilt worden, denn in der Familie gäbe es niemanden mit einem ähnlichen Faible. „Wenn ich einen Spaziergang unternehme, sehe ich meistens die Motive fertig vor mir.“ Der Drang, der Natur ganz nahe zu kommen, ihr mit Hilfe der Makro-Fotografie Geheimnisse und Schönheit gleichermaßen zu entlocken, nahm ab dem Jahr 2000 an Intensität zu.
„Damals waren wir in der Dominikanischen Republik unterwegs“, erzählt das Multitalent. Ab dann wurde jede Fernreise zur Fotopirsch genutzt. „Es waren aber nie ausgewiesene Foto-Safaris“, betont Sturm. „Das passierte alles nebenbei.“
Vögel, Spinnen, Krokodile hat er in ihrer exotischen Umgebung „eingefangen“. Doch in der Ferne stößt man auch auf alte Bekannte aus hiesigen Gefilden: Einmal winkte ihm ein Waschbär von einer Palme zu. Oft war der Zufall mit im Spiel. Das verstärkt die Glücksgefühle umso mehr. „Wenn man weiß, dass ein Foto gelungen ist, dann ist das unglaublich befriedigend.“
Einen nicht minder unerschöpflichen Fundus halten Fauna und Flora freilich vor der eigenen Haustür bereit. Einigen Gesellen ist der 45-Jährige hartnäckig auf den Fersen. „Inzwischen weiß ich, wo der Eisvogel wohnt. Aber so pfeilschnell, wie er ist, brauche ich für den passenden Moment Geduld“, schmunzelt er. Aber vielleicht streicht ja Meister Reineke eher an seiner Linse vorbei.
„Einen Fuchs, fällt mir ein, habe ich noch gar nicht fotografiert.“ Dafür stellte sich ein Eichhörnchen in eine nahezu menschliche Pose. Und die Haustiere der Familie Sturm - Kater Erwin mit dem roten Fell und Bella, die Retriever-Mix-Hündin - ließen sich während ihres Daseins auf Erden ebenfalls für eine gelungene Aufnahme nie lange bitten. Ist die Corona-Krise abgeklungen, will Uwe Sturm durch Tierparks und Zoos streifen, um die Bewohner für die Kamera aus der Reserve zu locken.
Ein paar tierische Verhaltensweisen hat der Gossaer sogar in Bild-Serien festgehalten. Ein Schwarzspecht, der seine Baumhöhle bezieht, und eine Maus, die sich eine Nuss sichert, dürfen witzige Sprüche klopfen. „Das macht schon Laune“, beschreibt Uwe Sturm die Arbeit an diesen Kompositionen. Ernst wird er freilich, wenn ihn die Ahnung befällt, dass manches Motiv irgendwann der Vergangenheit angehören könnte.
Deswegen erklärte er sich bereit, die Bürgerinitiative zu unterstützen, die gegen die Mülldeponie bei Jüdenberg kämpft. „Nach der Anfrage, die mich erreichte, habe ich einige Aufnahmen herausgesucht, die dokumentieren, wie schön es dort ist.“ In der abwechslungsreichen, vor 30 Jahren noch vom Kohleabbau geprägten Landschaft seien viele schützenswerte Biotope entstanden. In denen seien zum Beispiel Zauneidechse, Bienenfresser und Neuntöter heimisch. Wenn dort nun eine Deponie entstünde, käme es zur Zerstörung wertvoller Lebensräume. Die Natur sei doch gerade erst dabei, sich von den Verwundungen des Braunkohletagebaus zu erholen.
Auch diese Nachdenklichkeit gehört zu dem Mann, der sich in vielen Sätteln zu Hause fühlt. (mz)
