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Sparkasse erntet Kritik Sparkasse erntet Kritik: Mehr Kosten für weniger Service

Von Julius Jasper Topp 24.09.2019, 12:10
Blick in die Hauptfiliale der Sparkasse Wittenberg
Blick in die Hauptfiliale der Sparkasse Wittenberg Thomas Klitzsch

Wittenberg - „Erst wird es teurer und dann wird auch noch der Service reduziert“, beschwert sich ein Kunde, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Die Rede ist von der Kreissparkasse Wittenberg, die zum 1. Juni die Grundgebühren für Privatkonten erhöht hatte. Begründet wurde der Schritt damals unter anderem mit den gestiegenen Personalkosten – dafür hatte der Vorstand betont, alle Filialen erhalten zu wollen.

Geänderte Öffnungszeiten

Was dem Kunden gar nicht passt, sind die nun reduzierten Öffnungszeiten an den Kassenschaltern. Dort, so räumt Vorstand Ralf Fincke ein, habe man in der Tat Einsparungen vorgenommen. So seien in den Filialen im Kreis die Öffnungszeiten der Kassen „individuell angepasst“ worden. Soll heißen: Nicht jede Filiale hat täglich einen besetzten Schalter. Die Öffnungszeiten sind laut Sparkasse an das übliche Kundenaufkommen angepasst worden.

Und: Die Kreissparkasse hat das Personal in den letzten Jahren reduziert – zur Größenordnung der Stellenstreichungen wollte der Vorstand keine genauen Angaben machen. Die Zahl liege aber bei „größer zehn“, es handele sich vor allem um altersbedingte Abgänge, die nicht nachbesetzt worden seien.

Damit passt die Sparkasse auch in den bundesweiten Trend: Nach Zahlen des Arbeitgeberverbandes des privaten Bankgewerbes (AGV Banken) waren allein im Jahr 2018 über 14500 Stellen im deutschen Bankgewerbe weggefallen. In den letzten zehn Jahren seien 15 Prozent der Jobs verschwunden. Als Gründe werden dort vor allem die Digitalisierung und der Abbau von Filialen genannt – betroffen sind besonders die regionalen Banken. Auch Wittenbergs Sparkassenvorstand Fincke sagt: „Das bargeldlose Bezahlen nimmt stark zu, die Kassenschalter werden deutlich weniger frequentiert.“ Allerdings hätten die Mitarbeiter in den Filialen nun mehr Zeit für die Beratungen, so Fincke.

Durchschlag fällt weg

Weggefallen – das moniert der aufgebrachte Sparkassenkunde gegenüber der MZ außerdem – sind nicht nur die täglich besetzten Kassenschalter. Auch der zweiteilige Überweisungsschein, den sich die Sparkasse Wittenberg über viele Jahre bewahrt hatte, fällt inzwischen weg.

Die Kunden behielten einen Durchschlag, den sie zudem mit einem Stempel in der Filiale versehen konnten und dann als Erinnerung an getätigte Zahlungen Zuhause abheften konnten. „Diese zweiteilige Überweisung lassen wir zur Zeit auslaufen“, sagt Vorstand Ralf Fincke. Diese Praxis mit Durchschlagexemplar und Stempel habe ohnehin keine rechtliche Relevanz als Beweis für eine getätigte Überweisung. „Rechtlich maßgeblich ist der Abgang vom Konto“, sagt er. Daher habe man sich entschieden, nur noch den einfachen Überweisungsschein anzubieten. Wer eine Zahlung nachweisen wolle, der sei mit einem Kontoauszug besser beraten.

84 Prozent der Deutschen besitzen laut der Initiative D21 inzwischen einen Internetzugang, die größten Zuwächse gibt es noch bei den über-60-Jährigen.

Trifft die Anhebung der Gebühren zusammen mit den reduzierten Öffnungszeiten, dann aber nicht besonders die älteren Kunden, die kein Internetbanking nutzen können oder wollen? Dass dies „problematisch“ sei, hatte der Vorstand bereits im Februar eingeräumt. Allerdings bewege sich die Erhöhung der monatlichen Grundgebühr von 5 auf 7,50 Euro aber auch in einem sehr geringfügigen Rahmen - und sei die erste Erhöhung seit 17 Jahren. (mz)