Reiseunternehmen Könnicke Reiseunternehmen Könnicke: Mit Radreisen aus der Corona-Krise

Elster - Der Startschuss ist mitten in der Krise gefallen. Zunächst, sagt Susan Könnecke, sei es nur die Idee gewesen, sich mit einem neuen Angebot von der Masse abzuheben. Zusammen mit ihrer Mutter Margrid sucht die Chefin des gleichnamigen Reiseunternehmens in Elster nach dem passenden Puzzleteil, spricht mit Kunden über deren Interessen und wird sozusagen mit der Nase darauf gestoßen, dass der Fahrradverkauf in Deutschland gerade einen Boom erlebt.
Die 54-Jährige recherchiert im Internet, ordert einen großen Bikeliner (Anhänger) für 36 Räder und schließt damit die fehlende Lücke im Portfolio des Familienunternehmens.
Alles ist möglich
Susan Könnecke betont, dass der Anhänger noch farblich gestaltet wird und der Zweig Radtouren in den Kinderschuhen steckt. Deshalb ist die Geschäftsführerin offen für jeden Hinweis, damit das neue Projekt Fahrt aufnimmt. Geplant sind zunächst Ausflüge in den Spreewald, an die Goitzsche oder nach Dresden, wo den Teilnehmern ausgebaute Radwege zur Verfügung stehen. „Wir denken auch über Mehrtagesfahrten mit einem Guide nach“, sagt die Chefin. Im Bikeliner herrschen klare Regeln.
Die E-Bikes stehen aufgrund ihres Gewichts in der unteren Etage, die leichteren Varianten wie zum Beispiel Rennräder werden darüber in den Ständern befestigt. Die 54-Jährige hat zudem Radsportvereine im Kreis angeschrieben, um deren Interessenlagen zu erkunden. Kurzum: Sportlichen Herausforderungen sind keine Grenzen gesetzt. Egal, ob Pässe in den Alpen oder Pyrenäen auf dem Wunschzettel stehen.
Viele Hobbyradler visieren nach der Tour de France unter anderem Alpe d’Huez oder den Col du Tourmalet an. Der Sohn der Geschäftsführerin, Lucas Könnecke, hat seine ersten Härtetests bereits gemeistert. Auf seinem Mountainbike sind zwei Aufkleber von der „Tour de Hexe“ angebracht. „Ich fahre auch Fahrrad“, meint seine Oma Margrid, der in den vergangenen Wochen dazu die Zeit gefehlt hat.
Schuld daran sei vor allem die Corona-Krise gewesen. Diese Feststellung kann die Chefin nur bestätigen. „Wir haben im Büro die Stellung gehalten“, blickt die 54-Jährige auf eine Zeit zwischen Hoffen und Bangen zurück. Vom 16. März bis 1. Juli hat Stillstand im Unternehmen geherrscht. Susan Könnecke erzählt, dass sie den gesamten Fuhrpark abgemeldet und für ihre Mitarbeiter Kurzarbeitergeld beantragt hat. Bloß gut, meint sie, dass unsere Kunden so verständnisvoll mit der Situation umgegangen sind.
Viele haben ihre geplanten Reisen in den Herbst verschoben und so dem Reiseanbieter ein Stück die Liquidität erhalten. „Es wird Dankeschönaktionen unsererseits geben“, verspricht die Unternehmerin, die wie erwähnt in der Krise nach speziellen Angeboten sucht, die sich von anderen Anbietern in der Region unterscheiden. „Wir haben bereits vor dem ersten Boom reagiert. Das war nicht immer einfach. Denn in den Unterkünften an der Ostsee sind die Mitarbeiter auch in Kurzarbeit gewesen.“
Diese Beharrlichkeit zahlt sich aus. Nach Tagen hebt doch ein Mitarbeiter den Telefonhörer ab. Jetzt freut sich die Chefin, dass sie ihren Kunden preiswerte Angebote für Tages- oder Mehrtagesauflüge innerhalb Deutschlands machen kann. „Die Nachfrage ist enorm.“
Spezielles Damen-Programm
Die Radtouren sind als langfristiges Projekt geplant. Susan Könnecke wird mit dem örtlichen Fahrradgeschäft Verbindung aufnehmen, damit im Pannenfall immer eine Notausrüstung mit an Bord ist. Außerdem will sie ein Programm für die Begleitpersonen der Pedalritter auf die Beine stellen, damit diese ebenfalls auf ihre Kosten kommen. Zum Beispiel: Die Männer quälen sich den Pass langhoch, die Frau gehen entspannt shoppen. „Da sind wir für jeden Hinweis dankbar.“ Denn im Endeffekt sollen alle sagen: Es hat Spaß gemacht!
Flüsse und Pässe sind sehr beliebt
Reisen mit dem Rad liegt seit Jahren im Trend. Neben dem Elberadwanderweg sind vor allem die Radwege entlang der Donau oder Mosel, dem Bodensee oder durch das Salzkammergut sehr beliebt.
Hobbysportler radeln gern über die Alpen, stürmen auf Pässe in diesem Gebirge beziehungsweise den Pyrenäen oder visieren gut trainiert den Gipfel des Fichtelbergs oder Brockens mit Rennrad/Mountainbike an.
Im Jahr 1936 gründete Heinrich Könnecke senior den Omnibusbetrieb in Elster mit einem Linien- und Berufsverkehr. Aktuelle Geschäftsführerin ist Susan Könnecke. ›› www.koennecke-reisen.de(mz)