Nach dem tödlichen Unfall bei Bergwitz Nach dem tödlichen Unfall bei Bergwitz: Tragödie hat kurzfristige Konsequenzen

Bergwitz - Manchmal geht es auch schnell: Die Tragödie von Bergwitz, der Unfall, der am Samstag drei Menschenleben forderte, wird kurzfristige Konsequenzen haben. Das ist Mittwochnachmittag bei einem eilig anberaumten Treffen im Rathaus von Kemberg vereinbart worden.
Beteiligt waren Politik, Polizei und Behörden. Sie haben sich auf zwei Punkte verständigt, die alle für mehr Aufmerksamkeit bei den Verkehrsteilnehmern sorgen sollen.
Nach dem Unfall auf der B100: Warnmarkierungen sollen angebracht werden
Zum einen geht es um die Verkehrsschilder an der Kreuzung, die größere Dimensionen bekommen werden: etwa das Stopp-Schild, der Hinweis auf Tempo 70 oder die Warnung vor einer Unfallgefahrenstelle. Zum anderen werden Warnmarkierungen auf der Fahrbahn angebracht - mit „Rütteleffekt“.
Das verkündete am Ort des Unglücks, an der Bergwitzer Kreuzung also, Verkehrs-Staatssekretär Sebastian Putz (CDU). Er appellierte an alle Verkehrsteilnehmer, die dort unterwegs sind, sich an die Regeln zu halten: zum eigenen Wohle und dem anderer Menschen.
Kembergs Bürgermeister Torsten Seelig (CDU), der sich mit Nachdruck (und Unterstützung von Bundes- und Landtagsabgeordneten) um das schnelle Treffen bemüht hat, hofft, dass binnen zwei Monaten die Punkte umgesetzt sind. Es handelt sich um eine Art Überbrückung, bis der lange geforderte Kreisverkehr an der Kreuzung, die bekanntermaßen ein Unfallschwerpunkt ist, existiert. Der Kreisel, das versichert Staatssekretär Putz, sei „unstrittig“ und komme auch - die Frage ist: Wann.
Wann der Kreisverkehr an der B100 kommt, ist ungewiss
Das Ziel ist, bis Ende des Jahres den Antrag auf Planfeststellung einzureichen. Sagt der Staatssekretär. Dann folgen Ausführungsplanung, Auslegung, Ausschreibung. Wann der Kreisverkehr tatsächlich für mehr Sicherheit sorgen wird, dazu wollte gestern niemand eine Prognose abgeben, auch nicht die Vertreter der Landesstraßenbaubehörde. Das sei unter anderem abhängig von eventuellen Einwänden oder Klagen, hieß es. Will heißen: Das Provisorium dürfte länger Bestand haben.
Laut Seelig, der sich zufrieden zeigt, „dass zeitnah etwas passiert“, sind im Rathaus auch Alternativen besprochen worden: „Wir wollen abwarten, ob wirkt, was jetzt eingerichtet wird.“ Denkbar sei, wenn nötig, etwa das Aufstellen einer Ampel. Verärgert ist der Bürgermeister nach wie vor trotzdem: „Es ist frustrierend, wenn man sieht, wie lange es in Deutschland dauert, so ein bisschen Kreisverkehr zu bauen.“ Nach seiner Erinnerung ist mit der Vorplanung eines Radwegs zwischen Bergwitz und Kemberg und eben des Kreisels bereits 2013 begonnen worden.
Was am Mittwoch mehrfach zurückgewiesen wurde, sind Vorwürfe der Verzögerung - etwa aufgrund von Personalengpässen. Die Baubehörde habe das Projekt „mit Nachdruck vorangetrieben“, versichert Staatssekretär Putz. Und Landtagsfraktionschef Siegfried Borgwardt (CDU) erklärt: „Schuldhaftes Verhalten hat es hier eindeutig nicht gegeben.“
Die Polizei tritt unterdessen dem Eindruck entgegen, dass an der Kreuzung in den vergangenen Jahren viele Menschen bei Unfällen ihr Leben lassen mussten. Zwar stimme, dass es dort häufig kracht - seit 2010 sind auf der Kreuzung an der B 100 zwischen Bergwitz und Kemberg 53 Unfälle dokumentiert worden. Allerdings seien laut Statistik in diesem Zeitraum lediglich drei Menschen gestorben - eben die am vergangenen Wochenende.
Bergwitzerin plädiert an der Kreuzung für Tempo 50
Ein Trost ist das nicht. Etwa für Bergwitzer, die nahe der Kreuzung wohnen. „Ich möchte, dass das hier aufhört“, sagt eine Frau aus der Nachbarschaft. Sie plädiert für Tempo 50 und Geschwindigkeitskontrollen. „Ich kam gerade aus dem Urlaub und war bester Laune“, beschreibt sie den vergangenen Sonnabend: „Plötzlich hörte ich den Knall und sah ein Auto fliegen. Furchtbar. Hier muss sich was ändern.“
Am vergangenen Sonnabend stießen an der berüchtigten Kreuzung ein mit fünf Personen besetzter Opel und ein Kia zusammen, in dem zwei Menschen saßen. Der Kia fuhr auf der B 100 Richtung Wittenberg, der Opel wollte die Bundesstraße in Richtung Kemberg überqueren. Zwei Frauen und ein Mädchen, die auf der Rückbank des Opels Platz genommen hatten, starben. Noch hat die Polizei die Ermittlungen nicht abgeschlossen. Deshalb ist die Unfallursache offiziell bislang nicht benannt. (mz)