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Torte zum Saisonstart Torte zum Saisonstart: Obsthof Zwicker in Schweinitz eröffnet Kirschernte

Von Detlef Mayer 23.06.2017, 09:27
Beim Anschnitt der riesigen in der Bäckerei Käpernick in Annaburg entstandenen Torte in Form einer Kirsche (von links): Umwelt-Staatssekretär Ralf-Peter Weber aus Dessau, Sylke Zwicker vom gastgebenden Schweinitzer Obsthof, die 21. Sächsische Blütenkönigin Laura I., Gerd Kalbitz, Vorsitzender des Landesverbandes Sächsisches Obst e.V.,Landrat Jürgen Dannenberg, Oliver Zwicker (beide nicht zu sehen) und ganz rechts Jessens Bürgermeister Michael Jahn.
Beim Anschnitt der riesigen in der Bäckerei Käpernick in Annaburg entstandenen Torte in Form einer Kirsche (von links): Umwelt-Staatssekretär Ralf-Peter Weber aus Dessau, Sylke Zwicker vom gastgebenden Schweinitzer Obsthof, die 21. Sächsische Blütenkönigin Laura I., Gerd Kalbitz, Vorsitzender des Landesverbandes Sächsisches Obst e.V.,Landrat Jürgen Dannenberg, Oliver Zwicker (beide nicht zu sehen) und ganz rechts Jessens Bürgermeister Michael Jahn. D. Mayer

Schweinitz - Die Süßkirschen sind reif. Donnerstagvormittag wurde die 2017er Kirschsaison für die Länder Sachsen-Anhalt und Sachsen auf dem Schweinitzer Obsthof Zwicker offiziell eröffnet. Zu dem werbewirksamen Termin eingeladen hatte der Landesverband Sächsisches Obst e.V., der neben 47 Erzeugern aus Sachsen auch die Interessen von 36 Obstbaubetrieben in Sachsen-Anhalt vertritt.

Zu den Gästen des Ereignisses gehörten neben der 21. Sächsischen Blütenkönigin Laura I. und Vertretern des Obstbauverbandes auch Ralf-Peter Weber, Staatssekretär im Umweltministerium von Sachsen-Anhalt, der Wittenberger Landrat Jürgen Dannenberg (Linke) und Jessens Bürgermeister Michael Jahn (SPD). Gemeinsam wurde auf die anlaufende Kirschernte eingestimmt, für welche die Fachleute, bedingt durch die April-Fröste, mit Ertragseinbußen von 50 bis 60 Prozent rechnen, wie Gerd Kalbitz als Vorsitzender des Landesverbandes Sächsisches Obst und Philipp Moser, Vorsitzender der Fachgruppe Obstbau in dem Verband, ausführten.

Dennoch war die Stimmung bei dem festlichen Akt optimistisch und gut. Dazu trugen Kinder der Evangelischen Grundschule Holzdorf mit einem musischen Rahmenprogramm ebenso bei wie der gemeinsame Anschnitt einer riesigen Torte in Form einer Kirsche. Geschaffen hatte diese Sören Käpernick von der gleichnamigen Familienbäckerei in Annaburg.

Der Obsthof Zwicker bewirtschaftet rund 30 Hektar Fläche, darunter 4,5 Hektar Kirschplantagen, auf denen vor allem Süßkirschen gedeihen. Nur ein Viertelhektar ist den Sauerkirschen vorbehalten. Hauptfrucht bei Zwickers ist jedoch mit Abstand der Apfel auf rund 14 Hektar. Hinzu kommen zwei Hektar Birnen, 1,8 Hektar Pflaumen, 4,5 Hektar Erdbeeren und ein Hektar Pfirsiche. Was Oliver Zwicker als diplomierten Gartenbauer und Chef des Familienunternehmens zu dem Hinweis veranlasste, dass Pfirsiche zu DDR-Zeiten eine der Hauptkulturen auf den Jessen-Schweinitzer Bergen waren.

Die sachsen-anhaltischen Mitgliedsbetriebe des Obstbauverbandes haben übrigens alles in allem 811 Hektar Fläche in Bearbeitung, auf etwa 187 Hektar davon stehen Süßkirschen. 465 Hektar sind mit Äpfeln bebaut. In geringerem Umfang werden analog des Schweinitzer Gastgeber-Unternehmens von Sylke und Oliver Zwicker zudem Sauerkirschen, Pflaumen, Birnen, Pfirsiche und Aprikosen kultiviert.

Im vorige Jahr wurden nach Angaben des Statistischen Landesamtes in Sachsen-Anhalt insgesamt 2 694 Tonnen Süßkirschen und 114 Tonnen Sauerkirschen geerntet. Die sachsen-anhaltischen Mitgliedbetriebe im Landesverband Sächsisches Obst, das sind hohe 70 Prozent, rechnen in diesem Jahr wegen des Blütenfrosts lediglich mit einem Ertrag von 700 Tonnen Süßkirschen, was die kleinste Ernte der zurückliegenden Jahre darstellt. Die meisten Obstplantagen Sachsen-Anhalts liegen im südlichen Teil des Landes - von Naumburg über Querfurt bis in die Region rund um den Süßen See. In Sachsen bauen etwa 20 Betriebe auf 138 Hektar Süßkirschen an. Auch sie erwarten mit 550 Tonnen Ertrag für 2017 eine unterdurchschnittliche Ernte.

Warmer März und kalter April halbieren Kirschernte drastisch

Gerd Kalbitz rekapitulierte, dass der warme März und der kalte April in diesem Jahr das Schlimmste für die Obstbauern gewesen seien. Und das treffe auf ganz Deutschland zu. Dadurch werde sich republikweit der Ertrag bei Kirschen auf 15.000 Tonnen halbieren. Was natürlich die Preis hochschnellen lasse. Dennoch: Da Deutschland bei Kirschen nur eine Eigenversorgung von 50 Prozent erreiche, sei da noch Luft nach oben. Womit er die Obstbauern aufforderte, mutig zu sein und die Anbauflächen weiter aufzustocken.

„Wir sind ein Betrieb ohne Dach“, sagte Philipp Moser und spielte damit auf die Wetterabhängigkeit des Obstbaus an. Was diesmal eben zu einem sehr wechselhaften Blühverlauf geführt habe, nicht zuletzt wegen der sieben Frostnächte im Frühjahr. Auch mit der Nachblüte habe es Ärger gegeben, selbst für die Bienen sei es zu kalt gewesen. Was den Fachgruppen-Chef für Obstbau aber nicht hinderte, seinen Blick auf die Zukunft zu richten: Der Po-Kopf-Verbrauch an Kirschen in Sachsen-Anhalt liege gerade mal bei zwei Kilogramm im Jahr und da seien die Konserven schon mitgerechnet. „Das lässt sich noch steigern.“ Auch deshalb zelebriere man die offizielle Eröffnung der Kirschsaison wie diesmal auf dem Obsthof Zwicker und richte inzwischen zum dritten Mal ein landesweites Hoffest am Süßen See aus. (mz)

20 Kinder der Evangelischen Grundschule Holzdorf lieferten mit zwei Liedern, einem Gedicht und einem Sketch den künstlerischen Part für den festlichen Akt zum Einstieg in die 2017er Kirschsaison.
20 Kinder der Evangelischen Grundschule Holzdorf lieferten mit zwei Liedern, einem Gedicht und einem Sketch den künstlerischen Part für den festlichen Akt zum Einstieg in die 2017er Kirschsaison.
D. Mayer