Umzug in Mühlanger Umzug in Mühlanger: Kita "Kinderland" ist ausgeflogen

Mühlanger - Ungewöhnlich still war es zum Ende vergangener Woche in der Kindertagesstätte (Kita) Kinderland in Mühlanger. Kinder und Erzieher sind ausgeflogen - für den Rest des Jahres. Das Haus ist geräumt, diesen Montag beginnen die Sanierungsarbeiten.
Das Ausräumen zog sich über die ganze letzte Woche. „Zuerst war der Großteil meines Büros dran“, berichtet Kita-Leiterin Ilona Henfling. Am Dienstag wurde mit dem Einlagern all dessen begonnen, was nicht mitgeht in die Übergangsdomizile. Der Hort hat Räume in der Grundschule bekommen, alle anderen Kinder sind nach Elster unter das Dach der dortigen Kita gezogen. „Wir bleiben aber an beiden Orten selbständig als Kita Kinderland“, stellt Ilona Henfling klar.
Eltern unterstützen
Offizieller Start in den Interimsquartieren ist ebenfalls am heutigen Montag. Die Elsteraner sind zusammengerückt, sie überlassen den Gästen aus Mühlanger zwei Funktionsräume, unter anderem die Kinderküche, und zwei Bäder. „Da haben wir gute Bedingungen“, so die Leiterin. Eltern, die für den längeren Weg mehr Betreuungszeit brauchen, bekommen eine halbe Stunde kostenlos dazu. Außerdem dürfen die Einschüler bereits ab 1. Juli den Hort besuchen, regulär ist das erst zum 1. August möglich.
So sank in der Umzugswoche in Mühlanger mit jedem Tag die Zahl der zu betreuenden Kinder. Am Donnerstag waren es noch drei an der Zahl, zwei Krippenkinder und ein Hortkind. Die Eltern seien über den Zeitplan rechtzeitig informiert worden, die meisten konnten es einrichten, ihre Kinder für die letzten drei Tage im Juni selbst zu betreuen. „Dafür sind wir sehr dankbar“, sagt Ilona Henfling.
Ein Vater wollte am Freitag sogar mit helfen, die letzten Möbel und Umzugskisten mit auszuräumen. Neben den neun Erzieherinnen hat auch Petra Winkler, die für die Kita zuständige Reinigungskraft von der Firma Aquacleen fleißig mit eingepackt und beschriftet. Transportiert wurde das Mobiliar von den Bauhöfen Mühlanger, Zahna und Elster.
Jetzt, wo sie ausgeräumt ist, offenbart die Villa an vielen Stellen, wie nötig die Sanierung ist. Heizung und Elektrik müssen erneuert werden, die Sanitäranlagen haben die besten Zeiten längst hinter sich. Der Brandschutz ist den Anforderungen längst nicht mehr gewachsen. Für die Sanierung bekommt die Stadt rund 560.000 Euro Fördermittel.
Die Bedingungen für Ilona Henfling und ihr Team und für die Kinder werden sich deutlich verbessern. Schon weil der Krippenbereich dann im Erdgeschoss eingerichtet wird. „Darüber sind wir sehr froh“, sagt Ilona Henfling. Für die Barrierefreiheit dort wird ein großer Raum abgesenkt.
Um ausreichend Räume für die 86 Kinder, davon 30 Hortkinder bis 12 Jahre, zu haben, soll die Terrasse auf der Parkseite zugebaut werden. Alles in allem aber, so die Leiterin, „soll es eine Villa mit Charme bleiben“.
Ehemalige Fabrikantenvilla
Es ist eine von zwei Villen, die die Gebrüder Stürmer 1904 zusammen mit ihrer Lederfabrik am Bahnhof bauen ließen. Nachdem die Fabrik im Zuge der Weltwirtschaftskrise pleite ging, war in der heutigen Kita das Wohnheim von Lehrlingen des Wittenberger Arado Flugzeugwerkes. Kurz nach Kriegsende waren dann eine Pionierleiterschule und ab 1953 die Oberstufe der „Hanno-Günther-Oberschule“ dort untergebracht.
Ilona Henfling hat dort selbst noch ihre letzten Schuljahre gemeistert. 1980 zog die Kinderkrippe dort ein, 1992 kehrte Ilona Henfling als Erzieherin mit den Kindergartenkindern in das Haus zurück und übernahm kurz darauf die Leitung. Die Hortkinder sind nach der rechtlichen Trennung von Schulen und Horten 1996 dazu gekommen.
„Die Nachfahren der Eigentümer waren nach der Wende noch einmal da“, berichtet die Kita-Leiterin. Sie hätten sich gefreut, dass das Haus für Kinder genutzt wird und auf Rückübertragung verzichtet. (mz)

