Schule in Zahna-Elster Schule in Zahna-Elster: Bildung als fünftes Rad?

Zahna-Elster - „Das Land der Frühaufsteher schläft am längsten.“ Zahna-Elsters Bürgermeister Peter Müller (Freie Wähler) führt die Anspielung auf den früheren Landes-Werbeslogan zum Bewerten der Bildungspolitik in Sachsen-Anhalt ins Feld.
Deutlich stellt er fest: „Die Unterrichtsversorgung sieht katastrophal aus.“ Keine Schule in Zahna-Elster kommt über 100 Prozent. Überall fehlen Lehrer. Bei einem krankheitsbedingten Ausfall wird die Situation dramatisch. Ganz abgesehen von den Bedingungen.
Vertrag vergessen
An der Grundschule Zahna besteht eine erste Klasse mit 35 Mädchen und Jungen. Es sind zu wenige Lehrer an der Bildungsstätte beschäftigt, so dass die Klasse nicht geteilt werden kann. Der Musikunterricht fällt aus, weil wieder versäumt wurde, mit Michael Weigert, der Kreiskantor arbeitet auf Honorarbasis, pünktlich zum Schuljahresbeginn den Vertrag zu verlängern.
Bereits das vierte Jahr in Folge ist das so, stellt die Vorsitzende des Stadt-elternrats, Stephanie Morenga, fest. Für Religion ist niemand da, in Mühlanger sieht es in der Unterrichtsversorgung mit Ethik, Religion und Musik ebenfalls traurig aus.
Der Vorsitzende des Sozialausschusses im Stadtrat, Ralf Wroblewski (Linke), kann das nicht verstehen. Es müsse doch eine Kontrollbehörde geben, die sich da einschalte, meint er. Nach Auffassung von Peter Müller könnte nur Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) einschreiten und das Thema endlich zur Chefsache machen.
Wroblewski regt sogar an, über eine Klage nachzudenken, damit die Eltern die Bildung für ihre Kinder bekommen, die ihnen zusteht.
Die Kritik an der Bildungspolitik in Sachsen-Anhalt fällt in Zahna-Elster vor allem seit dem Schuljahresbeginn deftig aus. Das Land schreibe dann Lehrerstellen aus, wenn andere Bundesländer bereits eingestellt haben. „Die Schülerzahlen kommen doch nicht überraschend“, sagt Peter Müller.
„Das haben die doch schon vor sechs Jahren gewusst und hätten sich darauf einstellen können.“ Das Land verbaue seinen Landeskindern den weiteren Lebensweg. Ralf Wroblewski kann nicht begreifen, wie nachlässig gerade in der jetzigen politischen Situation in Deutschland mit dem Ethik- und Religionsunterricht umgegangen wird. „Das sind doch wichtige Fächer.“
Wenig Resonanz
Das Landesschulamt bestätigt, dass Schulen nicht so mit Lehrern ausgestattet sind, dass sie ihren Unterricht hundertprozentig absichern können. „Wie bekannt konnten wir bei unserer Ausschreibung zum neuen Schuljahr nur zwei Drittel der Stellen besetzen. Zudem werden die Seiteneinsteiger aufgrund eines vierwöchigen Qualifizierungskurses erst später im Schuljahr einsteigen. Bei einigen Neueinstellungen sind Kündigungsfristen die Ursache für einen verspäteten Dienstantritt“, erklärt Silke Stadör vom Landesschulamt und muss feststellen: „Problematisch ist an den kleinen Grundschulen, dass schon das Fehlen einer Lehrkraft ein Viertel der Unterrichtsversorgung ausmachen kann.“
Die Versorgung in den Schulen der Stadt Zahna-Elster liege zwischen 63 und 98 Prozent, rechnet Müller vor. Den höchsten Wert erreicht die Sekundarschule Elster, in der laut Landesschulamt „kein Nachsteuerungsbedarf“ besteht.
Am schlimmsten sei die Situation in der Grundschule Elster. Dort waren drei Stellen ausgeschrieben, doch nur eine konnte durch einen Seiteneinsteiger besetzt werden. Umso unverständlicher ist für Müller, dass vom Landesschulamt in der seit wenigen Tagen laufenden neuen Ausschreibungsrunde nur eine Stelle für Elster angeboten wird.
In Zahna soll ebenfalls eine Lehrerstelle besetzt werden. Doch kann dadurch wirksam dem Lehrermangel begegnet werden? Selbst im Landesschulamt gibt es Zweifel. „Wir haben bereits in unserer letzten Ausschreibung die Erfahrung gemacht, dass es schwierig ist, im ländlichen Raum im Landkreis Wittenberg junge Menschen zu binden. Das betrifft leider auch die Stellen an Grundschulen, wo die Bewerberlage in den städtischen Ballungsräumen deutlich besser ist.“ Zahna-Elster wird hier nicht locker lassen. „Es muss schnell etwas geschehen“, fordert Stephanie Morenga. (mz)