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Projekt an Evangelischer Grundschule Projekt an Evangelischer Grundschule: Der Mutmach-Baum

Von Ute Otto 26.01.2018, 15:11
Till Globig, Katharina Thiele, Alana Köppe und Marilynn Wille von der Kunst AG der Evangelischen Grundschule Holzdorf umfassen den Stamm des Platanen-Torsos. Zur AG gehören außerdem Mara und Marie Witte.
Till Globig, Katharina Thiele, Alana Köppe und Marilynn Wille von der Kunst AG der Evangelischen Grundschule Holzdorf umfassen den Stamm des Platanen-Torsos. Zur AG gehören außerdem Mara und Marie Witte. Ute Otto

Annaburg - Einen Ausflug zum Vereinshaus des Annaburger Bürgerschützenvereins hat die Arbeitsgemeinschaft Kunst der Evangelischen Grundschule Holzdorf unter Leitung von Christine Muth am Dienstagnachmittag unternommen. Eingeladen hatte sie Heiko Juraschek, Mitglied im Verein. Er hat den Anstoß gegeben für ein Kunstprojekt zusammen mit den Grundschulkindern.

Sturm „Xavier“ hatte im Oktober die prächtige Platane vor dem Vereinsheim einfach abgeknickt wie ein Streichholz. Die Krone ist auf das Dach gestürzt. Jetzt steht nur noch ein Torso. Schätzungsweise 100 Jahre alt ist der Baum geworden. Katharina Thiele, Alana Köppe, Till Globig und Marilynn Wille, vier der sechs AG-Mitglieder, schaffen es gerade noch, sich um den Stamm herum die Hände zu reichen. Der Umfang beträgt 3,20 Meter.

Die Krone ist längst beräumt, der Dachschaden am Vereinsheim - seitdem regnet es durch - soll in diesen Tagen behoben werden. Er fände es schade, wenn der Rest des Baumes einfach zu Kleinholz gemacht werden würde, sagt Heiko Juraschek zur MZ, er möchte, dass von dem Baum etwas bleibt. Und so kam er auf die Idee einer Stele oder einer Skulptur, die eine Botschaft vermittelt: Fürchtet euch nicht!

Schulleiterin Betty Riedel, auf das Projekt angesprochen, war sofort Feuer und Flamme. Im Kunstunterricht waren die Schüler aller Klassen ohne weitere Vorgaben aufgefordert, ihre Gestaltungsideen zu malen. „Ich finde es schön, dass die Kinder sich Gedanken machen können. Wir Erwachsenen hören Kindern oftmals nicht gut zu“, sagte sie.

Erstaunlich sind die Gedanken, die die Kinder mit ihren Entwürfen verbinden: Ein beschützendes Einhorn. Eine Eule, die für Weisheit und langes Leben steht. Ein Schutzengel. Ein Tor, durch das man die Welt von zwei Seiten betrachten kann. Eine überdimensionale Stiftebox, um den Nutzen des Holzes deutlich zu machen.

Ein Mensch mit einem Rosenkranz, der Trost und Hoffnung spendet. Ein Totem zum Gedenken an den Baum. Ein Kind hatte die Idee, am Stamm wieder Äste und Zweige und daran dann Blätter aus ausgesägten Holzscheiben zu befestigen.

Und wie sie so sinnierten über den Entwürfen bei Kaffee, Tee und Pfannkuchen, die der Verein spendiert hat, fiel auf einmal das Wort „Mutmach-Baum“. Das Motto war gefunden. Am 10. Februar soll der Verein in der Jahreshauptversammlung darüber beraten, wie das Projekt umgesetzt werden kann. Deshalb war Schatzmeisterin Nadja Schräpel am Dienstag beim Treffen mit den Kindern dabei.

Bis zu den Winterferien will auch die Kunst-AG ihre Vorschläge konkretisieren. Weitere Projektpartner sind laut Juraschek willkommen. Es sollen möglichst Menschen aus der Region sein, die Kettensäge und Schnitzwerkzeug am Torso ansetzen. Die Skulptur soll nach Jurascheks Vorstellung mobil werden: Der Mutmach-Baum könnte dann gegen Spenden für soziale Zwecke als Ausstellungsobjekt auf Wanderschaft gehen.

Der Stumpf soll aber nicht gerodet werden, sondern als Tisch für gemütliche Runden von Mitgliedern und Gästen des Bürgerschützenvereins vor dem Vereinsheim dienen. (mz)