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Steinerne Hochzeit in Mügeln Steinerne Hochzeit in Mügeln: Die Rechnung geht auf

Von Ute Otto 15.03.2019, 18:21
Allen Grund anzustoßen haben Elsbeth und Hans Jahn: 67,5 Jahre sind sie verheiratet.
Allen Grund anzustoßen haben Elsbeth und Hans Jahn: 67,5 Jahre sind sie verheiratet. Ute Otto

Mügeln - Steinerne Hochzeit feierten am Freitag Elsbeth und Hans Jahn in Mügeln. Das sind 67,5 Ehejahre. Da muss man erst einmal rechnen, um auf den Hochzeitstag zu kommen: der 15.  September 1951.

Jacqueline Michlick, die Frau von Enkel Benjamin Michlick, war es, die beim gemütlichen Kaffeetrinken zum 67. Hochzeitstag der beiden die Rechnung umgekehrt aufgemacht und die Familie auf die Überraschungsparty zum Tag der Steinernen Hochzeit eingeschworen hatte.

Damit hatten die Senioren also nicht gerechnet, als sie von Jacqueline und Benjamin, die mit ihnen gemeinsam im Haus wohnen, abgeholt und in die Holzbaufirma gebracht wurden. Die hat Hans Jahn geleitet, ehe er die Firma 1996 an seinen Sohn Willy Jahn übergab. Im dortigen Partyraum war bereits der große „Rest“ der Familie versammelt, das Kuchenbuffet aufgebaut und der Sekt eingeschenkt.

Die Überraschung ist also geglückt und wenn Hans Jahn, „den komischen Tag“ auch ablehnt, weil, wie er scherzhaft sagt, „es nicht sein kann, dass man in kürzeren Abständen feiert, nur weil man älter wird“, freuen sie sich immer wieder über das Zusammensein im glücklichen Familienkreis mit zwei Kindern, vier Enkeln und acht Urenkeln.

Elsbeth und Hans Jahn, gleichaltrig, sind beide in Mügeln geboren, aufgewachsen und zur Schule gegangen. Eine Sandkastenliebe also, „aber Sandkästen gab es damals noch nicht“, sagt er. „Als wir 18 waren“, habe sich herauskristallisiert, dass sie zusammenbleiben wollten. Allerdings machte das Paar vor der Hochzeit eine unvorstellbar schwere Zeit durch.

„Ich hatte eine Jugenddummheit begangen“, erzählt der Mügelner. „Ich hatte Kriegswaffen gefunden und nicht abgegeben, die Russen haben sie gefunden und mich in ein Speziallager gesteckt.“ Damals hätten sie schon gespürt, was sich nun im Alter erst recht bewahrheite: „Wie sehr wir einander brauchen“.

Wie seiner Frau ist Hans Jahn sein Leben lang auch dem angestammten Mügelner Holzbaubetrieb treu geblieben. In der Firma Bamm hat er am 1. April 1943 die Zimmermannslehre begonnen, qualifizierte sich zum Buchhalter, wurde nach der Verstaatlichung Ökonomischer Leiter und 1989, nach dem Tod von Dieter Bamm, kommissarischer Direktor.

1990 wandelte er den VEB in die Holzbau Mügeln GmbH um. „Ich habe beruflich vieles gemacht“, erzählt derweil seine Frau. Sie war in Kindergärten tätig und zuletzt in der Jessener Stanztechnik. Ihre zweite Liebe ist der Chorgesang. Von 1944 an bis vor zwei Jahren hat sie im Kirchenchor mitgesungen.

Die 90-Jährigen erfreuen sich noch guter Gesundheit, schmeißen ihren Haushalt selbst. „Ein paar Blumen“ pflege sie noch im Garten, erzählt Elsbeth Jahn. Die Jagd ist sein Hobby, „aber nicht mehr aktiv“. Gleichwohl interessiert es ihn, was in der Jägerschaft vor sich geht, was das Wild macht. Überhaupt ist der Wald sein Refugium. Wenn es ans Holzmachen geht, ist er noch immer dabei - als fünfter Mann am Spalter.

Offenheit, ehrlichen Umgang miteinander, gegenseitiges Vertrauen, nennt das Paar als sein Elixier für die lange, glückliche Ehe. (mz)