Triathlon in Bergwitz Triathlon in Bergwitz: Schneller als Polizei erlaubt

Bergwitz - Sven Hamann strahlt. „Ich bin euphorisiert“, sagt der Chef der Wittenberger Triathlonfreunde. Sein Team erhält viel Lob für die Organisation der 29. Auflage des Bergwitz-Triathlons. Nur einer war schneller als die Polizei erlaubt: Das Herzzentrum Coswig gewinnt die Staffelfirmenwertung vor den Beamten des Wittenberger Reviers. „Die müssen auch schneller sein“, sagt Kripo-Mann Norbert Dieke.
Doch die Ordnungshüter - Jan Otto hat die Schwimmstrecke absolviert und Tobias Trabitz, der Kreismeister über 3 000 m, war der Läufer - haben sich bei ihrem Premierenstart bravourös geschlagen. „Wir können noch eine Kohle drauf legen“, schließt der Radsportler Dieke einen erneuten Start nicht aus.
Damit hat das Trio auch noch mit einem Klischee aufgeräumt. In einem Regionalkrimi empfiehlt die Autorin - es geht um Mord - den Chefermittlern die Teilnahme am Bergwitz-Triathlon, um die Ortskenntnisse zu verbessern.
Darüber kann Dieke nur lachen. Er kennt den See wie kein anderer. „Ich bin Taucher“, sagt er. Und auch der Rundkurs ist ihm trotz seiner ersten Teilnahme nicht neu. „Der war identisch mit meiner wöchentlichen Trainingsstrecke“, so der Wittenberger.
Spannender Sprint um Silber
Keinen Ärger mit der Polizei hat der neue Sprint-Landesmeister bekommen. Dabei ist Jonas Meyer bei der Siegerehrung schon ganz schön übermütig. Der junge Mann schüttelt kräftig die Flasche Siegersekt und lässt dann den Korken knallen.
Der Sekt spritzt aus der Flasche, und auch die Zuschauer bekommen unfreiwillig davon etwas ab. Die Kritik erheitert den Sportler vom SV Halle. „Das ist international so üblich“, erklärt der Athlet. „Ja, in der Formel 1“, knurrt ein Besucher.
Der Titelträger lässt sich von diesem Zwischenruf nicht irritieren und hat einfach gute Laune. „Das Schöne am Bergwitz-Triathlon ist, dass ich mal nicht der Favorit war“, sagt der Vize-Europameister und meint das nicht nur im Spaß.
„Ich war ein halbes Jahr in Afrika, ich will mich erst mal wieder in Form bringen. Nächste Woche starte ich in der Bundesliga“, verrät er. Viel Interessanter für die Presse, so sagen es sein Teamkollegen, sei doch der Kampf um Silber. Der wird tatsächlich erst im Schlusssprint entschieden.
Sören Weniger (USC Magdeburg) wird Vizemeister mit einer einzigen Sekunde Vorsprung vor Matthias Rauhut (SV Halle). Bei den Frauen ist die Angelegenheit deutlicher. Auch hier gibt es einen Favoritensieg.
Marie Elisabeth Alert (USC Magdeburg) ist die neue Sprint-Landesmeisterin. Die Titelträgerin wirkt nach ihrem Erfolg ausgesprochen entspannt, geht zum Verpflegungstand trinkt Wasser und isst Melone, und wirkt so, als würde sie am liebsten gleich noch mal mit den Jedermännern eine Runde drehen. „Das täuscht“, sagt sie „Ich habe erst vorige Woche die Mitteldistanz absolviert, deshalb war das heute für mich sehr hart“, so die Magdeburgerin.
Kümmerling vor den Profis
Übrigens als Allererster über die Ziellinie gelaufen ist Felix Kümmerling. Das liegt daran, dass Hamann die Teilnehmer in „zwei Wellen“ auf die Strecke geschickt hat.
Zuerst mussten die Frauen und die Staffeln ins 24 Grad warme Wasser des Bergwitzsees. Die „zweite Welle“ folgt fünf Minuten später. Das Team Crosszilla vs. David Crosellhoff lässt sich von den „Profis“ aber nicht mehr einholen und gewinnt so die Staffelgesamtwertung. Hinter den Namen verbirgt sich eine Firmengruppe aus Bernau. „Im Vorjahr waren wir Zweiter. Dieses Mal wollten wir unbedingt gewinnen“, verrät Kümmerling. „Es war heiß“, sagt er zu seinem Lauf.
Dagegen hat Lokalmatador Volker Kluge - er wird Dritter in seiner Altersklasse - mit Wind auf der Radstrecke zu kämpfen. „Und es waren auch Autos unterwegs“, so der Radiser. Der erfahrene Läufer und Triathlet möchte einen Vergleich der lokalen Events zwischen Bergwitz und Ferropolis nicht öffentlich kommentieren.
Teilgenommen hat er an beiden und unterschiedliche Erfahrungen gemacht. „Schauen Sie auf unsere Homepage“, empfiehlt er. Dort wird der Organisator, der seinen Wettbewerb rund um die Stadt aus Eisen austrägt, kritisiert. „Leider hat der Veranstalter mehr an den eigenen maximalen Profit als an die Einhaltung der Ausschreibung bzw. an die Athleten gedacht“, heißt es beim Internauftritt vom LC Dübener Heide.
Beim Bergwitzer Triathlon ist die Versorgung der Sportler - auch mit Wasser - bestens. Übrigens haben auch die zahlreichen Zuschauer nichts vermisst.
Der ausgezeichnete Ruf des Bergwitz-Triathlons schlägt sich in den rekordverdächtigen Zahlen nieder. Der Jedermann-Triathlon ist das erste Mal in der 29-jährigen Geschichte völlig ausgebucht.
Das liegt vor allem an der Wechselzone, die hat eben eine begrenzte Kapazität von 200 Rädern. Hier spielen sich mitunter sportliche Dramen ab. Da springt trotz bester Vorbereitung schon mal die Kette vom Rad. Kampfrichter beaufsichtigen prompt die Reparatur.
Solche Probleme hat Ralf Schuster nicht. Der Mann, der für Porsche Leipzig startet, läuft unter großem Jubel als Erster über die Ziellinie. „Ich bin nicht der Sieger, ich bin in der ersten Welle gestartet“, wehrt er Glückwünsche ab. Hamann hat zunächst die Frauen und die Ü 50 auf die Strecke geschickt.
Und trotzdem ist Schuster ein echter Sieger. Der 55-Jährige gewinnt seine Altersklasse. Nach zweijähriger Pause - „Ich war in Bayern“ - ist das ein gelungenes Comeback. Der Gesamtsieg der Jedermänner geht an Jens Oswald vom LFV Oberholz. Bei den Frauen ist Susann Günther vom FC Erzgebirge Aue die schnellste.
Sport trotz Handicaps
Eigentlich ist jeder Teilnehmer ein Sieger. Die Zuschauer feiern mit Recht alle Zieleinläufer. Dazu zählt auch Hans Hausmann vom Wittenberger Augustinuswerk.
Er plädiert dafür, dass sich noch mehr „Menschen mit Handicap“ der sportlichen Herausforderung stellen. Er selbst sei erst mit 40 zum Sport gekommen, „Du darfst nicht zumachen, nicht jammern. Du must mit der Krankheit leben“, sagt der Mann, bei dem schweres Rheuma diagnostiziert wurde.
Alle Ergebnisse unter www.triathlonfreunde-wittenberg.de (mz)

