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Posse an der Landesgrenze Posse an der Landesgrenze: Warum es so lange bei Bad Schmiedeberg holperte

Von Paul Damm 07.08.2020, 07:17
Deutlich erkennbar die Grenze zwischen Sachsen und Sachsen-Anhalt: Der sachsen-anhaltische Bereich der K2029/7413 wurde bereits erneuert.
Deutlich erkennbar die Grenze zwischen Sachsen und Sachsen-Anhalt: Der sachsen-anhaltische Bereich der K2029/7413 wurde bereits erneuert. Th. Klitzsch

Bad Schmiedeberg - Tiefe Risse im Beton, breite Schlaglöcher und abgenutztes Kopfsteinpflaster: Die Kreisstraße zwischen Söllichau und Großkorgau ist in einem desolaten Zustand. Schon seit etlichen Jahren wünscht sich die Stadt Bad Schmiedeberg eine Sanierung der Straße. Das Problem: Ein Teil der Strecke führt durch sächsisches Gebiet. Der Landkreis Nordsachsen sah bisher keine Notwendigkeit, den etwa 3,5 Kilometer langen Straßenabschnitt zu erneuern. Nun kommt doch Bewegung in den Fall.

Drei Jahrzehnte hatte der Landkreis Wittenberg vergebens versucht, eine Einigung für die Sanierung der Straße zu erzielen, erinnert sich Stefan Dammhayn (CDU). Der damalige Bürgermeister ärgert sich noch heute, dass es in seiner Amtszeit keinen erfolgreichen Abschluss gab.

„Dabei hatte es hat schon eine Übereinkunft gegeben“, erklärt der Bad Schmiedeberger. Bereits vor fünf Jahren hätte das Landratsamt Nordsachsen einer Sanierung zugestimmt. Doch dann kam die Ernüchterung: Für den Bau der Straße standen nicht genügend Mittel im Haushaltsplan zur Verfügung. Somit wurde dieses Projekt wieder auf Eis gelegt.

Kampf seit 30 Jahren

Schmiedebergs Kurdirektor Deddo Lehmann kann nicht nachvollziehen, warum sich immer noch nichts getan hat. „Der Kampf geht doch schon fast 30 Jahre“, sagt Lehmann. Für die Kur ist die Straße zwischen Söllichau und Großkorgau eine wichtige Verbindung. Schließlich nutzen viele Gäste aus dem Norden Sachsens und auch Leipzigs diesen Weg zu den Rehakliniken.

„Würden sie die Route über die ,Schöne Aussicht’ wählen, wäre dies ein Umweg von acht Kilometern“, rechnet der Kur-Chef vor. Immer wieder gibt es Beschwerden von Kurgästen, die sich über den Zustand der „Holperstraße“ empören. Zudem sollten Patienten, die eine Kur in Anspruch nehmen, auch komfortabel dorthin gelangen, findet Deddo Lehmann.

Für das Land Sachsen ist die kleine Kreisstraße jedoch gänzlich uninteressant. Zwar führt sie durch dessen Beritt, doch weder eine Wohnsiedlung noch einzelne Häuser befinden sich am Straßenrand. Und eine Sanierung wird teuer: Die dicken Betonplatten, die vermutlich aus den 1930er Jahren stammen, müssen rausgerissen werden.

Trotzdem gibt es jetzt eine Wendung. Wie Claudia Thiele vom Landkreis Wittenberg berichtet, besteht inzwischen eine Kooperation der beiden Landratsämter.

Bad Schmiedebergs Bürgermeister Martin Röthel (SPD) ist erleichtert und überrascht zugleich. Er freut sich, dass die Sanierung nun bald starten kann. „Lange haben wir auf diesen Moment gewartet“, gibt er zu. Er vermutet, dass auch das Treffen von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den ostdeutschen Ministerpräsidenten in Bad Schmiedeberg vor zwei Jahren etwas bewirkt hat. Bei diesem Treffen haben sich beide Landeschefs zu der Problematik geäußert und bestätigt, eine Lösung finden zu wollen. „Dieses Treffen hat vielleicht den Stein erneut ins Rollen gebracht“, denkt Röthel.

Land beteiligt sich

Nach mehreren Sitzungen und Abstimmungen haben die Landkreise Nordsachsen und Wittenberg nun eine Vereinbarung geschlossen. Wie aus einer Pressemitteilung des Landratsamts Nordsachsen hervorgeht, will der Nachbarkreis das Teilstück sanieren, da „die Straße eine Bedeutung für den Landkreis Wittenberg“ hat. Die Gesamtkosten für die geplante Instandsetzung belaufen sich auf schätzungsweise 1,1 Millionen Euro.

Das Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr des Freistaates Sachsen hat dafür Fördermittel zugesagt. Der Zuwendungsbescheid beläuft sich laut Aussagen des Straßenbauamtes auf 852.800 Euro. Doch das Land Sachsen will die Kosten für die Sanierung nicht vollständig tragen. Das Land Sachsen-Anhalt soll den Eigenmittelanteil und die nicht zuwendungsfähigen Kosten aufbringen. Peter Stracke vom Landkreis Nordsachsen setzt dafür einen Preis von 213.200 Euro an. Diese Beteiligung ist laut Stracke und Claudia Thiele auch zugesagt.

Kurdirektor Lehmann freut sich über den positiven Verlauf. Die Kurgäste könnten schon bald auf einer asphaltierten Straße zu den Kliniken gelangen. Die Sanierung soll im September starten. (mz)