Restaurierung an der Lichtenburg Restaurierung an der Lichtenburg: Auferstehung in Etappen in Prettin

Prettin - Die Aufgaben in den Frauengemächern sind klar verteilt. Christine Pieper restauriert die Wände, Tino Simon widmet sich akribisch den Decken. „Wir sind befreundet“, sagen die beiden Diplom-Restauratoren aus Sachsen, die extra Urlaub genommen haben, um die verborgenen Schätze in einem Teil der Prettiner Lichtenburg freizulegen beziehungsweise zu erhalten. Das Duo genießt die gemeinsame Schaffenszeit und betont, dass die Chemie stimmt. „Wir arbeiten täglich mit dem Skalpell“, sagen sie scherzhaft.
Christine Pieper und Tino Simon vergleichen ihre Arbeit mit der eines Arztes. Es geht um Diagnose und Reparatur, nur dass der Eingriff nicht an einer lebenden Person erfolgt.
Verschiedene Anfänge
Die 33-Jährige Pieper betont, dass eine Restauratorin nicht die geborene Malerin sein muss. Sie sollte jedoch verschiedene Techniken beherrschen und ein allgemeines Interesse an Kultur mitbringen. Über die Frauengemächer habe sie 2011 ihre Diplomarbeit geschrieben. Simon hat sozusagen durch die Hintertür die Welt der Restaurierung betreten.
„Ich bin eigentlich gelernter Bäcker“, sagt der 41-jährige Dresdener, der als Jugendlicher mit dem Ziel an den Start gegangen ist, in den Gaststättenbetrieb seiner Eltern einzusteigen. „Mit 22 wusste ich endlich, was ich beruflich wirklich werden will“, meint Simon, der eine Ausstellung als Initialzündung angibt. Er macht sein Abitur, studiert fünf Jahre und ist heute Angestellter bei der Hochschule für Bildende Künste in der sächsischen Hauptstadt.
Da beide Mitglieder des Fördervereins Lichtenburg sind, liegt es ihnen am Herzen, die kulturhistorisch wertvollen Wand- und Deckengemälde schichtenweise für die Besucher des Schlosses sichtbar zu machen und wie erwähnt nachhaltig zu konservieren. „Die Besucher gehen immer davon aus, dass wir das Original erhalten wollen“, so Simon, doch ein Original im eigentlichen Sinn gibt es nicht. Es geht um die Malereien um 1580 (Erbauung des Schlosses), 1611 bis 1640 und um 1700. Jede Farbschicht ist ein Stück wichtige Zeitgeschichte und in Sachen Bedeutung von gleichem Rang.
Restaurieren heißt Teamwork - in jeder Hinsicht. „Wir arbeiten ehrenamtlich. Die Stadt Annaburg stellt uns jedoch während der 14 Tage kostenfrei eine Wohnung zur Verfügung“, sagen sie. Pieper und Simon bedanken sich außerdem beim Eigentümer des Schlosses, der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, dem Landesamt für Archäologie und Denkmalpflege und der Unte-
ren Denkmalschutzbehörde des Landkreises für die Bereitstellung des erhaltenswerten Objekts und die unkomplizierte Zusammenarbeit vor und während der Restaurierung.
Putzreste und Spinnweben
Wenn Pieper und Simon ins Detail gehen, tauchen stets die Wörter Notsicherung, Erhaltung und Konservierung auf. Sie erzählen von sieben Jahren gemeinsamer Arbeit, zahlreichen Rissen und Spalten im Mauerwerk sowie den Holzbalken, Spinnweben, Putzresten, verschiedenen Klebemitteln und früheren Konservierungsmaßnahmen, die nicht immer von Erfolg gekrönt gewesen sind.
„Jede der drei Phasen hat ihre Daseinsberechtigung“, sagen sie, das Wort Sisyphusarbeit wird mit ihnen gern in Verbindung gebracht. Der Erfolg lässt jedoch alle Schwierigkeiten vergessen. (mz)