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Neue Ausstellung im Bibelturm Neue Ausstellung im Bibelturm: In Wörlitz kann jeder "feste feiern"

Von Ilka Hillger 07.04.2017, 12:55
Im Ausstellungsraum des Wörlitzer Bibelturms heißt es : „feste feiern“.
Im Ausstellungsraum des Wörlitzer Bibelturms heißt es : „feste feiern“. Landeskirche

Wörlitz - Ostern steht vor der Tür, im Mai folgt Himmelfahrt, dann kommt Pfingsten. Ganz selbstverständlich folgen die Menschen dem Jahreslauf der christlichen Feiertage. Sie orientieren sich zwischen den damit verbundenen Ferien und Geschenkekäufen. Der Anlass für diese Feiertage geht dabei jedoch zuweilen verloren.

Ein christliches Datum

Hat man „feste feiern“ besucht, sind alle Hintergründe aufgedeckt, ist man sattelfest im Feiertagsgeschehen der christlichen Kirche. Am Palmsonntag, dem 9. April – wieder solch ein wichtiges christliches Datum, wird zum Saisonstart im Bibelturm der Wörlitzer Kirche St. Petri die neue Ausstellung eröffnet: „feste feiern“.

Nach mehreren Jahren „Zwischen Himmel und Erde“ – so der Name der Vorgängerausstellung – hat sich jedoch nicht nur die Schau erneuert, sondern auch die Ebenen des Bibelturms. „Die Farbe ist fast noch nicht trocken“, sagt Pfarrer Thomas Pfennigsdorf bei einem Vorabrundgang, der bis auf die luftige Aussichtsplattform mit grandiosem Weitblick übers zart grünende Gartenreich führt. Im Turm sind die Dielen frisch abgezogen und gewachst, die Wände geweißt. Sieben Jahre Saisonbetrieb hinterließen ihre Spuren.

Anlässlich der Eröffnung findet am Palmsonntag - das ist der 9. April - um 14 Uhr ein Festgottesdienst in der Kirche der Parkstadt statt. Im Anschluss können die Interessenten die neue Ausstellung besichtigen.

Für ein Grußwort wird unter anderem Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) erwartet.

Den Gottesdienst gestalten am Sonntag gemeinsam der katholische Propst Matthias Hamann aus Dessau, die anhaltische Landespfarrerin für Gemeindeaufbau, Christine Reizig, sowie der Wörlitzer Ortspfarrer Thomas Pfennigsdorf.

Die Orgel spielt Landeskirchenmusikdirektor Matthias Pfund. Im Gottesdienst werden Frauen und Männer eingesegnet, die ihren ehrenamtlichen Dienst für den Bibelturm beginnen.

Weitere Mitarbeitende werden aus ihrem Dienst verabschiedet. Der Bibelturm ist der 66 Meter hohe Kirchturm der St.-Petri-Kirche in der Parkstadt Wörlitz. Seine Aussichtsplattform bietet einen atemberaubenden Blick über das gesamte Dessau-Wörlitzer Gartenreich.

In den Räumen der früheren Türmerwohnung werden seit 1994 Ausstellungen rund um die Bibel gezeigt. Trägerin des Bibelturms ist die Evangelische Landeskirche Anhalts.

Die inhaltliche Arbeit wird von einem ökumenischen Beirat verantwortet. Im Jahr 2016 besuchten über 11 000 Menschen den Bibelturm Wörlitz.

Zu diesem Zeitpunkt war die erfolgreiche Vorgängerausstellung „Zwischen Himmel und Erde“ zu sehen.  

Damit der Besucherzuspruch keinen Abbruch zwischen April und Oktober erfährt, ist Kuratorin Annett Helmecke-Possehl mit einem überzeugenden Konzept angetreten. Natürlich sei auch das Reformationsjubiläum zur Sprache gekommen, als man vor drei Jahren erstmals über eine neue Ausstellung für den Bibelturm nachdachte. „Es sollte allerdings etwas sein, das länger Bestand hat“, sagt sie. Mit „feste feiern“ liegt man da genau richtig und ist auch noch in sieben Jahren aktuell, denn im Schnitt wird die Schau so lange zu sehen sein.

Beschwerlicher Aufstieg lohnt sich

Das mag lang erscheinen, aber vor allem sind es Touristen, die den Bibelturm besuchen. Oftmals kommen sie wegen des Ausblicks und nehmen die Informationen des Projektes im beschwerlichen Aufstieg der 200 Treppenstufen mit. Der Weg zu den Ausstellungsebenen, die im Turm verteilt sind, ist nicht zuletzt ein Grund für wohlüberlegte Wechsel einer Schau. Respekt den Ausstellungsgestaltern und Handwerkern, die in den vergangenen Wochen einen Sonderzuschlag verdient hätten.

Ihre Arbeit fußte auf dem inhaltlichen Konzept von Kuratorin Annett Helmecke-Possehl. Interaktiv und multimedial informiert die Ausstellung auf den drei Ebenen des Kirchturms über das Kirchenjahr. „Heute scheinen alle Dinge für uns jeden Tag und rund um die Uhr verfügbar zu sein. Um den Rhythmus im Leben nicht zu verlieren, brauchen wir jedoch Jahreszeiten, Feste und andere besondere Tage, die Halt geben“, erklärt sie. Das Kirchenjahr biete auf wunderbare Weise solch eine Struktur.

Blick aufs Kirchenjahr

Die erschließt sich ganz schnell beim Blick auf die Kirchenjahresuhr im ersten Raum, der einen Überblick gibt. Entscheidend für die Berechnung des Kirchenjahres ist das Osterdatum, das auf dem ersten Sonntag nach dem Frühlingsvollmond liegt.

Seit 325 n. Christus ist dies schon so, nahezu alle Feiertage aus dem Weihnachts- und Osterfestkreis resultieren daraus. Die Kirchenjahresuhr erklärt dies anschaulich für beide christlichen Konfessionen, der Bibelturm ist schließlich ein ökumenisches Projekt. Die liturgischen Farben Weiß, Rot, Violett, Rosa, Grün, Blau und Schwarz ziehen sich durch die Schau und stehen für Zeiten der Stille, Freude oder Einkehr.

Advent im Frühling

Etliche Meter darüber erreicht der Besucher die Ebene für den Weihnachtsfestkreis und steht mitten in der Zeit zwischen Advent und Epiphanias. Ein Herrnhuter Stern und ein stilisierter Weihnachtsbaum stimmen ein auf Entdeckungen rund um dieses Fest. Der Baum mit seinen versteckten Fächern hinter roten Kugelklappen birgt Überraschungen.

Nikolaus, Christbaumkugeln oder auch Krippe deckt man auf und kurze Texte erklären die Bedeutung. Hier wie auch im Raum für den Osterfestkreis ergänzen Videos die Ausstellung. Ein Pantomime erzählt die biblische Geschichte der Heiligen drei Könige, die gelesene Weihnachtsgeschichte illustrieren Bilder einer Krippenausstellung und ein Zeichner malt im nächsten Ausstellungsraum die Ostergeschichte.

Das Oktagon, der oberste Raum des Turmes, ist Himmelfahrt und Pfingsten vorbehalten und ein Raum der Stille und Andacht. In dieser Atmosphäre können sich die Besucher mit der biblischen Himmelfahrts- und Pfingstgeschichte befassen und dem verbindenden Element - dem Heiligen Geist.

„Man kann die Ausstellung alleine oder mit einer Führung erkunden“, lädt Annett Helmecke-Possehl ein. Verlassen kann sich der Bibelturm dabei auf 17 Ehrenamtliche, die die Schau betreuen. Investiert wurden in das Ausstellungsvorhaben 55.000 Euro, die aus Eigenmitteln aber vor allem durch Fördermittel und Spenden von Lotto Toto, der Bibelgesellschaft, dem Bonifaziuswerk und durch Privatspenden zusammenkamen.

Der Wörlitzer Bibelturm ist täglich (außer montags) von 11 bis 17 Uhr und sonntags von 12 bis 17 Uhr geöffnet. Informationen unter www.bibelturm.de

(mz)

Der Nikolaus im Bibelturm
Der Nikolaus im Bibelturm
Kirche
Annett Helmecke-Possehl erläutert ein Exponat.
Annett Helmecke-Possehl erläutert ein Exponat.
Kirche