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Straße des Friedens Straße des Friedens: Das Ohr am Anwohner

Von Paul Damm 05.11.2018, 09:24
Seniorenbetreuerin Ina Bieck vor dem Schild der Straße des Friedens
Seniorenbetreuerin Ina Bieck vor dem Schild der Straße des Friedens Paul Damm

Radis - „Wir sind die Friedensstraße“- diesen Namen trägt eine neue Reportage des MDR-Fernsehens. Die Idee dahinter: Die Zuschauer sollen interessante Menschen mit verschiedenen Leidenschaften und Alltagssorgen kennenlernen - und dabei handelt es sich immer um Bewohner von Friedensstraßen.

Aus diesem Grund begaben sich in den vergangenen Monaten Fernsehteams zu sechs verschiedenen Friedensstraßen in Sachsen-Anhalt. Und zwar nach Langeneichstädt, Genthin, Westerhausen, Aulosen bei Stendal, Halle - und nach Radis bei Gräfenhainichen. In dem kleinen Heidedorf hat Filmemacher Matthias Werner das Kamerateam auf der Suche nach besonderen Menschen begleitet. „Unsere Idee war es, Menschen in der Friedensstraße zu interviewen und etwas über ihr Leben in Erfahrung zu bringen.Doch in Radis gestaltete sich die Suche sehr schwierig“, erzählt der Leipziger.

„Keine Menschenseele war auf der Straße zu sehen und einfach klingeln wollten wir auch nicht.“ Daraufhin beschloss das Team, in der Gaststätte „Zum wilden Mann“ eine Pause einzulegen und sich zu stärken. Dabei traten sie mit dem Wirt in Kontakt, der sich mit einem Interview vor laufender Kamera einverstanden zeigte. Anschließend verwies er auf ein betreutes Wohnprojekt in Radis, weil dort seine Frau mitarbeitet. „Das war für uns natürlich ideal“, sagt Matthias Werner. „Wir haben gleich zwei Einwohner gefunden, die uns an ihrem Leben teilhaben ließen.“

Als kurze Zeit später das Filmteam in der Unterkunft für betreutes Wohnen eintraf, staunte Ina Bieck nicht schlecht. „Anfangs fühlte ich mich überrumpelt. Eigentlich bin ich ja jemand, der viel erzählt, doch als die Kamera auf mich gerichtet wurde, habe ich kaum einen vollständigen Satz rausbekommen.“ Matthias Werner kann diese Reaktion nachvollziehen. „Klar haben wir die Frau Bieck überrascht. Aber das ist auch der Sinn der Sache. Wir wollen nicht irgendwelche einstudierten Texte und Handlungen bebildern. Es soll wirklich live und realistisch aus dem Leben gegriffen sein.“

Ina Bieck ließ sich dann doch nicht von den Kameras aus ihrem Konzept bringen. Die 49-Jährige ging in die Wohnräume, schüttelte die Betten auf, half den älteren Menschen beim Anziehen und spielte mit den Heimbewohnern Brettspiele. „Ich möchte nicht, dass hier ein falscher Eindruck entsteht. Wir betreuen nur und betreiben keine Pflege. Für die Senioren ist es in dem Alter am Wichtigsten, dass sich jemand Zeit für sie nimmt, dass sie beschäftigt werden. Zudem sollen sie weiter selbstbestimmt ihr Leben regeln.“

Die 80-Jährige Gisela Cechel wohnt mittlerweile seit vier Jahren in der betreuten Wohngemeinschaft. Auch sie kam mit dem Kamerateam in Kontakt. Eine Erfahrung, die sie so schnell nicht vergessen wird: „Ich sitze auf dem Sofa, plötzlich klopft es und ein Kameramann steht in der Tür. Ich war anfangs überrascht, doch ich habe ihm mein Zimmer gezeigt und ihm erzählt, dass es mir hier sehr gut gefällt und dass die Betreuer sehr lieb sind.“

Am kommenden Donnerstag wird die erste von drei Episoden von der Radiser Friedensstraße ausgestrahlt - um 19 Uhr im MDR-Fernsehen. (mz)