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Tagebuch von Ute König Tagebuch von Ute König: Die längsten fünf Minuten des Lebens

13.02.2014, 20:12

Wittenberg/MZ - Wer andere zum Laufen motivieren will, sollte selbst nicht nur auf dem Sofa rumlümmeln. Das habe ich mir gedacht, als wir den Aufruf zur Aktion „mz läuft“ veröffentlicht haben. Also ließ ich mich selbst auf die Teilnehmerliste setzen. Endlich sollten Jogginghose und Laufschuhe ihre wahren Bestimmungen kennenlernen.

Vor rund zwei Jahren startete ich das Vorhaben schon einmal und versuchte, gleich mit Freunden mitzuhalten, die schon seit einigen Jahren ihre Runden im Park drehen. Der typische Anfängerfehler. Nach drei Versuchen und schmerzendem Körper gab ich auf. Mit „mz läuft“, also unter professioneller Anleitung, soll alles besser werden - und nach dem ersten Training bin ich durchaus optimistisch.

Die ersten Stadionrunden sind geschafft. Aber man glaubt es kaum, wie lange fünf Minuten sein können! Nach dem morgendlichen Schlag auf die Schlummertaste meldet sich der Wecker, kaum dass die Augen wieder geschlossen sind. Beim Laufen fühlen sie sich allerdings an wie eine ganze (nicht nur halbe!) Ewigkeit. Mit ihrem „Halleluja“ beim Pfiff nach der ersten Einheit sprachen mir einige Laufkolleginnen aus der Seele. Um es auszusprechen, fehlte mir selbst aber definitiv die Puste.

Nach zwei Minuten Gehpause ging’s schon wieder weiter. „Teilt euch eure Kräfte ein!“ Ich bemühte mich, den Ratschlag der Trainer zu befolgen und lief langsam. Vielleicht auch nur im Schneckentempo. Dieses Gefühl stellte sich zumindest ein, je öfter der Athlet in kurzen Hosen auf der Innenbahn vorbeirannte. Im Nachhinein erfuhr ich, dass er der momentan schnellste Läufer im Landkreis ist. Beruhigend.

Ab der dritten Einheit fiel das Lächeln dann schwer. Ab der vierten hatte ich mich immerhin endlich an das Ziehen in den Beinen gewöhnt. Und in den letzten fünf Minuten pochte es in meinem Kopf nur noch: „Durchhalten!“ Es funktionierte. Die Beine trugen mich bis zum letzten Pfiff aus der Trillerpfeife - in meinem Lauftempo.

Vor dem Training hatte ich fest damit gerechnet, ab irgendeinem Punkt die Stadionrunden eher auf allen Vieren als laufend hinter mich zu bringen. Dass ich das Training gemäß Plan - also fünf Wiederholungen von fünf Minuten Laufen, zwei Minuten Gehen - hinter mich gebracht habe, war eine Überraschung, die sich super anfühlte.

Fühlen konnte ich das Training auch gestern noch. Am liebsten hätte ich in einer Welt voller Rolltreppen gelebt. Die Straße zu überqueren, klappte auch nicht mehr ganz so schnell wie sonst. Aber die ersten Laufschritte sind gemacht, jetzt gibt’s kein Zurück mehr.