Tabak-Collegium Schloss Oranienbaum Tabak-Collegium Schloss Oranienbaum: Frühjahrsputz erledigt

Oranienbaum - Pünktlich waren sie zur Stelle, um Besen und Staubwedel zu schwingen: Petra Schneider, Hiltrud Brand und Barbara Berndt. Auf die drei Damen des von ihm geleiteten Arbeitskreises zur Geschichte Oranienbaums (Agora) konnte sich Thomas König voll verlassen.
Wenige Tage, bevor das „Haus des Sammlers“ wieder seine Pforte öffnet, beschäftigte sich das Trio mit der Grundreinigung im „Tabak-Collegium“. König selbst probierte, mit einem Cutter-Messer unter die Glashauben zu gelangen. „Das Material ist nicht mehr ganz durchsichtig und zum Teil richtig blind geworden. Fast könnte man denken, bei einigen der Kolben hat sich ein milchiger Nebel auf der Innenseite abgelagert. Die Schaustücke kommen dadurch nicht mehr so gut zur Geltung“, erzählte der Oranienbaumer.
Allerdings bedurfte es einer gehörigen Portion Geschicklichkeit, um das zur Haftung verwendete Silikon von der Unterlage zu lösen und dem Glas mit Reinigungsmitteln zu Leibe zu rücken. Niemand möchte schließlich rätseln, was er da wohl vor Augen hat.
Das „Haus des Sammlers“ ist im nördlichen Kavalierpavillon des Schlosses Oranienbaum untergebracht. Durch eine Vielzahl einmaliger Exponate erhalten die Besucher im „Tabak-Collegium“ einen Überblick zur facettenreichen Geschichte des Tabakanbaus in und um Oranienbaum. Der Arbeitskreis zur Geschichte Oranienbaums sichert die Betreuung der 2014 eröffneten Ausstellung personell ab. Dass die Zimmer des Kavalierhauses relativ klein sind, steht im Übrigen mit den Objekten, die gezeigt werden, durchaus in Einklang. Denn die Gerätschaften, die der Tabakverarbeitung dienten - wie etwa die Stumpenschneide- und Stumpenwickelmaschine, der Arbeitstisch eines Wickelmachers, eine Zigarrenpresse sowie eine Schneidemaschine -, waren in der Stadt ganz überwiegend eben nicht in großen Hallen aufgestellt. (mz/ab)
Ab kommenden Sonnabend lädt die Schau zur Stippvisite ein. Im April zunächst samstags und sonntags von 10 bis 17 Uhr. Ab Mai dann - bis zum Saisonende im Dessau-Wörlitzer Gartenreich - von Dienstag bis Sonntag immer zwischen 10 und 17 Uhr.
„Wir planen ein paar Sonderveranstaltungen mit Vorführungen, wie früher die Zigarrenproduktion lief. Die übernehmen Margitta Roszak und Ramona Heinze. Konkrete Tage kann ich noch nicht nennen. Aber eine Präsentation ist am 29. Mai zwischen 15 und 16 Uhr im Rahmen des Orangenfestes geplant“, informierte der Agora-Chef.
Das Schloss sei ja vom Markt aus gut zu Fuß zu erreichen. Deswegen wäre es zu aufwändig gewesen, Maschinen und Material extra auf dem Festplatz aufzubauen. Generell möchte Agora solche Aktionen künftig als „Paket für geführte Gruppen“ schnüren. Dazu bedarf es laut König jedoch einer besseren Vermarktung. „Dafür gehen wir auf die Akteure in der Region zu.“
Thomas König zeigt Elan. Unlängst ist er als Agora-Vorsitzender wiedergewählt worden. Auch die Führungscrew neben ihm - Ines Pinkert und Paul Weiß als seine Stellvertreter - blieb im Amt. Gleiches gilt für Barbara Berndt (Schatzmeisterin) und Ramona Heinze (Schriftführerin). 2016 hofft der Verein, dass der Zuspruch für das „Tabak-Collegium“ wächst. „2015 war ein schweres Jahr“, bekannte König. „Das war dem mangelnden Zustrom an Besuchern geschuldet.“
Das Resultat: ein Defizit von knapp 1000 Euro in der Endabrechnung. Die lediglich 3200 Besucher im vorigen Jahr wirkten sich aus. Zum Vergleich: 2014 kamen 4883 Gäste ins „Haus des Sammlers“. Betreut werden die Ausstellung und ihre Besucher derzeit von einem rührigen, sechsköpfigen Damen-Team (siehe auch „Vielzahl einmaliger Exponate“). Allerdings würde König gern noch bei jüngeren Leuten das Interesse wecken, sich um die Touristen zu kümmern. „Das funktioniert nur über persönliche Gespräche mit potentiellen Kandidaten“, ist der Vorsitzende überzeugt. „Es ist ja keine schwierige Geschichte. Man sollte Spaß an der Sache haben.“ König hält seine Agora-Mitstreiter für gut ausgelastet. Beispielsweise sorgen sie bei den kleinen Oranienbaumer Heften für Nachschub. Gerade im „Tabak-Collegium“ sind der historische Reiseführer durch Oranienbaum, dem ein Stadtplan beigefügt ist, und das Büchlein zur Tabakkultur die Renner. Die Nachlieferungen - in der Reihe gibt es 17 Titel - erfordern vom Kopieren bis zum Zuschneiden und Zusammenheften freilich noch eine Menge Handarbeit. Und das unterscheidet sie nicht vom porentiefen Frühjahrsputz. (mz)