Sommermusiktage in Coswig Sommermusiktage in Coswig: Klassikklänge von der Fähre

Coswig - Die Wiesen am Coswiger Elbufer sind frisch gemäht und kurz. Nun fehlen nur noch die Picknickdecken, um sie zum perfekten Lagerplatz für ein besonderes Konzert unter freiem Himmel zu machen. Das Städtchen an der Elbe ist bereit für seine 26. Sommermusiktage und ein nun schon zum sechsten Mal initiiertes Fährkonzert.
„2014, zum 150. Geburtstag der Elbfähre, stand das Konzert zum letzten Mal auf dem Programm und hatte rund 1.500 Besucher“, sagt Matthias Mohs. Der Betriebsleiter der Coswiger Stadtwerke freut sich deshalb, das Akademische Orchester der Universität Halle wieder in der Stadt begrüßen zu können.
Am 17. Juni werden die Musiker und Dirigent Matthias Erben auf der Fähre ihre Plätze einnehmen und ihr klassisches Repertoire für die Zuhörer an beiden Ufern spielen.
„Es wird ein beschwingtes Konzert“, verspricht Fachbereichsleiterin Jeanette Engel und schwärmt von der besonderen Atmosphäre dieser Konzerte, die seit 2003 unter der Regie der Stadtwerke ausgerichtet werden.
Im Jahr 1882 schrieb August Woldt in „Die Gartenlaube“ folgendes über das Treideln auf der Elbe:
„Viele Bewohner der Elbstädte erinnern sich gewiß noch mit leisem Schauder an die früheren Zustände der Elbschifffahrt, an jene gar nicht so fernen Zeiten, in denen ein merkwürdiges Menschengeschlecht an den Elbufern hauste, eine aus Tausenden von Personen bestehende Gesellschaft, welche sich der Aufgabe widmete, diejenigen Schiffe, welche stromaufwärts fahren mußten und in der gewaltigen Strömung weder durch Rudern noch durch Segeln vorwärts gebracht werden konnten, durch das sogenannte Treideln stromaufwärts zu ziehen.
Diese Menschenclasse führte den Namen: ’Die Bomätscher’. Schaarenweise spannten sie sich an die lange Leine, welche von einem derartigen Schiffe bis zum ,Treidelsteg’ am Ufer reichte, und zogen das Fahrzeug, langsam im Tacte dahinschreitend, vorwärts. (…) Wenn aber im Laufe der Sommermonate die Elbe um mehrere Fuß fiel, dann sahen sich die verwegenen Gesellen eines Theiles ihrer Einnahme beraubt, und in solchen Fällen kam es ihnen auf ein bischen Wegelagern nicht an.
Nun sind sie längst dahin geschwunden, diese Leute, und nur ein Andenken von ihnen ist der Nachwelt geblieben: der eigenthümlich originelle Gesang, welchen sie beim Ziehen der Schiffe erhoben, hat Richard Wagner Veranlassung zur Composition seines Matrosenchores im ,Fliegenden Holländer’ gegeben“.
Weil die Sommermusiktage in Coswig sich jedoch nicht nur auf ein Konzert beschränken, beginnen sie schon früher, am 14. Juni, nicht mit Musik, sondern mit Schauspiel. Um 19 Uhr ist an diesem Tag das Anhaltische Theater mit seiner mobilen Produktion „Shakespeares sämtliche Werke (leicht gekürzt)“ im Klosterhof zu Gast.
Das Stück für drei Schauspieler wurde bereits im vergangenen Jahr mit großem Erfolg am gleichen Ort gespielt. Noch einmal werden ab 19 Uhr in knapp zwei Stunden die 37 abendfüllenden Stücke des Dramatikers zusammengefasst und insgesamt 1.834 Rollen gestreift. Musikalisch geht es am 16. Juni, 18 Uhr, mit dem Chorsingen in der Nicolaikirche weiter.
Bei freiem Eintritt sind der Coswiger Gemeinschaftschor, der Gemischte Chor Luko, der Männergesangsverein Einigkeit, der Gesangsverein Rodleben und der Posaunenchor Coswig zu erleben.
Der 17. Juni beginnt bei den 26. Sommermusiktagen um 14 Uhr mit dem Treidelfest. „Es gibt keine andere Stadt am Elbverlauf, die das Treideln so darstellt wie wir“, sagt Jeanette Engel über die einst praktizierte Technik, Schiffe mittels Seilen stromaufwärts zu ziehen. In die Seile legen sich dafür unter anderem die Männer vom Kanuverein und Feuerwehrleute.
Auf dem Boot werden die amtierende Schiffernixe Lisa, die Kindernixe Jennifer aus Roßlau und Coswigs Wappenfigur Cordula erwartet. Im Festzelt und auf der Bühne unterhalb des Schlosses beginnt zeitgleich ab 14.30 Uhr das Programm der Kindereinrichtungen und Tanzgruppen. In den Nachmittagsstunden startet von den Elbwiesen zudem die AN2 zu Rundflügen.
Ab 20.30 Uhr muss das Flugzeug jedoch schweigen, um das Klassikprogramm auf der Fähre nicht zu stören. „Wir werden um 19 Uhr den regulären Fährverkehr einstellen“, sagt Matthias Mohs. Von Lichterketten und Lampions illuminiert wird die Fähre dann beim Konzert langsam zwischen den Ufern pendeln.
Das große Höhenfeuerwerk beendet den Hauptveranstaltungstag. Ausklingen werden die Sommermusiktage am 18. Juni mit Familiengottesdienst und Gemeindefest von St. Nicolai.
Am 20. Juni lädt die Stadt um 17 Uhr ins Rathaus zur Ausstellungseröffnung „Junge Variationen“ mit künstlerischen Arbeiten von Schülern des Wittenberger Cranach-Gymnasiums ein. (mz)