Unwetter Kreis Wittenberg Unwetter Kreis Wittenberg: "Kutscherklause" in Pülzig wird überflutet

Pülzig - Im Prinzip ist Roland Ringlau gegen Wetterunbilden gut gerüstet. Ein 60 Zentimeter hohes Brett kommt bei starkem Regen vor die Eingangstür seiner „Fidelen Kutscherklause“ in Pülzig und hat bisher immer verhindert, dass die Nässe ins Gasthaus gelangt. „Am Mittwoch hat das Brett kapituliert“, sagt der Wirt.
Es wurde einfach überspült von den Wassermassen, die vom Hügel auf sein Grundstück herunterkamen und für kurze Zeit nur wenige Zentimeter unter den Fensterbrettern stoppten. „Das Wasser floss vorne rein und mit unserem Schneeschieber haben wir es durch die Hintertür hinausgeschoben“, erinnert sich Roland Ringlau an den heftigen Wolkenbruch am Mittwochnachmittag.
Zwei Tage später haben er, Ehefrau Karin, die Mitarbeiter und vor allem viele Freunde und Bekannte in der beliebten Gaststätte wieder alles so hergerichtet, dass am Sonnabend im Saal eine geplante Familienfeier mit 40 Personen stattfinden kann. Dass das alte Parkett die Fluten so gut überstanden hat, macht Ringlau froh. „Da haben wir uns sofort drum gekümmert.“ Längst hat es Ehefrau Karin mit Bohnerwachs wieder auf Hochglanz gebracht.
Nicht ganz so schnell lassen sich hingegen die Schäden vor der Tür beheben. Im Auftrag der Stadt Coswig richten Mitarbeiter mit kleinem Bagger und Multicar die Ringlausche Wiese wieder her, die sich zwischenzeitlich in einen Sandstrand verwandelt hatte. „Von da oben wurde alles angeschwemmt“, zeigt der Gastwirt den Weg nach Nudersdorf hinauf, der am Freitag voll gesperrt ist.
Auf der Hügelkuppe haben sich auf beiden Seiten der schmalen Asphaltstraße tiefe Gräben gebildet. Der Sand, der dort hinein gehört, lag seit Mittwoch auf Ringlaus Wiese und Grundstück. Nun wird er zusammengeschoben und nach oben gekarrt, um die Löcher zu stopfen.
„Zum Glück haben wir am Mittwoch gleich die Feuerwehr angerufen“, sagt Ringlau über den Ausnahmetag. Mit drei Fahrzeugen war die Cobbelsdorfer Wehr schnell vor Ort und pumpte Grundstück und Haus leer. Fast zeitgleich traf eine Kaffeegesellschaft ein, die vorbestellt hatte und sich von der Situation vor Ort nicht beeindrucken ließ.
„Die waren tatsächlich sauer, als wir sie wegschickten“, wundert sich der Wirt. Weil sie den Kuchen auch nicht mitnehmen wollten, stellte ihn Karin Ringlau am Abend für die Helfer auf den Tisch, Würstchen wurden warm gemacht, Bierflaschen entkorkt. Das hatten sich die Frauen und Männer, die dem Wirtsehepaar zu Hilfe eilten, redlich verdient.
Dass bei all dem keine gravierenden Schäden blieben, ist für Ringlaus wichtig, weil sie in wenigen Wochen ihr Gasthaus an Nachfolger übergeben wollen. „Sie stehen auch nach dem Pech in dieser Woche zum Vertrag“, so Roland Ringlau und wünscht sich für die wenigen Tage bis zur Rente nur noch gute Überraschungen. (mz)
