Oranienbaum-Wörlitz Oranienbaum-Wörlitz: Gasthaus "Goldenes Horn" wird neuer Verwaltungssitz

Oranienbaum - Der Putz bröckelt, die Fenster sind zugenagelt und wirklich schön ist was anderes. Seit der Wende steht das einstige Hotel und Gasthaus „Goldenes Horn“ in Oranienbaum leer. In zentraler Lage, direkt zwischen Barockschloss und historischem Marktplatz gelegen, lässt sich durchaus erahnen, dass das stattliche Gemäuer einst erstes Haus am Marktplatz war, in dem Gäste logierten und speisten und in dessen großem Saal vor fast 90 Jahren sogar die ersten Kinovorführungen in Oranienbaum stattfanden.
Seit einigen Jahren wird erneut heftig über die Zukunft des Gebäudes diskutiert, dass - so Bürgermeister Uwe Zimmermann (Linke) - in den kommenden Jahren zum Stadthaus und Verwaltungssitz der Doppelstadt Oranienbaum-Wörlitz ausgebaut werden soll.
„2011 haben wir das Haus, das mit der Abwicklung der einstigen Konsumgenossenschaft Halle 1992 an einen Privatmann verkauft worden war, als Stadt für einen neuen Verwaltungssitz erworben“, erzählt der Bürgermeister und verweist auf die exponierte Lage und eine von Architekten bescheinigte gute Bausubstanz.
Doch obwohl es für die Sanierung des Gebäudes Fördermittel aus dem städtebaulichen Denkmalschutz gibt - laut Zimmermann stehen 1,5 Millionen Euro bereit, die verbaut werden können - scheiterte das Vorhaben bisher an den etwa 900.000 Euro Eigenmitteln, die die Kommune für die Sanierung inklusive der Ausstattung des neuen Verwaltungssitzes aufbringen muss.
Das „Goldene Horn“ ist nicht zum ersten Mal im Gespräch, wenn es um einen neuen Verwaltungssitz in Oranienbaum geht. „Schon 1931 gab es Gedanken, hier das Rathaus reinzubringen“, weiß Bürgermeister Uwe Zimmermann (Linke). Auch 1948 war die Stadtverwaltung als neuer Bewohner des Objektes im Gespräch, bevor die Konsumgenossenschaft Halle das Objekt erwarb und hier bis zur Wende eine Gaststätte und im Saal-Bereich ein Textil- und zuvor ein Spielzeugwarengeschäft unterhielt.
„Die Planungen laufen seit 2012. Auch die Baugenehmigung liegt vor. Aber 2013 mussten wir das Projekt auf Eis legen“, sagt Zimmermann. Grund dafür war der dringend benötigte Neubau der Kindertagesstätte in Wörlitz. Angesichts der prekären Haushaltssituation - aktuell macht der Stadt ein Haushaltsdefizit von 2,1 Millionen Euro sowie die Tilgung der kurz- und langfristigen Kredite in Höhe von 7,75 bzw. 5,16 Millionen Euro zu schaffen - hätte das Geld unmöglich für beide Projekte gereicht, so der Bürgermeister. „Nach dem Beschluss des Stadtrates, den Umbau des Stadthauses aus eigener Kraft zu bewältigen, gibt es meiner Meinung nach zwei Wege der Finanzierung“, so Zimmermann.
„Der eine ist, das Geld aus der Investitionspauschale zu nehmen. Das sind rund 300.000 Euro im Jahr, was bedeuten würde, dass die Bauarbeiten in mehreren Abschnitten über Jahre verteilt umgesetzt werden. Die andere Variante ist die Aufnahme eines Kredites“, spricht Zimmermann über das Bauvorhaben, das ihm längst, wie schon die Gesamtschule in Oranienbaum und der Kita-Neubau in Wörlitz, zur Herzensangelegenheit geworden ist.
Er spricht von der Zusammenlegung der Verwaltung und ihren 31 Mitarbeitern, die derzeit verteilt in Wörlitz und Oranienbaum unter nicht wirklich guten Bedingungen arbeiten. „Der Saal wird ein Multifunktionsraum für Ratssitzungen und andere öffentliche Veranstaltungen. Ein Fahrstuhl soll den barrierefreien Zugang in die ersten beiden Etagen des dreigeschossigen Gebäudes sichern und neben den Büros, Server- und Sanitärräumen soll im einstigen Gastraum ein kleinerer Raum für Ausschuss- und andere Sitzungen entstehen.
Darüber, im ersten Obergeschoss, wird der künftige Bürgermeister sein Büro mit Blick auf das Barockschloss haben“, so Zimmermann. Er selbst wird dort allerdings nie sitzen. „Am 24. September wird ein neuer Bürgermeister gewählt und ich werde nicht mehr kandidieren“, sagt der 59-Jährige.
Nach dem erfolgten Abriss eines Anbaus vor etwa vier Jahren wurde bereits im Mai mit der Sanierung und Sicherung der Dachkonstruktion im Saal begonnen. „Das war dringend notwendig, um zunehmende Schäden an der historischen Bausubstanz zu verhindern“, verweist Zimmermann darauf, dass es sich beim „Goldenen Horn“ um ein Einzeldenkmal als denkmalgeschütztes Gebäudeensemble handelt.
(mz)

