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Tag der offenen Gärten  Tag der offenen Gärten : Ein Werk von 25 Jahren in Köselitz

Von Ilka Hillger 07.06.2019, 12:30
Angelika Pflucher in Köselitz beteiligt sich am bevorstehenden Wochenende das erste Mal an der Aktion „Offene Gärten“.
Angelika Pflucher in Köselitz beteiligt sich am bevorstehenden Wochenende das erste Mal an der Aktion „Offene Gärten“. Thomas Klitzsch

Köselitz - „Einmal teilzunehmen, das war mein Ziel.“ Am Ende war es ganz einfach und es genügte ein Anruf bei Sabine Priezel, der Organisatorin der Offenen Gärten im Landkreis Wittenberg. Ganz unkompliziert fand Angelika Pflucher Aufnahme in die große Runde jener Gartenbesitzer, die in den Sommermonaten an einem Wochenende oder gar an mehreren ihre Refugien für Besucher öffnen. Am 8. Juni hält Pflucher das Hoftor in der Köselitzer Dorfstraße 25 von 11 bis 17 Uhr weit offen.

Mit Saloon-Tür

Der Weg zur Teilnahme war freilich ein längerer. Erst jetzt, nach vielen Jahren, hält die Frau aus Köselitz ihr grünes Grundstück hinter Haus und Scheunen für vorzeigbar. 25 Jahre hat sie mit Ehemann Lutz an dieser Oase gearbeitet, durch die die 65-Jährige sichtlich stolz führt. Eines der letzten Projekte auf den 1300 Quadratmetern, hinter denen die Felder beginnen, ist mit schwingender Saloon-Tür ausgestattet.

„Das war vor drei Jahren noch der Hühnerauslauf“, erzählt Angelika Pflucher. Nur ungern habe die Schwiegermutter damals diesen letzten Rest des alten Hofes hergegeben. Doch nun, da die Hühner nicht mehr übers Grundstück laufen und scharren, kann sich der Garten erst so richtig gut entwickeln.

Angelika und Lutz Pflucher zogen 1994 hierher aufs Dorf und Grundstück ihrer Schwiegereltern. „So sah es mal aus“, zeigt sie auf ein großes gerahmtes Foto, das im Hausflur hängt. Aus der Vogelperspektive sieht man das Haupthaus, kleine und große Scheunen, Stallungen, dazwischen viel Beton und wenig Grün. Der gleiche Blick von oben auf das heutige Grundstück würde eindrucksvoll zeigen, wie die Natur Einzug hielt.

„Das ist alles Schritt für Schritt entstanden“, erzählt Angelika Pflucher. Hier und dorthin zeigend, durchquert sie ihr Reich, das gleich hinterm Haus mit einem ersten Pavillon beginnt. Dann kommt die Weinlaube – „hier wachsen die Trauben in den Mund“. Ganz am Ende, gleich vorm Zaun setzt sie sich auf eine Bank, davor sprudelt ein kleiner Brunnen und der Blick reicht bis zum Wald.

Fünf Sitzecken

Hinter ihr, unterm alten Kirschbaum, stehen zwei Liegestühle – „unser Lieblingsplatz“. Zurück in Richtung Haus folgt der „Wellnessbereich“, ein runder Pool mit kleiner Fontaine und schließlich noch der Pavillon an der Scheunenseite. „Hier sitzen wir gerne am Abend, weil es kühler ist“, sagt die Gärtnerin. Dann zählt sie noch mal durch und kommt auf fünf Sitzmöglichkeiten, die auf dem Grundstück verteilt sind. Ein Platz für jede Tageszeit.

Dass man überall gut, bequem und geschützt sitzen kann, ist das Werk von Ehemann Lutz. „Alles, was hier aus Holz zu sehen ist, hat er selbst gebaut“, so seine Frau. Bänke, Wasserbecken, Zäune, Tische – es gibt kaum etwas, was der talentierte 67-Jährige nicht aus Holz bauen könnte. Als Sportbogenschütze ist ihm der Werkstoff höchstvertraut, selbst Bögen fertigt er an. „Da brauche ich nur mit einer Idee zu kommen und schon fängt er an“, so Angelika Pflucher. Und Ideen hat die Köselitzerin schließlich viele.

Manches, was ihr in den Sinn kommt, malt sie gerne auf Steine. So liegen kleine und größere Exemplare bunt bemalt und beschriftet in den Beeten. Dazu Figuren, Windspiele, kleine Arrangements, die man entdecken kann. Pflucher weiß längst nicht mehr genau, wie viele Überraschungen sich im Grün ihres Gartens verstecken. „Da ist viel zusammengekommen“, ahnt sie und hat doch tagtäglich Freude daran.

Ein paar Stunden am Tag sind es in der Saison, die der Garten seine Gärtnerin in Beschlag nimmt. Lange Urlaube gab es für das Ehepaar Pflucher in der Vergangenheit daher eher selten. In solch einem Garten gibt es immer was zu tun und gegossen werden muss ohnehin. 3 000 Liter in Fässern und einer Zisterne sammeln das Regenwasser.

„Das war im letzten Jahr alles aufgebraucht“, erinnert die 65-Jährige den Dürresommer, der noch einige Spuren im Garten hinterlassen hat. Der Rasen, auf dem auch mal Unkraut wachsen darf, hat noch ein paar kahle Stellen, Koniferen am Zaun sind braun geworden. Angelika Pflucher gibt ihnen noch etwas Zeit. „Man muss nicht gleich alles entfernen“, findet sie. Zumal das Rotkehlchen irgendwo im Dickicht nistet.

Spatzen, Amseln, Schwalben, Grasmücke – sie sind die gefiederten Gäste oder Dauerbewohner in der Köselitzer Dorfstraße 25. Zuweilen sind diese Mitbewohner sogar sehr neugierig. Angelika Pflucher zeigt ein Video. Ein Schwalbenpärchen erkundet das Wohnzimmer und nimmt auf dem Kronleuchter Platz. „Die haben schnell gemerkt, dass es dort keinen Platz für ein Nest gibt“, lacht sie.

Auf Hinweise gespannt

Das Video wird am Sonnabend beim Offenen Garten in Köselitz ganz sicher öfter abgespielt. Kaffee und Kuchen gibt es dazu und Angelika Pflucher hofft vor allem auf viele Ratschläge und Tipps. Sie selbst war schon mehrere Jahre bei anderen zu Gast und kehrte stets mit vielen Anregungen heim. Nun ist sie gespannt, wie der Erfahrungsaustausch im eigenen Garten funktioniert. Fragen hat sie schon an die Besucher. „Ich stehe mit meinem Oleander und dem Farn auf Kriegsfuß“, sagt die Gärtnerin. Da wird am Wochenende doch irgendjemand gute Tipps für sie haben.

Weitere offene Gärten zu Pfingsten

Wittenberg, Rotes Land 74: Da zum eigentlichen Termin des Offenen Gartens bei Sabine Priezel die Rosen insbesondere die Ramblerrosen noch in den Startlöchern steckten, jetzt aber in voller Blüte stehen, gibt es am 8. Juni von 13 bis 16 Uhr bei ihr einen Zusatztermin.

Wittenberg, Reinsdorfer Weg 77: Familie Cornelia Wolter lädt am 9. Juni, 11 bis 18 Uhr ein, die Rosensitzecke, Bachlauf und Kiesbeet, offene Feuerstelle, Hochbeete und Kräuterspirale und viele andere kleine und große Dinge in ihrem Garten zu entdecken und bei Kaffee und Kuchen zu entspannen.

Uthausen, Uthauserstraße 8: Familie Lehmann lädt am 8. Juni, 14 bis 18 Uhr, und am 9. Juni, 11 bis 18 Uhr, ein zur Rhododendron- und Azaleenblüte und der sich anschließenden Päonien-, Iris- und Alliumpracht.

Eine Übersicht über Termine und weitere teilnehmenden Gärten gibt es unter www.kraeuter-querbeet.de. (mz)

So manches Detail, aus Keramik zum Beispiel, lasst sich am Sonnabend, zwischen 11 und 17 Uhr in dem Garten Köselitzer Dorfstraße 25 entdecken.
So manches Detail, aus Keramik zum Beispiel, lasst sich am Sonnabend, zwischen 11 und 17 Uhr in dem Garten Köselitzer Dorfstraße 25 entdecken.
Klitzsch