TikTok-Tischler aus Bad Schmiedeberg TikTok-Tischler aus Bad Schmiedeberg: Kevin Hieselhahn werkelt vor 30.000 Zuschauern

Splau - „Am Wochenende bin ich fast immer live - da schauen mir dann bis zu 30.000 Leute zu“, erklärt Kevin Hieselhahn aus der Splauer Holzschmiede. „Oft beantworte ich dann Fragen zu meinen Arbeiten oder nehme sogar Bestellungen entgegen – die meisten melden sich dafür jedoch über Instagram bei mir.“
Abwechslung ist wichtig
In letzter Zeit wären vor allem Kerzenständer sehr beliebt gewesen: „Irgendwann hatte ich wirklich einfach die Nase voll.“ Da wäre eine Bestellung eines Epoxidharz-Tisches, einer „Olaf der Schneemann“-Figur oder wofür das Kundenherz sonst noch schlagen mag, wie gerufen gekommen.
Denn dem 32-Jährigen Spannungsmechaniker scheint vor allem eines besonders wichtig zu sein: Abwechslung. „Durch die wirklich sehr unterschiedlichen Aufträge kann ich immer etwas Neues ausprobieren – das macht Spaß und ich denke, dass ich dadurch auch umso besser werde.“
Er sei kein gelernter und ausgebildeten Tischler, arbeitet auch nicht nur mit Holz: „Ich verarbeite zum Beispiel auch Stahl und schweiße - deshalb würde ich gerne als Freiberufler arbeiten, da muss ich mich nicht auf einen Bereich festlegen.“
Kevin Hieselhahn wohnt in Splau, in der Nähe von Bad Schmiedeberg, und hat dort seine eigene kleine Holzwerkstatt. „Als Kind habe ich immer gerne meinem Opa geholfen und später auch in der Werkstatt meines Vaters mitgearbeitet. Meine eigene habe ich jetzt schon seit der Lehre“, erinnert er sich zurück: „Anfangs hatte ich hauptsächlich Aufträge von Freunden oder Bekannten.“
Erst später wären auch andere auf seine Arbeiten aufmerksam geworden: „Ich hatte mir auf Facebook einen Account erstellt, den ich ,splauerholzschmiede’ genannt habe. Danach bekam ich immer mehr Anfragen.“
Auch auf den Plattformen Instagram und TikTok wurde Kevin Hieselhahn aktiv: „Durch die Livestreams haben meine Kunden die Möglichkeit zu sehen, wie ich ihre Bestellung bearbeite und können direkt Verbesserungsvorschläge machen.“
Das scheint vielen zu gefallen, denn bisher hätte sich noch niemand über das Ergebnis beschwert: „Einmal habe ich es nicht geschafft, rechtzeitig zu liefern, aber ansonsten waren immer alle zufrieden.“ Doch der größte Kritiker wäre nicht selten die eigene Person, meint Kevin Hieselhahn.
„Ich bin die ganze Woche auf Montage und nur am Wochenende zu Hause – allein dieses Wochenende habe ich 13 Aufträge. Das ist wirklich anstrengend“, erklärt der 32-Jährige: „Einer meiner Freunde hilft mir oft, aber dann wird es in der Werkstatt schon ziemlich eng.“
Kooperationspartner gesucht
„Ich hätte gerne mehr Zeit. Dann könnte ich auch mehr Aufträge annehmen und die Werkstatt vergrößern, um eventuell mal Schulklassen und Kindergartengruppen hier begrüßen zu dürfen.“ Deshalb habe er sich auch schon um Kooperationen mit verschiedenen Firmen, wie Bosch bemüht, doch aufgrund der Corona-Pandemie bisher nur vergeblich: „Ich habe oft ein Lob für die Sauberkeit meiner Werkstatt erhalten, aber eine Zusage leider noch nicht.“
Durch seine verkauften Werke allein habe er keine großen Einnahmen: „Ich möchte die Preise so günstig wie möglich halten, damit sie für jeden bezahlbar sind. Ich könnte mittlerweile davon leben, aber ich möchte mich eben auch sozial engagieren.“
Zudem soll sich ein weiterer Wunsch durch die Selbstständigkeit erfüllen: „Ich würde gerne meinen Vater zu mir in die Werkstatt holen – er sollte nicht mehr auf Montage müssen. Meine Eltern haben mich immer unterstützt und jetzt möchte ich ihnen einfach mal etwas zurückgeben.“ (mz)

