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Ostern in Bad Schmiedeberg Ostern in Bad Schmiedeberg: Musik liegt in der Luft

Von Paul Damm 14.04.2020, 08:14
Weithin waren die Saxophon-Klänge von Jörg Hausmann in Bad Schmiedeberg zu hören.
Weithin waren die Saxophon-Klänge von Jörg Hausmann in Bad Schmiedeberg zu hören. Paul Damm

Bad Schmiedeberg - Ostern fällt nicht aus! Nein - doch es verläuft wie alles in diesem Jahr anders. Trotz Corona-Krise begehen viele Bad Schmiedeberger das Fest, um gerade in dieser schwierigen Zeit nicht die Hoffnung zu verlieren. Und manchmal hilft es da sogar, den Klängen eines Saxophons zu lauschen, die vom Himmel her kommen.

Alternativen im Internet

Um auch mit Abstand füreinander da zu sein, hatte sich Pfarrer Christoph Gramzow etwas Besonderes überlegt. „Seit mehreren Wochen ist kein konventioneller Gottesdienst mehr möglich, daher schreibe ich Lesegottesdienste für unsere Gemeinde“, berichtet der Bad Schmiedeberger. Diese enthalten eine Ansprache, eine Predigt und manchmal sogar ein Lied. Die Texte arbeitet der Pfarrer selbst aus und stellt sie auf die Internetseite seiner Kirchengemeinde. Dort können sie jederzeit nachgelesen werden - „Gottesdienst to go“ sozusagen.

Vor allen Dingen den Älteren, die aktuell besonders gefährdet sind, wollte Pfarrer Gramzow liebe Osterwünsche zukommen lassen. „Wir haben uns die Mühe gemacht und aus der Liste mit Kirchenmitgliedern diejenigen herausgesucht, die 85 Jahre oder älter sind.“ Um zu zeigen, dass alle in dieser schweren Zeit zusammenhalten, ließ der Pfarrer von der jungen Generation Karten für Ostergrüße anfertigen.

Er fragte die Kinder im Schulhort und in der Nachbarschaft, die schnell Interesse zeigten. „Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass mehr als 200 selbstgebastelte Osterkarten zusammenkamen“, berichtet Gramzow immer noch etwas ungläubig. Die aufwendig verzierten Karten zeigen beliebte Ostermotive - versehen mit einem Gedicht und einer persönlichen Botschaft.

Diese besonderen Grüße wurden dann verschickt, mit dem Osterbrief, den jedes Gemeindemitglied erhielt. Dank des Osterbriefs konnte jeder von zu Hause am Fest teilhaben, Psalme lesen, Osterlieder singen, das Ostergebet sprechen.

Vom Turm herab

Und das war noch längst nicht alles, was sich Pfarrer Gramzow für den Ostersonntag überlegt hatte. Denn in der Zeit des Abstands soll Musik die Menschen verbinden. Doch wie soll das möglich sein, wenn Konzerte nicht gestattet sind? So wuchs kurzerhand die Idee, die Musik zu den Menschen zu bringen und nicht die Menschen zur Musik.

Der Bad Schmiedeberger Musikschullehrer Jörg Hausmann erklärte sich bereit, vom höchsten Punkt der Kurstadt auf seinem Saxophon zu spielen: dem 55 Meter hohen Kirchturm. Von dieser Höhe breitete sich der Schall über die ganze Stadt aus, die Zuhörer konnten zu Hause bleiben und kamen trotzdem in den Musikgenuss.

In alle vier Himmelsrichtungen spielte Hausmann für etwa 40 Minuten Osterlieder. Immer mehr Menschen öffneten ihre Fenster und Türen, liefen in den Garten oder den Innenhof, um den Klängen zu lauschen. Thomas Bardo, der viele Jahre in der Bad Schmiedeberger Innenstadt eine Buchhandlung führte, stellte sich auf sein Hausdach und begleitete den Musikschullehrer aus etwa 100 Meter Entfernung mit seiner Trompete. Ein stimmungsvolles Duett über den Dächern der Stadt mit Blick auf die untergehende Sonne. (mz)