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Mord in Pretzsch Mord in Pretzsch: Todesursache Hai

Von Marcel Duclaud 06.03.2019, 14:34
Der Prinz hat keine Chance - die Pretzscher Haifische haben ihn gemeuchelt und tanzen um seinen Leichnam.
Der Prinz hat keine Chance - die Pretzscher Haifische haben ihn gemeuchelt und tanzen um seinen Leichnam. Marcel Duclaud

Pretzsch - Die Fische schlagen zurück, sie haben die Nase voll von den Hinterlassenschaften der Menschen, die sie krank machen und umbringen - von Plastikmüll zum Beispiel. Am Dienstag muss der Pretzscher Prinz Julian I. dran glauben. Dem charmanten Hai-Angriff sind er und seine zahlreichen Beschützer von den Karnevalisten der Stadt einfach nicht gewachsen.

Der Prinz sinkt dahin, ein Blutfleck breitet sich aus, das Wehklagen nicht zuletzt von seiner untröstlichen Prinzessin Nicole II. ist weithin zu hören.

In Pretzsch wird die Tradition der Prinzenbeerdigung zum Ende der Karnevalszeit fortgesetzt. Und wie stets hat sich das närrische Volk einen ungewöhnlichen Weg ausgedacht, wie der Prinz zum Tode befördert werden kann - im besten Fall werden Anleihen genommen am aktuellen Weltgeschehen.

Die Dieselaffäre wurde Pretzscher Prinzen schon zum Verhängnis, nun also der menschengemachte Plastikmüll. Die schnell herbei geeilte Krankenschwester kann Julian I. nicht mehr retten. Wie stets trägt der Sensenmann, der schon ein ganzes Weilchen vor dem Rathaus herumschleicht und sich dem Prinzenpaar immer wieder zu nähern versucht, den Sieg davon. Bis zum nächsten Mal.

Vor dem Ende des Pretzscher Karnevals in dieser Saison und dem Abtransport des Prinzen - dem Vernehmen nach geht es zum Gasthaus, wo der Leichenschmaus wartet - finden vor Publikum noch einige Auftritte statt. Wie üblich sind vier Blasmusiker aus Prag mit von der Partie, die kleinen Funken zeigen einen Gardetanz, die großen Elbefunken Showtänze nach Abba-Melodien - auch das Prinzenpaar, das ein echtes Paar ist und, wie Bürgermeisterin Diana Skowronek verrät, demnächst zu heiraten gedenkt, darf noch einen letzten Tanz auf dem Pflaster vorführen - umringt von Funken.

Zuvor hat die Bürgermeisterin, die bekennende Karnevals-Freundin ist, den Schlüssel fürs Rathaus zurück erhalten - und festgestellt, dass die Kasse leer ist. Keine Überraschung und im wirklichen Leben auch nicht anders. Bad Schmiedeberg, zu dem Pretzsch gehört, steckt in der Haushaltskonsolidierung, seit Jahren schon. Diana Skowronek lässt die Stadt-Fahne lieber drinnen, der Wind draußen pustet am Dienstag zu stark, sie könnte zerrissen werden - und an Geld für eine Reparatur zu kommen, wäre schwierig. Dafür lobt sie ihre Karnevalisten, die eine „tolle, stimmungsvolle Saison“ hingelegt haben. Selbst das miese Wetter beim Umzug am Sonntag habe der guten Laune nicht viel anhaben können. Karneval, sagt die Bürgermeisterin, sei seit vielen Jahren ein fester Bestandteil des städtischen Lebens. „Schön ist, dass vom Kindergartenkind bis zum Rentner alle dabei sind.“ Am Nachwuchs fehle es nicht - wie etwa die Funken zeigen. (mz)

Ein letztes Tänzchen
Ein letztes Tänzchen
Duclaud
Auftritt: kleine Funken
Auftritt: kleine Funken
Duclaud