Nisthilfen aus Dabrun Nisthilfen aus Dabrun: Warten auf die Störche

Bleddin - Jahrelang hätten Störche versucht, auf dem Dach der alten Mühle in Bleddin einen Horst zu errichten. Wegen der Neigung des Daches, berichtet Axel Schonert, der mit seiner Frau auf dem Mühlengelände lebt und von dort bekanntlich ein Biotopmanagement betreibt, seien diese Versuche stets gescheitert. Eine Unterkonstruktion zu errichten, die den Nestbau erleichtert hätte, kam wegen des Gewichts solcher Horste nicht in Betracht.
Denn die können Schonert zufolge - je nach Alter, respektive Nutzungsdauer - schon mal eine halbe Tonne und auch mehr wiegen.
Genehmigungen eingeholt
Ein Betonmast ist nun die Lösung: Errichtet wurde er am Dienstag dieser Woche in Sichtweite von Schonerts Domizil. Den Bau ermöglicht hat die Landschaftspflegehof Dabrun gGmbH, die, so Schonert, im zeitigen Frühjahr mitgeteilt hatte, dass es einen passenden Mast gibt.
„In Absprache mit der Naturschutzbehörde waren die notwendigen Genehmigungen schnell eingeholt und auch eine finanzielle Beteiligung des Landkreises zugesagt, die dankbar angenommen wurde“, teilt Schonert weiter mit. Der Landschaftspflegehof habe auch die Planung und Errichtung übernommen, besonders von letzterem zeigt sich der Ornithologe angetan.
Immerhin handelt es sich um einen acht Meter hohen und wohl „viele“ 100 Kilogramm schweren Mast, der etwa einen Meter tief in ein Betonfundament eingelassen wurde. Was Schonert beeindruckt, war nicht zuletzt der Aufbau, bei dem Mitarbeiter vom Landschaftspflegehof um Nico Stenschke mit Hilfe von Holzpaletten und einem Traktor den Mast gewissermaßen haben einschweben lassen, um schließlich nach dem Ausrichten die Restfuge mit Schnellbeton zu verschließen. Nach ihrer Motivation zu dieser Aktion befragt, sagt Stenschke zur MZ: „Nisthilfen anzubringen, gehört mit zu unserem Portfolio. Aber das Storchennest war schon speziell.“
Nun wäre der bloße Mast freilich keine ernst zu nehmende Nisthilfe, weshalb sie im Vorfeld eine eindrucksvolle Horstunterlage fertigen ließen, auch deren Gewicht schätzt Schonert auf etwa 100 Kilogramm. Um die Konstruktion für Störche noch einladender zu machen, haben sie das Ganze mit weißer Kalkfarbe bespritzt. Dadurch wirke das Nest bereits benutzt. Schonert zitiert insoweit einen Freund, der einmal gesagt habe, wenn eine Kneipe voll besetzt ist, spreche das für eine gute Küche. Die Störche hingegen würden nun im Idealfall annehmen, dass es sich hier also um einen „begehrten“ Horst handelt.
Dass noch in dieser Saison ein Storchenpaar einzieht, glaubt Axel Schonert aber nicht. Er geht davon aus, dass sie das Nest erst einmal spielerisch erkunden werden. Weniger mit Glauben als mit Fakten zu tun hat es, wenn er sagt: „Die Störche leiden, wie die Landwirte und Gartenbesitzer, akut unter der Trockenheit.“ Die Böden sind trocken und das nicht erst jetzt, schon in den letzten zwei Jahren wurde das Problem zunehmend größer. Inzwischen seien die Amphibienbestände „eingebrochen“, es gebe nicht mal mehr oder kaum noch Erdkröten, „da brechen den Störchen die Nahrungsgrundlagen weg“.
Das führe dazu, dass sie sich auch an Straßenrändern nach etwas Fressbarem umsehen. Vermutlich solche Futtersuche und damit einhergehend die unheilvolle Begegnung mit einem Fahrzeug hat am Wochenende bei Lebien einen Storch das Leben gekostet (die MZ berichtete).
Mast voller Leben - eines Tages
Zurück nach Bleddin: Dort dürfte - bei allem Wissen um die Probleme in Flora und Fauna - jetzt erst einmal die Freude über die weithin sichtbare Nisthilfe für Störche dominieren. Am Wochenende, sagt Schonert, sollen entlang des Mastes noch Nistkästen für andere Vogelarten angebracht werden. „Der Mast wird voller Leben stecken, wenn er erst einmal besiedelt ist.“ Beruhigend sei zudem, dass die Konstruktion mardersicher sei. (mz)