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Orgelvesper in Bad Schmiedeberg Orgelvesper in Bad Schmiedeberg: Maskiert in der Kirche

Von Heike Nyari 18.05.2020, 09:29
Ohne Mundschutz läuft auch hier nichts: Besucher der Orgelvesper in Bad Schmiedeberg
Ohne Mundschutz läuft auch hier nichts: Besucher der Orgelvesper in Bad Schmiedeberg Nyari

Bad Schmiedeberg - Etwa zwanzig Männer und Frauen zogen am Eingang Tücher und Masken ins Gesicht, um Mund und Nase zu bedecken. Dann betraten sie die evangelische Stadtkirche in Bad Schmiedeberg und stumm nickte man einander zu. „Setzen Sie sich bitte nur auf den Teil einer Bank, wo jeweils ein Kissen liegt“, sagte eine freundliche Stimme, denn man habe zuvor die einzuhaltenden Abstände genau ausgemessen, um somit die verordneten Vorschriften einzuhalten und eine gewisse Sicherheit zu gewährleisten.

Der Blick in den Raum mit den halb bedeckten Gesichtern war ungewöhnlich, und dennoch war die etwas bizarr anmutende Situation ein erster Schritt in Richtung Normalität. Die evangelische Gemeinde hatte nach monatelanger Pause wieder zu einer Orgelvesper einladen dürfen. Diese war jedoch wegen der immer noch andauernden Corona-Lage auf 30 Minuten begrenzt.

„Nach einer Zeit des Alleinseins und der Stille treffen wir uns heute wieder in einem etwas größeren Kreis“, begrüßte Pfarrer Christoph Gramzow seine Gäste und hieß auch Kantor Otto-Bernhard Glüer herzlich willkommen. Möglich war der musikalische Abend im Gotteshaus durch die von der Landesregierung verfügten Lockerungen der Coronaschutzbestimmungen.

Auch, wenn derzeit unter Beachtung der Abstands- und Hygienevorschriften Berührung und Umarmung noch nicht angesagt seien, könne sich jeder Anwesende eines angenehmen Gefühls sicher sein, heute in einer kleinen Gemeinschaft wieder ein schönes, wenn auch nur kurzes Konzert erleben zu dürfen.

Immerhin sei es nun fast fünf Monate her, dass am 24. Dezember in der Bad Schmiedeberger Stadtkirche zur Christvesper der letzte Gottesdienst stattfand. Im Januar waren noch einmal einige Personen der Einladung zur Orgelführung gefolgt und wenig später stand dann erst einmal alles still.

Nun also Orgelvesper, bei der der Kantor dem Instrument herrliche Melodien entlockte. Das Programm wartete mit Kompositionen aus dem 18. und beginnenden 19. Jahrhundert auf. So erklangen „Präludium C-Dur“ von Vincent Lübeck, dem sich Teile aus „Adagio e dolce“ und „Christ ist erstanden“ von Johann Sebastian Bach anschlossen.

Werke von Johann Ludwig Krebs waren ebenso zu hören wie von Johann Christian Heinrich Rinck. Die gut gewählte musikalische Mischung und die hervorragende Akustik im spätgotischen Raum ließen den Zuhörer abwechselnd zwischen meditativ ruhigen und freudig bewegten Gefühlen schweben. Dieses Konzert entpuppte sich wahrlich als willkommene Labsal für die Seele. Am Ende des gelungenen Klangerlebnisses gab es wohl verdienten Applaus für den Kantor.

„Ich möchte nicht versäumen, Sie auf die beiden Freiluftgottesdienste an Himmelfahrt hinzuweisen“, sagte Pfarrer Gramzow zum Abschied. Am 21. Mai beginnt um 11 Uhr ein „Gottesdienst im Grünen“ im Schlosspark zu Reinharz und um 14 Uhr wird an die Schifferkirche zu Priesitz geladen. Auf Chorproben, Gemeindekreise und Konzerte im Pfarrhof sowie Andachten in den Senioreneinrichtungen und auf Veranstaltungen für die Kurgäste muss jedoch vorerst noch verzichtet werden. (mz)

Kantor Otto-Bernhard Glüer
Kantor Otto-Bernhard Glüer
Nyari