Trockenheit kontra Gewässer Trockenheit kontra Gewässer: Badesee in Prettin in Gefahr!

Prettin - Von ehemals 16 auf mittlerweile etwa zwölf Hektar ist der Badesee im Touristenzentrum Prettin bereits geschrumpft. Der Teich lebe vom Grundwasser und sei damit auf dessen Druck angewiesen, sagt Fabian Schauer von den Städtischen Betrieben Annaburg. Der technische Betriebsleiter erklärt, dass dieser Druck aufgrund der geringen Fließgeschwindigkeit der Elbe fehle.
Die anhaltende Trockenheit tue ihr Übriges. So verkleinert sich der See zusehends. Neben dem fehlenden Wasser hat der Betreiber des Campingplatzes, die Städtischen Betriebe Annaburg, mit einem weiteren Problem zu kämpfen: Das Wasser ist voll mit Kraut.
Seit dem Spätsommer ist dieses wieder aufgetaucht und sorgt für ein unschönes Bild auf den See. Schädlich ist es nicht, zum Baden lädt es aber nicht gerade ein.
Entkrautung hilft nur bedingt
Diese Probleme seien kein Einzelfall im Landkreis, weiß Ines Dörre, Gesundheitsaufseherin im Fachdienst Gesundheit des Landkreises Wittenberg. Der Zustand des Wassers leide aber keineswegs unter dem Kraut oder dem sinkenden Grundwasser: „Wir haben trotz des niedrigen Wasserstandes mit der Wasserqualität keine Probleme gehabt. Bei keinem Badesee im Landkreis. Die Befunde waren dieses Jahr durchweg gut und ausgezeichnet“, erklärt Ines Dörre. Der Landkreis hat dem EU-Gewässer in Prettin eine ausgezeichnete Wasserqualität bescheinigt.
Wie Dörre weiter informiert, sei das Kraut keine Neuerscheinung. Schon in vergangenen Jahren habe man die Wasserpflanzen mit einem Mähboot im Prettiner Badesee abgetragen. Dies ist aufgrund der geringen Wassertiefe momentan nicht möglich. Entkrautungsmaßnahmen wurden im letzten Jahr anderweitig vorgenommen, so Schauer. Jetzt ist der See wieder voll mit den Pflanzen.
Aufgrund der Sonneneinstrahlung wächst es besonders gut, wirkt aber auch wegen der geringen Wassermenge mächtiger, erklärt die Gesundheitsaufseherin. Etwa anderthalb Meter sei der Wasserspiegel in den vergangenen Jahren gesunken, sagt Schauer und zeigt dabei auf einen Stein, der weit mehr als einen Meter vom Wasser entfernt auf dem Strand steht und die ehemalige Wassergrenze markiert.
„Es kam nicht überraschend, es kam kontinuierlich“, fügt er hinzu. In den letzten zwei Jahren sei das Wasser aber immer drastischer gesunken, was die neu entstandenen Inseln im See deutlich machen. Um den Gästen trotzdem die Bademöglichkeit vor Ort bieten zu können, werden See und Strand regelmäßig vom Kraut beräumt und der Badebereich, also der Strand, entsprechend der neuen Wassergrenze vergrößert.
Kontinuierliche Gästezahlen
Wer hier trotzdem nicht baden gehen will, kann andere Seen im Umkreis, circa fünf Minuten entfernt, nutzen, betont Schauer, was seinen Einschätzungen nach auch viele problemlos tun. Einen Verlust an Gästen habe der Campingplatz in dieser Saison nicht zu verzeichnen.
Bei einem Radtouristen kommt der Zustand des Sees hingegen nicht gut an: „Ich habe überlegt, mit meinem Enkel mal hierher zu fahren. Aber ich würde hier nicht baden gehen, da lohnt sich ein Besuch auch nicht“, sagt Harald Gehrt, der nach seiner Verschnaufpause im Strandcafé im Touristenzentrum wohl auf Nimmerwiedersehen weiterradelt.
Bernd Kneis, Kellner im Strandcafé, widerspricht der Meinung Schauers, dass die Gästezahlen nicht von dem schlechten Zustand des Sees beeinträchtigt seien: „Es gibt hier nur Gemecker über stinkendes Wasser und dass man hier nicht baden kann“. Er ist sich 100-prozentig sicher, dass deswegen viele Gäste nicht mehr kommen. Kneis merkt einen deutlichen Rückgang an Gästen im Café, welches direkt am Strand des Badesees liegt.
Bohrungen könnten helfen
Eine langfristige Lösung, das Sinken des Wasserspiegels zu verhindern und das Kraut endgültig zu verbannen, scheint aber nicht in Sicht. „Geht nicht, gibt’s nicht“, sagt John Hache, gebürtiger Prettiner. Er verbringt seine Mittagspause hier und sagt, „es ist schlimm wie der See aussieht“. Früher sei er regelmäßig - als Kind sogar täglich - hier baden gewesen. Jetzt bade der junge Mann hier nicht mehr. Er fordert Maßnahmen zur Erhaltung des Badesees. Fabian Schauer erklärt, dass es derzeit Überlegungen gebe, Bohrungen vorzunehmen, um so den Druck des Grundwassers zu erhöhen.
Negative Auswirkungen auf die Tierwelt im Natursee haben der Bewuchs des Krautes und der sinkende Wasserspiegel übrigens nicht. Im Gegenteil: „Viele kommen mit der Kamera hierher und beobachten Vögel“. Diese würden die neuen Inseln als Brutstätten nutzen.
Trotzdem wünscht sich Schauer kontinuierlichen Regen und Schnee im Winter - in der Hoffnung, dass der Pegel steigt oder zumindest nicht weiter sinkt. „Ausschließen kann man es nicht. Man muss damit rechnen, dass es immer schlechter und dramatischer wird“, sagt Ines Dörre auf die Frage, wie wahrscheinlich es ist, dass der See irgendwann ganz verschwindet. (mz)
