Triathlon Triathlon: Großer Traum verdrängt Versprechen
GRÄFENHAINICHEN/MZ. - Das Versprechen hielt keine zwei Jahre. "Ich habe damals gesagt, dass ich so schnell keinen Ironman mehr mache", sagt Stefan Seitz und blickt dabei seine Frau Britt an, der er eigentlich nach seinem Triathlon in Glücksburg (2009) versprochen hatte, nicht mehr über die volle Distanz zu gehen. Britt Seitz schmunzelt ein wenig, bevor sie sich zu einer Antwort hinreißen lässt. "Ich glaube, er hat wirklich ,nicht so schnell' gesagt."
Ehefrau erteilt Segen
Eine Saison hat der 40-Jährige ausgesetzt und sein Glück auf kürzeren Distanzen versucht. Ferropolis oder Bergwitz gehören zum Standardprogramm. Der große Traum, einmal in Roth zu starten, nahm insgeheim Konturen an. Nach dem "okay" von Britt, tüftelt der Triathlet einen Trainingsplan aus und muss organisatorische Hürden überwinden. Die Online-Anmeldung für Roth ist knapp zwölf Monate vor dem Wettkampf freigeschaltet. Innerhalb von 24 Stunden sind alle 3 600 Einzelstart- beziehungsweise die 500 Staffel-Plätze vergeben (für 2012 bereits ausgebucht). Der ausrichtende Verein vergibt bei der traditionellen Nikolaus-Aktion noch ein paar Restplätze. Seitz gibt alles. Er erkämpft sich für die zehnte Auflage (10. Juli 2011) ein Ticket und kann mit der Verwirklichung seines Traums beginnen. "Die nächste Hürde war, ein Quartier in der Nähe zu bekommen. Roth ist an diesem Tag völlig ausgebucht." Das Mitglied der Wittenberger Triathlonfreunde geht sein Ziel ehrgeizig an. In Glücksburg marschierte er nach 11:06 Stunden über den Zielstrich, im deutschen Mekka des Ironman will er die Elf-Stunden-Marke knacken. Den Startschuss zum Abenteuer setzt Seitz, der im Gräfenhainichener Ortsteil Mescheide wohnt, im Oktober 2010. "Es ist super, dass wir vor Ort eine Schwimmhalle haben", sagt der 40-Jährige und erzählt, dass zu Beginn der Vorbereitung nur Schwimmen und Laufen auf dem Programm standen. Die Touren mit dem Drahtesel beginnen im Frühjahr. Nach kürzeren Einsteigerunden geht es langsam in Richtung 120 bis 160 Kilometer am Stück. "Jetzt kenne ich die Dübener Heide aus dem Effeff."
Logistische Herausforderung
Trotz aller Euphorie bleibt es für Seitz eine Herausforderung, Familie, Arbeit und Sport unter einen Hut zu bekommen. "Ich bin beruflich viel unterwegs", erklärt der 40-Jährige, der für eine große Krankenkasse arbeitet. Während seiner Dienstreisen nutzt der eiserne Mann aus Mescheide jede freie Minute, um sich fit zu halten. Laufschuhe und Badehose haben fortan ihren festen Platz im Reisegepäck. "Manchmal habe ich sogar mein Rennrad mitgenommen", denkt er an seine Vorbereitungszeit zurück. Seitz hat sich in den acht Monaten alles aufgeschrieben. Bei allen drei Disziplinen kommen knapp 8 000 Kilometer zusammen.
Anfahrt endet im Stau
Der Weg zum Start- und Zielbereich in Roth ist mühsam. "Wir standen morgens um 5.30 Uhr im Stau", erzählt er, "bloß gut, dass ich erst mit der siebenten Startwelle um 7.15 Uhr dran war." Dilemma zwei folgt sprichwörtlich auf dem Fuß. Der Sportler aus Mescheide bekommt nach dem Eintauchen einen Tritt ins Gesicht - Brille plus Kontaktlinsen verrutscht. "Ich musste mehrmals anhalten und nachjustieren." Trotz aller Anfangsschwierigkeiten stuft er seine Schwimmzeit, 1:24:01 Stunden für 3,8 Kilometer, mit "ganz passabel" ein. Anschließend läuft alles nach Plan. Beim 180-Kilometer-Ritt auf dem Drahtesel (5:23,56 h) und dem abschließenden Marathonlauf (3:55:46 h) gibt es keine Probleme. Er genießt das Flair und lässt sich von den 180 000 Zuschauern ins Ziel tragen. Am Ende stehen 10:51:06 Stunden im Wettkampfprotokoll - Traum erfüllt! Und jetzt Hawaii? "Ich habe meiner Frau versprochen, dass dies mein letzter Ironman war", sagt Seitz. Wieder mal ein Versprechen...