Sternstunde für Frank Wartenberg Sternstunde für Frank Wartenberg: So holte er die Olympia-Medaille nach Zahna

Zahna-Elster - „Ich habe in meinen zehn aktiven Jahren als Hochleistungssportler alles erreicht, was möglich war“, erklärte Frank Wartenberg rückblickend auf das, was ihm der Sport ermöglicht hatte. Seine Paradedisziplin war der Weitsprung.
Karrierestart in Bülzig
„Ich durfte als DDR-Bürger so viele Länder bereisen wie kein normaler Bürger. Ich war in Rom bei der Europameisterschaft, in Duisburg bei den Europajuniorenmeisterschaften und natürlich in Kanada bei den Olympischen Spielen. Und ich habe meine Frau kennengelernt, mit der ich über 40 Jahre verheiratet bin“, verweist Wartenberg auf seine Frau Christiane, die selbst 1980 Silber im 1.500-Meter-Lauf in Moskau bei den Olympischen Spielen gewann.
Wartenbergs Karriere nahm 1970, als er von seinem Heimatverein, dem SG Bülzig, zum SC Chemie Halle wechselte, Fahrt auf. „Innerhalb eines Jahres verbesserte ich mich von sechs Meter auf sieben und da wusste ich, die acht Meter sind auch machbar“, erinnerte sich der heutige Rentner, der mit seiner Vermutung recht behalten sollte.
Bereits 1973 wurde er in Duisburg Europajuniorenmeister, ein Jahr später mit gerade einmal 18 Jahren DDR-Hallenmeister mit dem Junioreneuroparekord von 8,01 Meter, der erst 41 Jahre später 2015 von Max Heß um nur zwei Zentimeter verbessert wurde.
Höhepunkt Qualifikation
„Die Olympischen Sommerspiele in Montreal waren überragend, aber rückblickend war die Qualifikation fast noch wertvoller“, erinnerte sich im MZ-Gespräch Wartenberg, der sich das Jahr zuvor schwer verletzt hatte und für den somit eine Teilnahme völlig unsicher war.
60.000 verfolgen Wettkampf
Doch Wartenberg gelang die Mindestweite von 8,05 Meter. „Für mich war die Teilnahme, das dabei sein, bei diesem für jeden Sportler einmaligen Ereignis schon etwas ganz Besonderes. Die Stimmung war gigantisch, bei diesem Treffen der Völker“, beschrieb Wartenberg die Atmosphäre im mit 60.000 Zuschauern besetzten Olympiastadion in Montreal.
Wartenberg gehörte als einziger DDR-Athlet nicht zum Favoritenkreis, die Amerikaner stellten die Medaillenanwärter. „Ich war nach der Vorrunde nur auf Platz fünf, aber Larry Myricks verletzte sich vor der Finalrunde und schied aus. Es herrschte die ganze Zeit Gegenwind, das war mein Vorteil, ich kam besser damit klar als die anderen Sportler. Mein vierter Versuch brachte mir mit 8,02 Metern die Medaille, mit der niemand gerechnet hatte“, so Wartenberg.
Die Überraschung war so groß, dass selbst Wartenbergs Betreuer und Verbandstrainer es erst gar nicht begriffen hatte. „Sie wollten mich abholen, damit alle ins olympische Dorf zurückfahren konnten, da musste ich ihnen sagen, dass das nicht ginge, weil ich zur Siegerehrung musste“, berichtete Wartenberg, der die Siegerehrung mit Gänsehaut pur beschrieb.
Aus durch eine Verletzung
1976 war das erfolgreichste olympische Jahr der DDR. „Ich war in einem Apartment mit fast ausschließlich Medaillengewinnern, wie Beyer oder Cierpinski. Da war es natürlich gut, dass auch ich eine Medaille gewonnen hatte. Wir waren alle euphorisch, manche gingen sogar mit ihren Medaillen schlafen. Ich gönnte mir ein Erfolgsbier“, erzählte Wartenberg, der seine Karriere wegen eines Knorpelschadens kurz vor den Olympischen Sommerspielen 1980 in Moskau vorzeitig beenden musste. (mz)