Reise nach Südkorea Reise nach Südkorea: Hapkido-Sportler reisen zum Großmeister Kim Yun Sang

wittenberg/MZ - Mit leuchtenden Augen erzählt Volker Gößling von seiner Südkorea-Reise. Der Hapkido-Meister und Schwarzgurtträger (5. Dan) vom SV Einheit Wittenberg war im Oktober zwei Wochen lang wieder einmal im Kernland dieser asiatischen Kampfsportart. Mit sieben Mitgliedern der Hapkido-Abteilung ging es nach Geumsan, um dort im Trainingszentrum von Großmeister Dojunim Kim Yun Sang weiter an der Verfeinerung des eigenen Könnens zu feilen. Zudem standen für drei Wittenberger die Prüfungen zum Erwerben des 1. Dan (Schwarzgurt) auf dem Programm.
Zweites Mal mit Gruppe
Gößling lebt für seinen Sport. Und er und seine Frau Nadine kennen sich mittlerweile gut in Südkorea aus. Schließlich waren sie das fünfte Mal dort, aber erst das zweite Mal reiste eine Gruppe der SV-Abteilung mit. Aber egal, ob schon öfters oder weniger, für alle ist es ein unbeschreibliches Gefühl, sich in den Flieger zu setzen, dann tausende Kilometer hinter sich zu bringen, um beim 80-jährigen Großmeister Unterrichtseinheiten zu absolvieren.
Der Wittenberger, der am Sonntag die Rückreise aus Südkorea antrat, versucht das Besondere zu erklären. „Es sind immer wieder Reisen zurück zum Ursprung des Hapkido. In dieser Sportart gibt es sehr viele unterschiedliche Stile. Dojunim Kim Yun Sang steht aber für die Grundlagen, quasi Hapkido ohne Schnörkel, lehrt dies intensiv. Und durch unsere jahrelangen Kontakte zu ihm hat sich eine speziell Geschichte entwickelt.“
Denn in Europa gibt es nur zwei Trainingszentren für diesen Ursprungsstil. Eines befindet sich in Belgien, das zweite in der Lutherstadt. Darauf sind Gößlings besonderes stolz. Denn Volker Gößling hatte 1996 auch zunächst mit einem anderen Stil begonnen, schwenkte dann um. 2006 reiste er erstmal zum Großmeister, lehrt nun wie dieser das unverfälschte Hapkido. Mittlerweile weilte der Großmeister aus Südkorea selbst zweimal in der Lutherstadt, trug sich 2008 in das Goldenen Buch der Stadt ein.
Sechs Jahre lang vorbereitet
Bei der Reise 2013 gab es eine Besonderheit. Mario Schmidt, Kai Högel sowie Dirk Rau hatten sich sage und schreibe sechs Jahre lang darauf vorbereitet, sich von Dojunim Kim Yun Sang in Südkorea persönlich den ersten Dan verleihen zu lassen. „Da hieß es die Nerven in den Griff zu bekommen. Drauf haben sie es alle drei, aber unter den strengen Augen von mir und des Großmeister zu bestehen, ist noch mal etwas anderes.“ Zwei Tage vor der Abreise war es soweit. Neben Schlag- und Tritttechniken sowie der Fallschule zeigten die Drei die gesamte Bandbreite von Hebeln, Würfen, und Druckpunkttechniken. Und sämtliche Anweisungen gab der Großmeister nur in koreanisch. Am Ende zeigte sich, dass sich die jahrelange und akribische Vorbereitung lohnte. Alle Drei haben die Prüfung vor dem Großmeister bestanden.
Sie sind die ersten Aktiven des SV Einheit Wittenberg, denen das nach ihrem Chef gelungen ist. Als Rotgurt-Träger (höchster Schülergrad) kehrten zudem Maik Brückner sowie Frank Beckmann aus Südkorea zurück. Sie bestanden am zweiten Trainingstag ihre Prüfungen.
Einige Parallelen
Der Reiseschwerpunkt lag natürlich auf den Übungseinheiten mit dem Großmeister. Von 6 bis 8 sowie 19 bis 21 Uhr standen die Wittenberger auf den Matten, tagsüber gab es individuelle Einheiten. Trotzdem blieb auch die Zeit, sich andere Dinge in Geumsan und Umgebung anzuschauen. Dabei stellt Volker Gößling immer wieder Parallelen zu Wittenberg fest. Vor allem: „Beide Städte haben etwa 50 000 Einwohner und sind geistig-kulturelle Zentren.“ Wittenberg steht für die Reformation, Geumsan ist eines der Ginseng-Zentren in Asien.
Weiter perfektioniert haben Volker Gößling und seine Frau (Trägerin 3. Dan) ihre Sprachkenntnisse. „Mittlerweile können wir Straßenschilder entziffern und schaffen es, im Restaurant die koreanische Speisekarte zu lesen und zu bestellen.“ Dabei soll es nicht bleiben. „Am Thema Sprache bleiben wir dran, da ist noch mehr möglich. Und wie wir festgestellt haben, ist das Erlernen der Schriftzeichen gar nicht so schwer.“
Schwerpunkt bleibt aber Hapkido. Wobei es jetzt Richtung Jahresende ein weniger ruhiger zugehen wird beim SV, wie der Meister berichtet. Es steht nur noch ein Lehrgang im Dezember im Plan.