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Tennis Tennis: Gelungener Seitenwechsel

Von SVEN GÜCKEL 27.09.2011, 16:50

JESSEN/MZ. - Die 22-jährige Sarah Jank hat sich entschieden. Sie möchte ihr Wissen an künftige Tennisgenerationen weitergeben. Die junge Frau mit der knallharten Vorhand ist zwar das mit Abstand jüngste Mitglied im Trainerstab des TC Jessen, doch Sarah Jank weiß, sich durchzusetzen. Die Übungsleiterin hat in den vergangenen Jahren reichlich Erfahrungen sammeln können. Sie ist seit 1998 Mitglied des Tennisclubs. Zuvor spielte sie Handball. "Was mir aber nicht so richtig lag", erinnert sich Jank. Beim Spiel mit den kleinen Bällen lief es besser. Neben anderem absolvierte sie Wettkämpfe bei "Jugend trainiert für Olympia" (2003) und wurde 2009 Vereinsmeisterin - ihr größter Erfolg.

Nun hat sie quasi die Seiten gewechselt. Bei Wettkämpfen wird man die 22-Jährige künftig nur noch selten sehen. Nach eigenem Bekunden will sie ihr Augenmerk auf die Ausbildung des Nachwuchses legen. "Es ist schön, zu erleben, wie sich die Jungen und Mädchen entwickeln, ihr Tennisspiel von Jahr zu Jahr verbessern", beschreibt sie die Motivation für ihr Engagement. Sie weiß, dass zu ihrem Job mehr gehört, als in den wöchentlichen Übungseinheiten Tipps und Ratschläge zu geben. Denn ebenso wichtig ist es, den Aktiven bei Wettkämpfen motivierend zur Seite zu stehen. Anleitung, aber auch Beistand nach weniger guten Wettkampftagen werden jetzt von ihr abgefordert.

Stolzer Vater

Mit einem gewissen Stolz beobachtet Vater Uwe Jank die aktuelle Entwicklung seiner Tochter. Er betont, "dass sowohl die Entscheidung, Tennis zu spielen und später Trainerin zu werden, immer allein von Sarah ausging". Uwe Jank traut ihr eine erfolgreiche Trainerkarriere zu. Er verspricht zugleich, "dass ich alles natürlich genau verfolgen, aber mich auf keinem Fall einmischen werde". Als Glücksfall für den Jessener Verein erweist sich auch, dass Sarah Jank Ausbildung und Arbeitsstelle in der Heimat gefunden hatte. Im Rathaus der Stadt erlernte sie bis August den Beruf einer Verwaltungsfachangestellten. Sie wird nun - zunächst befristet - übernommen. Augenblicklich kümmert sich die junge Frau um den Bereich Feuerwehr, erstellt Risikoanalysen, erarbeitet Brandschutzpläne und steht dem Stadtwehrleiter helfend zur Seite. Beruf, Sport und Familie - Jank ist in der Region fest verwurzelt und muss diese nicht aus beruflichen Gründen verlassen.

Keine Lücke gerissen

Denn auch dies ist ein Problem. Oftmals haben Vereine geeignete Talente, die eines Tages auch Trainer werden könnten, in den eigenen Reihen. Die aber nicht selten mit dem Ausbildungsbeginn weggehen müssen. "Hätte Sarah uns verlassen, hätte dies im Verein wieder ein großes Loch gerissen", sagt Jugendwart Michael Fischer. Fest steht: Die Sicherung möglichst erfolgreicher Nachwuchssportler und -mannschaften spielt zunehmend eine wichtige Rolle in den Sportvereinen des Landkreises Wittenberg. Ob Fußballer, Handballer, Kegler oder in anderen Sportarten. Es gibt mittlerweile kaum noch einen Verein, der bei diesem Thema nicht frei von Problemen ist.

Ausbildung im Fokus

Dabei geht es nicht allein darum, Mädchen und Jungen für die sportliche Betätigung zu begeistern. Denn Kinder und Jugendliche benötigen engagierte Nachwuchstrainer. Kein Wunder, dass die Gewinnung und Ausbildung geeigneter Übungsleiter in den Fokus der Vereinsarbeit rückt. Immer seltener erklären sich Jugendliche dazu bereit, ihr Wissen weiterzugeben; als Coach einer Mannschaft für deren Fortbestand zu sorgen. Diese Nöte kennt man auch beim Tennisclub in Jessen. "Ohne geeigneten Übungsleiternachwuchs sind die Zukunft des Vereins und ein beständiges Trainieren kaum mehr möglich", sagt Fischer. Daher versucht man an der Schwarzen Elster mit allen Mitteln, frühzeitig eigene Mitglieder für die Laufbahn eines Trainers zu gewinnen. Oder einer Trainerin, wie es jetzt gelungen ist.