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Theater zum Eberhardinenfest Theater zum Eberhardinenfest: Das Geheimnis der Krähen in Pretzsch

Von Marcel Duclaud 01.06.2017, 10:41
Dreh- und Angelpunkt der außergewöhnlichen Aufführungen zum Eberhardinenfest: das Ehepaar Sybille und Clemens Zugowski.
Dreh- und Angelpunkt der außergewöhnlichen Aufführungen zum Eberhardinenfest: das Ehepaar Sybille und Clemens Zugowski. Duclaud

Pretzsch - Es geht weiter: Das erstaunliche Pretzscher Theater-Projekt, mit immensem Aufwand und beispielhaftem Engagement in Szene gesetzt, erlebt an diesem Sonnabend seine Fortsetzung. Sybille Zugowski, Autorin und Pretzscher Bürgerin, hat zum dritten Mal zur Feder gegriffen und ein Stück entworfen mit Lokalkolorit, historischen Bezügen und jeder Menge Fantasie.

Es wird nur ein einziges Mal aufgeführt, zum Eberhardinenfest in der Kirche der Stadt. Darsteller und Mitwirkende - wieder mehr als 50 Menschen - rekrutieren sich aus der Pretzscher Bürgerschaft. Die Aufführung 2017 ist die inzwischen vierte, beim vierten Eberhardinenfest, das der Kultur- und Heimatverein veranstaltet.

Die erste war noch vom Kur-Theater Bad Schmiedeberg auf die Beine gestellt worden, ab der zweiten hatten die literaturbegeisterte Sybille Zugowski und ihr Mann Clemens die Regie übernommen. Sie kümmern sich nicht nur um den Text, das Drehbuch sozusagen, sondern auch um das Einstudieren, um die Requisiten, um die Motivation, unterstützt von zahlreichen Helfern, die etwa für die Technik, für Licht oder Ton verantwortlich zeichnen. Geprobt wird bereits seit Anfang des Jahres, immer einmal die Woche, kurz vor der Premiere steigert sich die Frequenz natürlich.

Das Jahr 2017 ist ein Höhepunkt im Leben des seit 2014 existierenden Kultur- und Heimatvereins „Christiane Eberhardine“. Vor 200 Jahren, 1817, wurde das Eberhardinenfest erstmals gefeiert. Die Tradition ist vor vier Jahren wieder aufgenommen worden.

Höhepunkt ist das Theaterstück 13.30 Uhr in der Stadtkirche. Anschließend ab 15.30 Uhr wird auf dem Schlosshof gefeiert mit dem Showprogramm „Abba -The Ladies“, es gibt Verkaufsstände und Livemusik mit „adoxa-boreal“. Zudem wird zum Jubiläum eine Festzeitung herausgegeben. Eröffnet wird das Fest mit einem Gottesdienst um 10 Uhr in der Kirche. Auf dem Schlossplatz spielen die Elbtaler Blasmusikanten zwischen 11 und 13 Uhr zum Frühschoppen auf. 16.30 Uhr findet in der Aula des Schlosses ein Vortrag von Silke Herz zum Thema „Königin Christiane Eberhardine - ihr Hofstaat und ihre Residenz in Pretzsch“ statt.

Kinder können sich vergnügen zum Beispiel auf der Hüpfburg, auf Go-Karts, am Glücksrad, an der Bastelstraße, bei Luftballonfiguren und am Eisstand. Zudem werden neben Schlossführungen nicht alltägliche Führungen durch die Kellergewölbe angeboten.

Zunächst aber braucht es eine Idee. Dass sie diesmal an Luther gedacht hat, räumt Sybille Zugowski, die schon als Lehrerin, Heilpädagogin, Rettungssanitäterin gearbeitet hat und gegenwärtig das Mehrgenerationenhaus in Dommitzsch leitet, ein. Sie hat das schnell verworfen: „Passt einfach nicht.“

Ihr Stück heißt deshalb: „Der Stein der Weisen oder warum die Krähen schwarz werden.“ Mit Harry Potter hat das wenig zu tun, dafür mit einem Pretzscher Problem: den Krähen. Um die Vögel ranken sich allerlei Mythen - fünf hat sich die Autorin herausgesucht und in ihrer Geschichte miteinander verwoben.

Es geht darin um weiße Raben, die schwarz werden. In der griechischen Mythologie finden sich solche Erzählungen oder aber bei den Sioux-Indianern. Eine Rolle spielt außerdem Johann Friedrich Böttger, der der Legende nach von August dem Starken auf der Festung Königstein eingesperrt wurde, um Gold herzustellen (was dann das Porzellan wurde).

In seiner Verzweiflung, und hier setzt die Story der Pretzscher Autorin an, ruft er magische Kräfte an. Er braucht die letzte Zutat für den Stein der Weisen. Es erscheinen Cora, die Hüterin der Krähen und ein kleiner sprechender Vogel. Sie versprechen, Böttger zu helfen, wenn er denn für sie herausfindet, warum die Krähen in Pretzsch schwarz geworden sind.

Es folgen mehrere Reisen nach Pretzsch und mehrere Geschichten aus der Stadt: etwa die von den schwarzen Diamanten, die vom Bergmannsgrünen Gimpel, die vom Lebkuchen. Das Abschlussbild bei der Aufführung, verrät Sybille Zugowski, bildet den verheerenden Brand von 1693 ab. Mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden.

Dass die Geschichte diesmal sehr komplex und eine Herausforderung für die Laienschauspieler ist, bestätigt die Autorin. Gerade die Hauptfiguren müssen viel Text lernen. Allerdings gibt es einen Erzähler, der hilft, die Handlung zu verstehen: Merlin, der Zauberer, gespielt von Clemens Zugowski.

Die Autorin selbst hat eine kleine Rolle bei den Elbeschiffern, die ebenfalls dabei sind.

Dass der Aufwand für eine einzige Aufführung beträchtlich ist, sagen die Zugowskis selber. Ihr Lohn ist die große Erwartung und eine gut gefüllte Kirche. „Bei uns“, berichtet das Ehepaar, „reden die Leute heute noch von der Aufführung im vergangenen Jahr. Und warten schon neugierig auf die nächste Geschichte.“ (mz)