Quälerei am Margaretenhof? Quälerei am Margaretenhof?: Tierschützer sorgt sich

Oranienbaum - Peter Kahr hält die Informationen, die er über das Internet erhielt, für „mehr als glaubwürdig“. Der Österreicher geht davon aus, dass auf einer Koppel am Oranienbaumer Margaretenhof „seit Jahren Pferde verwahrlost gehalten werden, bis sie verrecken dürfen“.
Das dort noch verbliebene Pferd - ein fast 26 Jahre alter Hannoveraner-Wallach namens Agropul - leide an den Hinterbeinen vermutlich unter Arthrose, liege oft im Dreck und könne - wenn überhaupt - nur unter Schmerzen aufstehen. Zudem müssten die Hufe „endlich behandelt“ werden.
Kahr ist Obmann des Vereins „TirolerTierEngel“. Er ist der Ansicht, dass es ungeachtet früherer Kontrollen mit dem Tier „immer bergab“ gegangen sei. Dies halte er für nachvollziehbar, auch wenn er seine Informationen nur aus der Ferne bezieht. Ein weiteres Problem: Durch die zuständige Behörde wurden „keine Nachkontrollen durchgeführt“, die aber müsse unverzüglich reagieren.
Noch eine weitere Anzeige
Thomas Moeller vom Fachdienst Veterinärwesen und Verbraucherschutz des Landkreises Wittenberg erklärt, dass bereits „eine andere Anzeige zu dem betreffenden Pferd“ vorlag. Daraufhin seien Kontrollen durch eine amtliche Tierärztin sowie Rücksprachen mit dem Tierhalter erfolgt.
Im Ergebnis teilte Moeller dem Österreicher mit, dass „die von Ihnen dargestellten Beanstandungen nicht bestätigt“ werden konnten. Richtig sei, dass der Ernährungszustand des Pferdes lediglich mäßig war.
„Ursache dafür war eine Zahnerkrankung, die der Tierhalter jedoch schon selbstständig vor der Kontrolle tierärztlich behandeln ließ. Der Behandlungsnachweis der Tierärztin wurde uns vorgelegt.“ Nach der Behandlung habe das Pferd wieder besser Futter aufgenommen.
Eine sichtbare Zunahme des Pferdes werde aber noch einige Wochen beanspruchen. „Wird wieder Muskulatur aufgebaut, wird auch die Körperspannung besser. Eine Lahmheit des Pferdes“, so Moeller, „konnte nicht bestätigt werden. Futter und Wasser waren ausreichend vorhanden und für das Pferd frei zugänglich.“ Gleiches gelte für den Witterungsschutz, den man „trocken und eingestreut“ vorfand.
Er sicherte zu, die Behörde werde „den Zustand des Pferdes auch zukünftig überprüfen und erforderlichenfalls Maßnahmen einleiten“. - Bürgit Heerwald hätte nichts dagegen einzuwenden. Sie gehört zu denjenigen, die in der Vergangenheit „immer wieder“ darauf hinwiesen, dass auf der Koppel nicht alles zum Besten bestellt war.
„Seit 1998 geht das Theater“, erzählt die Vorsitzende des Hundesportvereins Oranienbaum. Dessen Übungsplatz liegt nur wenige Schritte vom Domizil des Wallachs entfernt. Heerwald findet, ein Pferd ganz allein stehen zu lassen, sei „keine artgerechte Haltung“. Im Verein sei überlegt worden, Geld zu sammeln und das Tier auszulösen. Dann könnte es auf einem Gnadenhof unterkommen.
Unterbringung anderswo?
Eine solche Lösung käme den Intentionen des Österreichischen Tierschützers Peter Kahr entgegen. Vielleicht lasse sich „in Absprache mit dem Besitzer“ auch eine Unterbringung des Pferdes bei einer seriösen Tierschutzorganisation organisieren.
Doch was sagt der Besitzer des Pferdes dazu? Laut Kahr und Vereinschefin Heerwald soll das ein Mann aus einem kleineren Ortsteil von Oranienbaum-Wörlitz sein. Doch der Mann, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, bestreitet das energisch. Er, der sich nicht ständig in der Region aufhalte, habe nur dafür gesorgt, dass sich „zwei ältere Herren“ um den Vierbeiner kümmern.
„Und ich kenne keinen Zoo, wo ein Tier solche Betreuung genießt. Es wird gebürstet. Es bekommt Möhren. Wäre es nicht ordentlich gepflegt, hätte es bestimmt schon 100 Mal verenden müssen“, heißt es am Telefon. Er wisse, so der Mann, aus welcher Richtung die Kritik an der Haltung des Wallachs komme.
„Da kann man nur mit dem Kopf schütteln.“ Fakt sei, dass vor einigen Wochen ein Auswuchs am Zahn behandelt werden musste. Deswegen habe der Hannoveraner nicht richtig kauen können. Demnächst sollen ihm noch die Hufe gemacht werden.
Senior kümmert sich
Armin Sonntag ist einer der Senioren, der sich tagtäglich um das Tier kümmert. Es erhält Einreibungen und konnte sicher sein, dass er die Tränke bei Frost von Eis frei hielt. Darüber hinaus hat Sonntag eine überdachte Konstruktion für einen sicheren Halt der Strohballen gebaut.
Behauptungen, dass alles super schlimm sein soll, nerven seine Frau Renate. Was teilweise in sozialen Netzwerken verbreitet werde, bezeichnet sie als „furchtbar“. Ihr Mann tue alles für das Pferd. Trotzdem mache sich „andauernd“ Kritik breit. Sie bestätigt, dass Unbekannte „einen ganzen Eimer verschimmeltes Brot“ an Agropul verfüttern wollten.
Andererseits sei auch der Umgang mit dem Besitzer - dass der keiner sein will, hat bei Verwaltungsmitarbeiter Moeller und Armin Sonntag für große Augen gesorgt - nicht eben einfach. Der drücke einem schon mal den Schlüssel in die Hand und verabschiede sich in den Urlaub oder inspiziere die Lage, indem er mit dem Auto ums Gelände fahre. „Ohne später noch auszusteigen“, berichten Sonntags, die das Geld für die Zahnbehandlung vorgeschossen haben.
Um mancherlei Merkwürdigkeit wissend sind die Oranienbaumer allerdings ebenfalls der Meinung, dass es selten passiert, dass ein Tier so gepflegt wird und unter Beobachtung steht. „Am Gebiss wurde über eine Stunde geschliffen“, erinnert sich Armin Sonntag. Auch Peter Kahr wird wohl aus Österreich weiter die Augen wachsam in Richtung Margaretenhof lenken. (mz)
